Problemlöser und Problemverursacher

Erschienen am 25. November 2013

25% Zuwachs bei Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser! Das ist der Beitrag von Wohnungsprojektentwicklern zur Lösung der Wohnraumknappheit. Ich finde, die Wohnungsprojektentwickler sollten diese Leistung besser öffentlich vermarkten. SIE sind die Problemlöser für das Thema „steigende Mieten“. Und nicht die Politiker, die mit „Mietpreisbremsen“ dem Problem begegnen wollen.

Bauträger und Projektentwickler sollten sich öffentlich lauter und mit Stolz zu Wort melden, denn sie sind die einzigen, die das Problem des Wohnraummangels lösen können – durch Initiative und praktisches Anpacken!

Warum wurde und wird in Deutschland mehr gebaut, gerade im Mietwohnungsbau? Weil die Mieten so weit gestiegen sind, dass sich dies wieder lohnt. Der Markt funktioniert – noch!

Die Mietpreisbremse wird jedoch schon bald dazu führen, dass der Neubau von Mehrfamilienhäusern einbricht. Angeblich soll die Mietpreisbremse für die Erstvermietung von Mehrfamilienhäusern nicht gelten. Doch was nützt das, wenn die Mieten dort dauerhaft eingefroren werden, weil es viele, viele Jahre dauert, bis die ortsübliche Vergleichsmiete erreicht ist? Verstehen die Politiker nicht, dass Immobilieninvestoren langfristig denken und nicht mehr investieren werden, wenn sie nicht einmal mehr einen Inflationsausgleich erhalten?

In dem kürzlich veröffentlichten Gutachten 2013/2014 des „Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ (das sind die fünf Wirtschaftsweisen) heißt es auf S. 464: „Ein Ungleichgewicht zwischen der nachgefragten Menge an Wohnraum lässt sich nicht durch Obergrenzen für die Miethöhe in neu abzuschließenden Verträgen beseitigen. Es wird dabei lediglich der Preis als Zuteilungsverfahren außer Kraft gesetzt, der Nachfrageüberschuss bleibt jedoch unvermindert bestehen.“ Und auf S. 466 heißt es: „Mittelfristig führen Obergrenzen für Mieten bei Neu- oder Wiedervermietung sogar zu einer Verschärfung des am Markt bestehenden Ungleichgewichts.“

Soweit die fünf Wirtschaftsweisen in ihrem offiziellen Gutachten, das sie kürzlich Frau Merkel überreicht haben. Der wird das jedoch ziemlich egal sein. „Hauptsache regieren“ ist ihr Motto – und dazu ist sie bereit, sämtlichen Blödsinn der SPD unkritisch zu übernehmen, vom Mindestlohn bis zur Mietpreisbremse.

Das beste Mittel gegen steigende Mieten ist der Wohnungsneubau. Doch genau der wird durch die Mietpreisbremse abgewürgt werden. Wohnungsprojektentwickler LÖSEN Probleme, weil sie mehr Wohnraum schaffen. Politiker SCHAFFEN neue Probleme, weil sie die Rahmenbedingungen für Investoren durch populistische Maßnahmen behindern.

Deutsche Politiker sind nicht die ersten, die auf die Idee kamen, Mieten einzufrieren und den Wohnungsmarkt massiv zu regulieren. Ähnliche Maßnahmen gab es vor vielen Jahren in Spanien, in Großbritannien, in Österreich. Das Ergebnis war überall das gleiche, nämlich eine Verschärfung der Wohnungsnot. In Spanien kam der Mietwohnungsneubau völlig zum Erliegen, die Eigentumsquote stieg auf 80 Prozent. Jeder, der ein Dach über dem Kopf haben wollte, musste eine Eigentumswohnung erwerben. Schließlich gab es eine Preisblase und ein massives Überangebot an neu errichteten Wohnungen. Die spanische Wirtschaft leidet bis heute unter den Folgen. Das passiert, wenn die Politik meint, sie könne Probleme am Wohnungsmarkt durch schärfere Regulierung lösen.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.