Risiko Bankeinlage bei neuer Bankenkrise – was sind die Alternativen?

Erschienen am 10. Februar 2016

Die Bankwerte stehen aktuell wieder unter massivem Druck. Viele italienische Banken sind faktisch schon längst pleite. Aber auch in Deutschland werden die Risiken (beispielsweise für die Deutsche Bank) deutlich, wenn man sich die extrem gestiegenen Preise für die Ausfallversicherungen anschaut.

40 Prozent ihres Geldvermögens haben die Deutschen in Bankeinlagen angelegt, also auf Giro- und Tagesgeldkonten, in Sparbriefen oder anderen Anlagen. Die Verzinsung dieser Anlagen liegt aktuell bei nahezu null Prozent. Damit liegen sie etwa auf dem Niveau von Bundesanleihen. Ich kann jedoch niemanden verstehen, der über einen längeren Zeitraum sehr große Summen auf der Bank liegen hat. Die Verzinsung steht in keinem angemessenen Verhältnis zum Risiko – und es gibt bessere Alternativen.

Die gesetzliche Einlagensicherung, auf die die Banken gerne verweisen, gilt nur bis zu einer Summe von 100.000 Euro. Größere Summen sind bei der Institutssicherung der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken gesichert. Doch im Fall eines erneuten Ausbruchs einer Finanzkrise würde ich mich auch darauf nicht verlassen, zumal die Sparkassen zunehmend unter der Niedrigzinsphase leiden und deren Erträge massiv unter Druck stehen. Besonders sehr vermögende Anleger sollten sich auf keinen Fall auf solche Sicherungssysteme verlassen. Sie wären die ersten, die im Ernstfall bluten müssten – wie seinerzeit die Zypern-Krise zeigte. In meinem Buch „Reich werden und bleiben“ habe ich ausführlich die unterschätzten politischen Risiken für Reiche aufgezeigt. Leider haben diese Ausführungen durch die aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten erneut an Aktualität gewonnen.

Immer wieder höre ich die Meinung, die Einlagen bei Sparkassen seien staatlich abgesichert. Das ist jedoch falsch. Früher gab es in der Tat die sogenannte Gewährträgerhaftung. Danach hatte jeder Kunde einer Sparkasse im Insolvenzfall einen direkten Anspruch gegen die Eigentümer – also die Kommunen oder das Bundesland. Gegen diese Regelung richtete sich jedoch eine Beihilfe-Klage der EU-Kommission vom April 2000. In den Folgejahren wurde die Gewährträgerhaftung abgeschafft, was aber offensichtlich vielen Bundesbürgern bis heute nicht bekannt ist. Heute ist ein Sparkassenkunde nur noch über die Institutssicherung der Sparkassen abgesichert.

Jeder Anleger sollte stets einen Teil seines Geldes in liquiden, möglichst sicheren Geldanlagen halten. Es spricht nichts dagegen, wenn man einen gewissen Betrag auf dem Tagesgeldkonto der Sparkasse hat. In brenzligen Situationen, wie 2008 nach der Pleite der Lehman-Bank, sollte man sich aber auf keinen Fall auf die Sicherheit solcher Einlagen oder auf „Garantien“ verlassen, wie sie seinerzeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück ausgesprochen wurden. Diese „Garantie“ war niemals rechtlich einklagbar, sondern sollte nur der Beruhigung der Gemüter dienen, weil damals ein „Bank-Run“ befürchtet worden war, bei dem Bankkunden aus Angst rasch große Summen abziehen. So etwas hat es immer wieder in der Geschichte gegeben. Doch was ist die Alternative zur Bankeinlage?

Erstens können Sie liquide Mittel in kurzlaufenden Bundesanleihen anlegen. Allerdings haben diese eine negative Rendite. Wenn Sie beispielsweise eine Bundesanleihe (DE000 110462 8) mit Ablauf zum 15. Dezember 2017 für 1 Million Euro kaufen, dann machen Sie – inklusive Ankaufsprovision, Depotgebühren sowie Einlöseprovision – und je nach Bank – bis Ende Dezember 2017 einen Verlust von etwa 10.000 Euro. Es kommt auf Ihr Sicherheitsbedürfnis an, ob Sie bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Mir persönlich ist es 1% Verlust wert, wenn ich dafür zwei Jahre gut schlafen kann.

Zweitens können Sie überprüfen, ob die Anlage bei einer der Schweizer Kantonalbanken möglicherweise eine Alternative wäre. Die Schweiz gehört nicht zur EU, deshalb ist dort grundsätzlich eine Staatsgarantie möglich. Für die Verbindlichkeiten der meisten Kantonalbanken haftet der jeweilige Kanton. Leider haben einige Kantonalbanken jedoch in der jüngeren Vergangenheit auch für Tagesgeldkonten Kündigungsfristen eingeführt, so dass Sie nicht jederzeit liquide sind.

Drittens können Sie Bargeld im Safe deponieren. Eine Bargeldreserve beruhigt – und sie ist übrigens die beste Versicherung nicht nur für den Fall extremer Turbulenzen an den Finanzmärkten und für einen Bankenkrach, sondern auch für das Szenario einer Deflation. Mit dem Horten von Bargeld tut man sich in Zeiten von höheren Zinsen bzw. höherer Inflation natürlich schwer, aber heute, wo es ohnehin eine nur geringe Geldentwertung und fast keine Zinsen gibt, ist das vielleicht eine der sichersten Anlagen für Ihr Geld. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, sollten Sie den Inhalt des Schließfaches versichern, was jedoch meist nur bis zu bestimmten Obergrenzen möglich ist.

Wenn Sie Ihr Geld in einem Bankschließfach haben, was in der Regel sehr viel sicherer ist als in einem Safe zu Hause, müssen Sie jedoch beachten, dass bei einem Bank-Run oder einer Insolvenz von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) angeordnet würde, die Bankgebäude für den Kundenverkehr zu schließen. Allerdings steht dem Schließfachmieter im Falle der Insolvenz ein sogenanntes Aussonderungsrecht an den Gegenständen in seinem Safe zu. Die betroffene Bank kann bei der BaFin beantragen, die Schließfächer für ihre Kunden öffnen zu dürfen. „Dem wird die Aufsicht auch in der Regel entsprechen“, so informiert die BaFin. „Der Kunde muss sich dann mit dem Institut in Verbindung setzen, um individuell einen Termin zu vereinbaren, an dem ihm Zugang zu seinem Schließfach eingeräumt werden kann.“ Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte seine Gold- bzw. Bargeldbestände auf verschiedene Banken bzw. Sparkassen verteilen.

24 Besprechungen, Interviews und Artikel zu Rainer Zitelmanns aktuellem Buch "Reich werden und bleiben": http://www.reichwerdenundbleiben.net/

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.