Initiatoren geschlossener Fonds sollten ein zweites Standbein aufbauen

Erschienen am 24. November 2008

Derzeit läuft am Markt für geschlossene Fonds nichts oder fast nichts. Eine renommierte Privatbank berichtete mir jetzt, in den vergangenen drei Wochen sei ein einziger Zeichnungsschein eingegangen. Initiatoren, bei denen der Umsatz um nur 50% eingebrochen ist, sind bereits die Sieger.

Der Käuferstreik ist jedoch kein Spezifikum des Fondsmarktes. Auch Autos finden beispielsweise derzeit keine Käufer. Die Verbraucher sind hochgradig verunsichert. Sie kaufen das, was sie zum täglichen Leben brauchen: Lebensmittel, Benzin, Heizöl. Alles andere, so sagt sich der Verbraucher, hat Zeit. Wie lange dieser Kaufstreik anhalten wird, kann niemand sagen. Für manche Initiatoren könnte es gefährlich, ja existenzgefährdend werden.

Andererseits: Keine Branche hat in der Vergangenheit stets so viel Phantasie und Innovationskraft bewiesen wie die der geschlossenen Fonds. Sie hat sogar die fast vollständige Beseitigung des Verlustausgleichs ohne signifikante Umsatzrückgänge überlebt, was kaum jemand für möglich gehalten hätte. Doch die Situation heute ist sehr ernst, weil niemand weiß, wann sich die Stimmung wieder normalisieren wird.

Deshalb ist es das Gebot der Stunde für Initiatoren geschlossener Fonds, als zweites Standbein neben dem Retailgeschäft das institutionelle Geschäft auszubauen. Denn zwischen privaten und institutionellen Anlegern gibt es einen entscheidenden Unterschied: Privatleute müssen nicht investieren. Sie können ihr Geld auch als Festgeld anlegen oder sogar auf das Sparbuch einzahlen. Die Rendite ist den meisten Anlegern heute unwichtig – Hauptsache, der Geldwert wird nominell erhalten. Versicherungen, Pensionsfonds und berufsständische Versorgungswerke haben diese Wahl jedoch nicht. Sie können die Gelder nicht auf ein Sparbuch legen. Sie müssen investieren.

Die Aktienquote werden die institutionellen Investoren NICHT steigern, da sie stets streng pro-zyklisch investieren. Die in den letzten Jahren hoch gepriesenen „alternativen Investments“ (Hedgefonds, Private Equity, Rohstoffe) dürften bei Institutionellen ebenso aus der Mode gekommen sein. Es bleiben nur Anleihen und Immobilien.

Initiatoren geschlossener Immobilienfonds sollten es deshalb den Kapitalanlagegesellschaften nachmachen, die in den letzten Jahren als zweites Standbein neben dem Retailgeschäft mit offenen Publikumsfonds das institutionelle Geschäft mit Spezialfonds aufgebaut haben. Einige Initiatoren sind hier schon sehr weit – andere haben noch nicht einmal damit begonnen, diesen Markt zu erkunden. Wie dieser Markt funktioniert, ist Thema bei der BERLINER IMMOBILIENRUNDE am 11. Dezember, bei der Pensionskassen, Stiftungen und berufsständische Versorgungswerke ihre Immobilienstrategien vorstellen. Programm anfordern unter: info@immobilienrunde.de.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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