Bewegung im Fondsmarkt

Erschienen am 25. Januar 2010

Anfang Februar werden die Platzierungszahlen der Initiatoren geschlossener Fonds veröffentlicht. Schon jetzt ist klar, dass es einen dramatischen Einbruch im Jahr 2009 gegeben hat. Zwar war dieser Einbruch bei Immobilienfonds bei weitem nicht so stark wie etwa bei Schiffsbeteiligungen – dennoch wird es wohl das seit langer Zeit schlechteste Jahr auch für Immobilienfonds gewesen sein.

Manche traditionell starken Fondssegmente wie insbesondere die US-Fonds gingen im vergangenen Jahr kaum. Auch an Asienfonds, Fund-in-Fund-Konzepten, Dubai-Beteiligungen etc., für die es 2008 einen richtigen Boom gegeben hatte, hat niemand mehr Interesse.

Gut platziert wurden dagegen Fonds, die Sicherheit versprechen – etwa durch staatliche Mieter. Doch an Core-Immobilien mit langfristigen staatlichen Mietern zu kommen, und zwar zu Preisen, die nach Weichkosten marktgängige Ausschüttungen erlauben, ist nicht einfach. Hinzu kommt: Viele Initiatoren bekamen keine Eigenkapitalzwischenfinanzierung und/oder keine Endfinanzierung mehr, so dass das Produktangebot geringer war. Schließlich: Manche ehemals großen Häuser befinden sich in erheblichen Schwierigkeiten, was nicht nur die Finanzierung erschwert, sondern auch den Vertrieb.

Ist der Markt für geschlossene Fonds deshalb tot? Nein! Absolut nicht. Was wir beobachten, ist eine Umgruppierung unter den Initiatoren, wie wir sie schon häufiger erlebt haben. Wer spricht denn beispielsweise heute noch von den Initiatoren, die noch vor zehn bis fünfzehn Jahren den Markt dominierten? IBV, Banghard, KC, Fundus, Ärztetreuhand, Dr. Görlich, Falk usw. – viele der einstigen Platzhirsche und ehemaligen Marktführer, die einstmals Milliarden-Volumina initiiert haben, sind insolvent, andere gibt es zwar formell noch, doch sind sie längst bedeutungslos.

In jeder Krise steckt eine Chance. Das hatte ganz richtig auch die renommierte Berenberg-Bank diagnostiziert, die eine eigene Fonds-Tochter gegründet hatte. Klotzen und nicht kleckern war das Motto – man fing gleich mit 28 Angestellten an, überwiegend abgeworben von Wölbern. Schon wenige Monate nach der Gründung muss man sich nun aus Imagegründen wieder von dieser Tochter verabschieden, denn der Reputationsschaden (Durchsuchungen, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft) ist viel höher als der mögliche Gewinn.

Richtig bleibt jedoch, dass es genau der richtige Zeitpunkt ist, neue Initiatoren zu gründen. Credit Suisse hat jetzt den Neueinstieg in den Markt verkündet. Ich weiß auch von einer anderen sehr bedeutenden ausländischen Bank, die derzeit den Neueinstieg in das Geschäft mit geschlossenen Fonds in Deutschland plant.

Der Zeitpunkt ist aus meiner Sicht sehr gut gewählt: Selten war es so einfach, gute und erfahrene Profis im Markt für geschlossene Fonds zu so günstigen Konditionen einzustellen. Die meisten etablierten Initiatoren bauen Stellen ab. Und der Vertrieb sucht durchaus weiterhin nach guten Produkten. Natürlich setzt man am liebsten auf langjährig erfahrene und wirtschaftlich stabile Initiatoren mit hervorragender Leistungsbilanz. Doch davon gibt es heute weniger als noch vor einem Jahr. Also eröffnen sich Chancen für neue Player. Wenn ich ein neues Emissionshaus gründen wollte (was ich nicht vorhabe), dann würde ich das genau jetzt tun.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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