71% der Deutschen wollen staatliche Mietpreisgrenze – Die irrationale Sehnsucht nach der Staatswirtschaft

Erschienen am 2. Dezember 2013

Die FAZ vom 27.11. berichtet über eine Umfrage des renommierten Instituts für Demoskopie Allensbach. Ich schätze das Institut sehr, mit dessen Gründerin, Elisabeth Noelle-Neumann ich befreundet war und von der ich viel lernen durfte. Ein wichtiges Thema der Allensbach-Umfragen war und ist stets, wie die Bundesbürger den Wert der Freiheit einschätzen. Leider kann man seit Jahren feststellen, dass Gleichheit den Deutschen wichtiger ist als Freiheit.

Bei der aktuellen Umfrage sagten 71 Prozent der Deutschen, sie seien dafür, dass der Staat Obergrenzen für die Mieten festsetzt. Übrigens sind auch 46 Prozent ganz generell dafür, dass der Staat „Obergrenzen für die Preise von Grundnahrungsmitteln“ festlegen solle.

Gefragt wurde von den Allensbacher Demoskopen, was die Menschen mit den Begriffen „Marktwirtschaft“ einerseits und „staatlich organisiertes Wirtschaftssystem“ andererseits assoziieren. Hier einige erschreckende Ergebnisse: Nur 12 Prozent assoziieren Marktwirtschaft mit „sozialer Gerechtigkeit“, aber 43 Prozent assoziieren ein „staatlich gelenktes Wirtschaftssystem“ mit „sozialer Gerechtigkeit“. 56 Prozent denken bei Marktwirtschaft an Gier, 53 Prozent an Rücksichtslosigkeit, 51 Prozent an Ausbeutung und 49 Prozent an hohe Preise. Dagegen denken 51 Prozent beim „staatlich organisiertem Wirtschaftssystem“ an „Sicherheit“.

Das ständige Gerede der Parteien und der Medien über angebliche Defizite an „sozialer Gerechtigkeit“ tut seine Wirkung. Zwei Drittel der Befragten sind inzwischen der Meinung, in Deutschland gehe es „nicht gerecht“ zu, nur 18 Prozent sind anderer Meinung. Besonders absurd: 36 Prozent der Befragten in den alten und 42 Prozent der Befragten in den neuen Bundesländern glauben, dass es ihnen in einer Wirtschaft, die stärker vom Staat kontrolliert werde, persönlich besser ginge!

Wenn ich so etwas lese, dann denke ich manchmal, dass es in einer Beziehung schade ist, dass es die DDR und die UdSSR nicht mehr gibt. Denn früher konnte ja jeder tagtäglich sehen, dass die Marktwirtschaft der Planwirtschaft überlegen ist. Man musste nur die DDR und die Bundesrepublik oder die UdSSR und die USA vergleichen. Heute kann man das auch sehen, wenn man etwa Nord- und Südkorea miteinander vergleicht. Doch Korea ist nun einmal weit weg.

Die Große Koalition handelt also in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Deutschen, wenn sie immer mehr reguliert, reglementiert und umverteilt. Doch der sozialdemokratische Wohlfahrtsstaat wird irgendwann genau so zusammenbrechen wie Ende der 80er Jahre der „real existierende Sozialismus“. Zusammenbrechen wird er unter einer überbordenden Schuldenlast, weil er ständig neue soziale Wohltaten zu Lasten künftiger Generationen finanziert.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.