Die Dollar-Überraschung

Erschienen am 19. November 2016

Vor den US-Wahlen habe ich damit gerechnet, dass der Dollar bei einem Trump-Sieg zunächst fallen wird. Am Tag der Wahl sank der Dollar im Verhältnis zum Euro tatsächlich sehr rasch, aber inzwischen ist er schon zehn Tage in Folge gestiegen. Dass das so schnell geschehen wird, damit hatte niemand gerechnet.

Da ich seit Jahren auf Dollar-Investments setze und einen erheblichen Teil meines Vermögens in US-Immobilien investiert habe, bin ich über die Wechselkursentwicklung nach den US-Wahlen natürlich überaus glücklich. Denn ich kann seit den Wahlen täglich zuschauen, wie mein Vermögen in Euro gerechnet steigt.

Ich hatte in meinem Beitrag zum Dollar durchaus mit der Möglichkeit gerechnet, dass er nach einem ersten Einbruch deutlich fester werden würde: „Wie es danach weitergeht, hängt davon ab, wie sich Trump verhält: Gelingt es ihm, entgegen seiner Persönlichkeit, berechenbarer zu erscheinen und hört er auf, ständig dummes Zeug zu reden? Senkt er, wie angekündigt, massiv die Steuern? Dann könnte der Dollar unter Trump mittel- und langfristig sogar deutlich fester werden“, so hatte ich geschrieben.

Wird Trump die Erwartungen der Märkte erfüllen?

Dass der Dollar so schnell fester wird, hat mich jedoch überrascht. Ob er in den kommenden Monaten so stark bleibt wie im Moment oder sogar noch stärker werden wird, das hängt davon ab, ob Trump die derzeitigen Erwartungen der Märkte erfüllt. Die Märkte rechnen mit massiven Infrastrukturinvestitionen durch die Trump-Regierung, mit einem Anstieg der Inflation und einem Zinsanstieg. Zudem haben sie ganz generell der Trump-Regierung einen großen Vertrauensvorschuss entgegengebracht, obwohl die Mehrheit der Wallstreet ja eindeutig auf der Seite von Clinton stand. Dass der Dow Jones trotz des festen Dollars (der für viele US-Firmen ein Problem ist) so stark gestiegen ist, zeigt, dass die Marktteilnehmer auf einen „vernünftigen“ und berechenbaren Trump setzen. Sollte es indes anders kommen, könnte zu einem späteren Zeitpunkt das geschehen, was für die Zeit unmittelbar nach den US-Wahlen erwartet wurde, nämlich eine Abwertung des Dollar.

Weiter im Dollar investiert bleiben

Langfristig halte ich es nach wie vor für richtig, stark im Dollar investiert zu sein, ganz unabhängig davon, wie er sich in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird. Wie sich der Euro/Dollar-Wechselkurs entwickelt, hängt einerseits natürlich von Politik, Wirtschaft und Zinsen in den USA ab, andererseits aber an den Entwicklungen im Euro-Raum. Und da bleibe ich sehr skeptisch, weil die Euro-Rettungspolitik die Stabilität unserer Währung massiv gefährdet. Die EU ist politisch in einem schlimmen Zustand und Draghi hat den Euro mit seiner Politik weiter geschwächt. Man sieht das daran, dass der Euro seit Jahren weltweit massiv an Bedeutung verloren hat und weiter verliert. Daher bleibe ich dabei, dass es aus Gründen der Währungsdiversifikation richtig ist, einen Teil seines Geldes im Dollar anzulegen.

Währungsdiversifikation in Dollar bleibt wichtig

In meinem Buch „Reich werden und bleiben“ (2015) habe ich gewarnt: „Schon für professionelle Devisenhändler ist es extrem herausfordernd, kurzfristige Währungsentwicklungen vorherzusagen. Für Sie als Privatanleger ist das unmöglich, Sie haben keinerlei Chancen gegen professionelle Devisenhändler… Als langfristig orientierter Anleger ist es jedoch sinnvoll und sogar unumgänglich, eine Meinung über die langfristige Entwicklung einer Währung zu haben.“

Ja, man soll nie versuchen, kurzfristige Voraussagen über Währungsentwicklungen zu machen. Das hatte ich früher nicht gemacht und werde es auch künftig nicht mehr tun. Und wenn man dazu noch im Konsens mit der Mehrheitsmeinung liegt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, daneben zu liegen, erst Recht zu hoch, wie das Beispiel der Währungsprognosen vor den US-Wahlen zeigt. Wenn man überhaupt Voraussagen über Währungsentwicklungen machen kann, dann allenfalls über Trends, die sich in Jahren manifestieren werden. Und da gilt, was ich in oben zitiertem Buch geschrieben habe, „dass sich der Dollar langfristig positiver entwickeln wird als der Euro. Die Gründe für diese Ansicht sind vielfältig: Die in Europa vorherrschende Kombination eines sehr ausgeprägten Wohlfahrtsstaates mit einer negativen Demografie (in den USA ist es genau umgekehrt) spricht ebenso wenig für den Euro wie das geringere innovative Potenzial in Europa. Zudem glaube ich nicht an politisch motivierte und ‚konstruierte‘ Kunstwährungen. Ich selbst habe mich deshalb dazu entschlossen, etwa ein Drittel meines Geldes in US-Dollar anzulegen, vor allem in US-Immobilien.“


24 Besprechungen, Interviews und Artikel zu Rainer Zitelmanns aktuellem Buch "Reich werden und bleiben": http://www.reichwerdenundbleiben.net/

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.