So vernichten die Zentralbanken die Marktwirtschaft und bereiten die nächste Bankenkrise vor

Erschienen am 8. September 2016

Die breite Öffentlichkeit nimmt es nicht wahr – aber dies heißt nicht, dass keine Gefahr bestünde. Die Politik der Zentralbanken gerät immer mehr außer Kontrolle, wie auch das Beispiel Japans zeigt.

Im weltweiten Finanzsystem wird die Marktwirtschaft zunehmend von einer Planwirtschaft abgelöst. Beispiel Japan: Dort kauft die Zentralbank nicht mehr „nur“ Staats- und Unternehmensanleihen im großen Stil, sondern inzwischen auch Aktien. Heute besitzt die Zentralbank in Japan bereits 60 Prozent (!) der japanischen ETFs. Die Kurse der Aktien werden nicht mehr am Markt gebildet und von Nachrichten über die Unternehmen bestimmt, sondern sie werden vom Staat im großen Stil manipuliert.

Gleiches gilt auch für die Kurse von Staats- und Unternehmensanleihen in Europa, die von der EZB manipuliert werden. Die Null-Zinspolitik der EZB wird die Ursache für die nächste Bankenkrise sein. 80% des Gewinns der deutschen Banken hängen vom Zinsergebnis ab, aber wo es keine Zinsen mehr gibt, schrumpfen die Gewinne dramatisch. Und das in einer Situation, wo es ohnehin viel zu viele Banken gibt, von denen viele eigentlich schon längst keine Existenzberechtigung mehr hätten.

Die FAZ zitiert eine Ökonomin, die vor Problemen warnt, die aus einer veränderten Fristentransformation resultieren: Die Banken vergeben länger laufende Kredite, um überhaupt noch Zinsertrag zu bekommen und finanzieren sich kurzfristig mit EZB-Geld. „Die EZB legt sich selbst Fesseln an, denn in Zukunft ist sie nicht mehr frei, aus der Niedrigzinspolitik auszusteigen“, so zitiert die FAZ die Finanzmarktforscherin Isabel Schnabel.

Oft höre ich die Forderung, die Notenbanken sollten ihre Nullzins-Politik beenden. Doch so einfach ist das leider nicht. Seit Beginn dieser Politik habe ich an dieser Stelle gewarnt, dass es sich dabei um eine Einbahnstraße handelt. Ich fürchte, der „Point of no return“ ist überschritten. Das gilt auf jeden Fall für Europa und Japan, in eingeschränkter Weise jedoch auch für die USA. Eine Zinsanhebung würde sofort zu einem neuen Ausbruch der Eurokrise führen und eine neue Bankenkrise hervorrufen. Ein Crash an den Aktien- und Anleihemärkten wäre unvermeidbar.

Wer die Marktwirtschaft durch eine staatliche Planwirtschaft ersetzt, und glaubt, dies hätte keine ernsten Konsequenzen, hat aus der Geschichte nichts gelernt. Es ist also eine Lage ohne Ausweg: Sowohl eine Fortsetzung wie auch eine Beendigung der Politik der Anleihenkäufe und der 0-Zinsen führen zu fatalen Konsequenzen. Schuld sind daran jedoch nur zum Teil die Zentralbanken. Die eigentlich Schuldigen sind die Regierungen, die die erforderlichen marktwirtschaftlichen Reformen aus Angst vor dem Machtverlust nicht durchführen.


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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.