Große Kampagne für höhere „Reichensteuern“

Erschienen am 6. August 2012

Linke Politiker überbieten sich in diesen Tagen in ihrer Polemik gegen „Reiche“, und jeder hat einen Vorschlag, wie man die Leistungsträger in unserem Land noch besser schröpfen, abkassieren und drangsalieren kann.

Jetzt hat sich ein breites Aktionsbündnis aus Gewerkschaften, Sozialverbänden und Gruppen wie „Attac“ gebildet, das für eine noch stärkere Besteuerung von „Reichen“ kämpft. Unterstützung erhält dieses Bündnis durch SPD, Grüne und Linke.

Die „Linke“ beispielsweise fordert 75% Reichensteuer (nach dem Vorbild von Hollande in Frankreich). Diese soll ergänzt werden durch eine Vermögensteuer von 5%, so dass man sich ausrechnen kann, in wie vielen Jahren „die Reichen“ enteignet sein werden und man damit die paradiesischen Zustände der DDR wiederhergestellt hat.

Auch die SPD will die Steuern erhöhen, und zwar um sieben Prozentpunkte auf künftig 49%, was zusammen mit den 3% Reichensteuer, die es heute schon gibt, einen Spitzensteuersatz von 52% ergeben würde. Natürlich soll auch nach dem Wunsch der SPD zusätzlich die Vermögensteuer wieder eingeführt werden. Außerdem soll die Abgeltungssteuer von 25% auf 32% steigen.

Auch die Grünen wollen, dass der Spitzensteuersatz ab 80.000 Euro auf 49% steigt. Besitzer eines Privatvermögens von mehr als 1 Mio. Euro sollen zehn Jahre lang eine Abgabe von 1,5% p. a. zusätzlich zahlen.

Das Argument der Umverteiler, das man nun fast jeden Tag lesen kann, lautet: „Die Besserverdiener sollen nun endlich auch mal ihren Anteil leisten und zur Finanzierung des Staates beitragen.“ Das „endlich mal“ impliziert, dass die „Besserverdiener“ bislang keinen Beitrag leisteten und nur wenig zum Steueraufkommen beitrügen.

Ich habe mir die neuesten Zahlen der Steuerstatistik besorgt, die durch das Fraunhofer Institut für Anwandte Informationstechnik (FIT) aufbereitet wurden:

  • Danach trägt das eine Prozent der am besten Verdienenden (mehr als 184.701 Euro Brutto-Jahreseinkommen bzw. 15.391 Euro im Monat) 22% zum gesamten Einkommensteueraufkommen in Deutschland bei.
  • Die 5% der am besten Verdienenden (92.130 Euro Brutto-Jahreseinkommen bzw. 7.677 Euro brutto im Monat) tragen 41,5% der Last an der Einkommensteuer.
  • Die 15% der Bevölkerung, die am besten verdienen (mehr als 4.826 Euro Brutto-Monatsgehalt) tragen fast zwei Drittel der gesamten Einkommenssteuerlast!
  • Umgekehrt: Die 50% der Bevölkerung, die weniger als 26.191 Euro p. a. bzw. 2.182 Euro im Monat brutto verdienen, tragen dagegen nur 5,4% zur Einkommensteuer bei.

Die Behauptung der Umverteiler, die „Besserverdiener“ leisteten keinen oder nur einen geringen Beitrag, ist eine durch die Zahlen zu widerlegende Unwahrheit. Doch was zählen die Fakten, wenn es um Ideologie und die Befriedigung von primitiven Neidkomplexen geht?

Ich bin vollkommen sicher, dass es nach den nächsten Wahlen eine erhebliche Steuererhöhung für Besserverdienende und Vermögende geben wird. Auch in der CDU/CSU gibt es zahlreiche Befürworter. Egal ob wir eine Große Koalition bekommen (die letzte Große Koalition hat bereits die Reichensteuer von 45% für Einkommen ab 250.000 Euro eingeführt) oder ein rot-grünes Bündnis: In jedem Fall werden die Steuern kräftig steigen, da zu erwarten ist, dass die einzige Partei, die sich bislang dagegen wehrt – die FDP – dann nicht mehr an der Regierung beteiligt sein wird. Der Finanzbedarf des deutschen Staates wird dann höher denn je sein, weil die Umverteilungsmaschine in Europa – von Nord nach Süd – dann auf vollen Touren laufen wird.

Wer also Eigentümer einer Kapitalgesellschaft ist, sollte sich am Ende dieses Jahres Gedanken machen über eine kräftige Vorabausschüttung, um wenigstens für einen Teil seiner Einkünfte noch mit dem gegenwärtigen Steuersatz belastet zu werden. Es wird voraussichtlich das letzte oder im günstigsten Fall das vorletzte Mal sein.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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