Investitionen für Griechenland?

Erschienen am 25. Juni 2015

Mit großer Vehemenz fordern linke Politiker in Deutschland in diesen Tagen „Investitionen in Griechenland“. Ob Sarah Wagenknecht von den Linken oder die Grünen – „Investitionen“ ist auf einmal ihr neues Lieblingswort. Aber welche Investitionen sind denn gemeint? Private Investitionen von Unternehmern? Wer glaubt, irgendein Unternehmer – ob nun Grieche oder Ausländer – würde in Griechenland investieren, solange dort eine ebenso unberechenbare wie unfähige und ideologisch verbohrte Regierung an der Macht ist, zeigt damit nur, wie vollkommen weltfremd er ist.

Die jüngsten Vorschläge der griechischen Regierung zielten u.a. auf eine Anhebung der Unternehmenssteuern und auf eine stärkere Besteuerung höherer Einkommen ab. Sollen damit etwa Investoren angelockt werden? Für wie dumm halten Politiker wie Sarah Wagenknecht eigentlich private Investoren?! Oder verlässt man sich auf die Erfahrung, dass Steuern in Griechenland sowieso nicht eingetrieben werden, egal wie hoch die Steuerlast auf dem Papier auch sein mag?

Egal, ob es eine Verhandlungs“lösung“ gibt oder doch einen Grexit: Niemand wird in einem Land investieren, das von einer Regierung regiert wird, die sich bislang nur durch drei Merkmale auszeichnete:

  1. Eine verbohrte marxistische Ideologie.
  2. Handwerkliche Unfähigkeit.
  3. Massive Klientelpolitik für die Staatsbediensteten.

Wenn jetzt in Griechenland neu gewählt würde, dann würden Tsipras, Varoufakis & Co. sicherlich noch zulegen, weil die Mehrheit der Griechen bis heute nicht verstanden hat, was die Ursachen für die Misere sind. Die Sympathie für sie dürfte sogar noch gestiegen sein, weil die Griechen sich jetzt wie der Nabel der Welt fühlen dürfen – alles dreht sich nur noch um sie.

Die Wahrheit ist: Griechenland hat die Wirtschaftsstruktur und das Staatswesen eines Entwicklungslandes, aber seine Bürger wollen leben wie in einem Industrieland. Das traut sich jedoch kaum jemand auszusprechen.

Für Griechenland gibt es nur drei Alternativen:

  1. Strikte marktwirtschaftliche Reformen und die Schaffung eines unternehmerfreundlichen Umfeldes, damit dort investiert wird.
  2. Verzicht auf diese Reformen, aber in der Konsequenz Absenkung des Lebensstandards auf das Niveau der tatsächlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.
  3. Dauerhafte Subventionierung durch alle anderen EU-Staaten, also sowohl durch jene, die mehr haben als auch durch jene, die weniger haben als Griechenland.

Da die Griechen weder den ersten noch den zweiten Weg gehen wollen, kämpfen sie – trotz der entgegenstehenden Beteuerung, man wolle gar kein weiteres Geld der EU – für die dritte „Lösung“, also die der Dauersubventionierung.

Die Gefahr besteht, dass sich die EU-Länder darauf einlassen, weil sie ihren Bürgern die bittere Wahrheit nicht zumuten mögen, dass nämlich die gesamte Griechenland-„Rettungspolitik“ seit fünf Jahren gescheitert ist und dass das Geld unwiderruflich verloren ist. Zudem fürchtet man um die geostrategischen Auswirkungen (für die Nato), wenn Griechenland ins Chaos fällt.

Das Schlimme ist: Wenn man den „dritten Weg“, also den der Dauersubvention, jetzt geht, werden damit die linksradikalen Kräfte in Spanien bestärkt: „Seht mal, man muss nur hart genug auftreten und auftrumpfen, dann bekommt man, was man will.“ Oder kürzer gesagt: Die Lehre für die Spanier würde damit lauten: Frechheit siegt. Wählt linksradikal, dann müsst ihr keine harten Einschnitte hinnehmen. Macht es den Griechen nach!

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.