Verschiebungen in der Immobilienbranche

Erschienen am 4. Juni 2012

Wir erleben derzeit eine dramatische Wandlung in der deutschen Immobilienwirtschaft. Die Branche wurde lange Zeit von den offenen und den geschlossenen Fonds stark dominiert. Inzwischen sind von den vielen offenen Fonds nur noch wenige am Leben – die anderen werden abgewickelt. Einstmals große Namen wie SEB, Degi, Credit Suisse, KanAm, iii oder Morgan Stanley treten am Markt nur noch als Verkäufer ihrer Immobilien auf. Auch im Segment der geschlossenen Fonds schrumpft das platzierte Eigenkapital seit Jahren. Und die Krise dort ist noch nicht vorbei.

Die Folgen betreffen die ganze Branche. Denn an den Umsätzen der offenen und geschlossenen Fonds hingen auch die von zahlreichen Dienstleistern – so etwa von Gutachtern/Bewertern, Vertrieben sowie von Wirtschaftsprüfern, Anwälten und Steuerberatern, die sich auf diese Branche fokussiert hatten.

Die Veränderungen betreffen einzelne Unternehmen, aber auch einzelne Menschen: Personen, die sich jahrelang ausschließlich im Bereich offener und geschlossener Fonds getummelt haben, haben es derzeit sehr schwer, einen Job zu finden – selbst dann, wenn sie gut sind. Denn dort wurden und werden massiv Arbeitsplätze abgebaut, aber kaum jemand stellt neu ein. Viele von ihnen werden nicht mehr gebraucht und müssen sich Gedanken über eine individuelle Neupositionierung machen.

Mein eigenes Unternehmen, die Dr.ZitelmannPB, seit 12 Jahren Marktführer für die Kommunikations- und Positionierungsberatung in der Immobilienbranche, ist ein Beispiel für den Wandel: Früher einmal kam die Hälfte unserer Kunden aus dem Bereich der offenen und der geschlossenen Publikumsfonds, heute ist es nur noch knapp ein Viertel. Die anderen drei Viertel unserer Kunden sind heute Projektentwickler, Wohnungsgesellschaften, Makler, Asset- und Propertymanager und Anbieter im institutionellen Segment.

In der Branche insgesamt haben sich die Gewichte verschoben:

– Stabil stehen die Wohnungsgesellschaften da.

– Kräftigen Aufwind verzeichnen Projektentwickler und Bauträger, vor allem solche, die sich auf das Segment Wohnen fokussiert haben.

– Maklern und Vertrieben, insbesondere solche die sich auf die Bereiche Zinshäuser/Eigentumswohnungen konzentriert haben, geht es auch gut.

„Die Immobilienbranche“ ist nicht mehr das, was sie noch vor einigen Jahren war. Es bringt nichts, diese Entwicklung zu beklagen, zumal sie größtenteils selbst verschuldet ist. Auch die Immobilienbranche unterliegt einem Wandel, und wer diesen Wandel nicht versteht und sich nicht darauf einstellt, wird es schwer haben.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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