Kriminalitätsstatistik
In der Wirklichkeit angekommen?

Erschienen am 3. Januar 2018

Gestern berichtete die „heute“-Sendung des ZDF ausführlich: Laut einer neuen Studie des Kriminalwissenschaftlers Christian Pfeiffer stieg die Zahl der polizeilich registrierten Gewalttaten in Niedersachsen um 10,4 Prozent – zu 92,1 Prozent sei diese Zunahme Flüchtlingen zuzurechnen.

Die Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie und Jugend hatte die Lage in Niedersachsen analysiert, und zwar mit einem genaueren Blick auf Menschen, die entweder Asyl beantragt haben, irgendeine Art von Schutz erhalten haben, zum Beispiel Asylberechtigte, die als Schutzsuchende abgelehnt wurden oder zur Gruppe mit „unerlaubtem Aufenthalt“ zählen. Ergebnis: Fast jede achte Gewalttat in dem Land rechnet die Polizei einem Migranten aus einer dieser Gruppen zu. Dabei handelt es sich um solche Verdachtsfälle, die die Polizei als aufgeklärt einstuft und als solche an die Staatsanwaltschaften abgibt. Flüchtlinge fallen damit deutlich häufiger als Verdächtige einer Gewalttat auf, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht.

Bemerkenswert sind nicht diese Zahlen, sondern die Tatsache, dass ausführlich und an prominenter Stelle darüber berichtet wird. Und bemerkenswert ist, wer sie präsentiert: Pfeiffer ist ein überzeugter Sozialdemokrat, ehemals Justizminister in Niedersachsen. Traditionell gehörte er zu denjenigen, die die höheren Kriminalitätsraten von Ausländern relativieren. Jetzt warnt auch er. Kommen Medien und Politik in der Wirklichkeit an?

Der alte Statistik-Trick
Bisher wurde in Forschungen linker Wissenschaftler über „Vorurteile“ die Aussage, dass Ausländer häufiger kriminell seien als Deutsche, als Indiz für „Rassismus“ bewertet. Mit folgendem statistischem Trick wurde dieser Tatbestand geleugnet: Man bildete eine Vergleichsgruppe von Deutschen, die über die gleichen sozialen Merkmale verfügen wie Zuwanderer, also: Jung, männlich, „bildungsfern“ usw. Und dann stellte man fest, dass die Kriminalität in dieser Gruppe nicht signifikant höher sei. Die Folgerung lautete dann: Wer behauptet, Zuwanderer (oder allgemein: Ausländer) seien häufiger kriminell als Deutsche, lügt und ist ein Ausländerfeind. Damit wurden jedoch bewusst zwei Fragen verwechselt:

  1. Ist die Kriminalität von Ausländern (oder von Zuwanderern) höher als bei Deutschen oder nicht?
  2. Was sind die Ursachen dafür?

Sind Statistiken böse?
Andere Wissenschaftler, die sich mit „Vorurteilen“ oder Stereotypen über Flüchtlinge in Medien befassten, kritisierten sogar die Tatsache, dass überhaupt Statistiken zu diesem Thema veröffentlicht werden. Beispiel: In einem einschlägigen Werk, das die Darstellung des Themas in Talkshows untersucht (Tanja Thomas, Deutschstunden. Zur Konstruktion nationaler Identität im Fernsehtalk) heisst es: „Statistiken zur so genannten ‚Ausländerkriminalität‘ wurden und werden auch heute noch erstellt und weiter verbreitet, obwohl dies in Nichts gerechtfertigt ist.“ Kritisiert wird: „Zahlen und Statistiken wird aber im Kontext der Thematisierung der Flüchtlingsfrage besondere Bedeutung verliehen…“ Das heißt, es wird prinzipiell abgelehnt, überhaupt Statistiken zu diesem Thema zu erstellen, denn: „Zahlen vermögen zu beeindrucken und Angst zu produzieren.“

Das ist absurd: Erst wird derjenige, der behauptet, dass Zuwanderer häufiger kriminell seien als Deutsche als „Rassist“ beschimpft und dann wird die einzige Methode, wie man den Wahrheitsgehalt einer solchen Aussage prüfen kann – nämlich durch Statistiken – mit der Begründung abgelehnt, deren Ergebnisse könnten „beeindrucken und Angst… produzieren“.

In der Wirklichkeit angekommen?
Dass jetzt in der „heute“-Sendung trotz dieser Warnungen gut meinender „Vorurteilsforscher“ Statistiken zum Thema präsentiert werden, und zwar von jemandem, der schon deshalb „unverdächtig“ ist, weil er in der Vergangenheit selbst oft an vorderster Front war, wenn es darum ging, das Thema zu bagatellisieren, ist ein gutes Zeichen für eine Versachlichung der Debatte. Zwischen denen, die wirklich rassistisch sind und in einer abwertenden Sprache und mit Pauschalurteilen über Zuwanderer sprechen und jenen, die nach dem Motto, „dass nicht sein kann, was nicht sein darf“ die Wirklichkeit politisch korrekt verbiegen und jeden unter Rassismus-Verdacht stellen, der dabei nicht mitmacht, muss es eine dritte Position der nüchternen Sachlichkeit geben.

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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.