Jackpot mit 90 Millionen Euro geknackt:
Lottogewinner verlieren oft ihr Geld wieder

Erschienen am 7. Juli 2018

Die Eurojackpot-Zahlen vom 6. Juli 2018 haben zwei Deutsche um jeweils 45 Millionen reicher gemacht. Doch viele Lottogewinner verlieren ihr Geld nach dem Gewinn wieder.*

Die Spieler aus Hessen und Sachsen-Anhalt hatten beide die richtigen Gewinnzahlen auf ihrem Tippschein und müssen sich den Gewinn von 90 Millionen Euro teilen. Zuvor war der Jackpot 14 Mal in Folge nicht geknackt worden. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Volltreffer beim Eurolotto liegt gerade einmal bei 1:95 Millionen.

Ob die beiden Lottospieler wirklich großes Glück gehabt haben, wird sich jedoch erst in den nächsten Jahren herausstellen. Viele Lottogewinner verloren ihr Geld nur wenige Jahre, nachdem sie es gewonnen hatten – egal, wie hoch der Gewinn ausfiel.

41 Mio. Dollar aus dem Lotto-Jackpot verloren
Ein Beispiel ist der Arbeitslose David Lee Edwards aus Kentucky, der im August 2001 den Lotto-Jackpot des „Powerball“ knackte und 41 Mio. Dollar gewann. Knapp zwölf Jahre nach dem Lottogewinn starb er einsam in seiner Heimatstadt Ashland, zweieinhalb Autostunden von Cincinnati. Nach dem Lottogewinn hatte er noch gesagt: „Ich werde jetzt nicht anfangen, mir eine Villa zu kaufen oder teure Autos. Ich werde das Geld in großer Demut annehmen und empfinde es als Zeichen Gottes.“ So oder ähnlich sprechen die meisten Lottogewinner unmittelbar nach ihrem Gewinn. Doch viele handeln schon bald ganz anders.

Von dem Gewinn, von dem nach Steuern 27 Mio. Dollar übrig blieben, kaufte der damals 46-jährige Edwards für sich und seine 19-jährige Verlobte eine 556 qm große Villa in Florida zum Preis von 1,5 Mio. Dollar. Vor seiner Villa parkten so viele teure Autos – beispielsweise ein Lamborghini -, dass die Nachbarn glaubten, er betreibe illegal einen Autohandel. Kurz darauf kaufte er eine zweite Villa in Kalifornien, wo er dann einige seiner Luxuskarossen parkte.

Wenige Monate nach dem Lottogewinn lud der Lottokönig Edwards einen Fernsehsender zu sich nach Hause ein und zeigte stolz einen Fernseher für 30.000 Dollar, einen Gold- und Diamantenring für 78.000 Dollar sowie eine Sammlung von 200 Schwertern, Ritterrüstungen und Waffen, die er für 150.000 Dollar gekauft hatte. Es folgten Rennpferde, Privatflugzeuge und Drogen. Nach zwölf Monaten hatte er mit 12 Mio. Dollar schon die Hälfte seines Gewinnes verprasst. Als das Geld dann ganz ausging, konfiszierte die Bank das Haus, und er zog in eine Lagerhalle. Schließlich starb er verarmt. Seine Tochter, der er ein sorgenfreies Leben versprochen hatte, postete auf Facebook: „Es gibt kein Geld mehr. Alles ist weg.“

„Lotto, Lothar, Lamborghini“
Ein prominenter Fall aus Deutschland war der von der Presse „Lotto-Lothar“ getaufte arbeitslose Teppichleger Lothar Kuzydlowski aus Hannover, der 1994 3,9 Mio. DM gewann. Auch er kaufte sich einen Lamborghini und verprasste sein Geld für Alkohol, Partys und schöne Frauen. An einer Goldkette baumelte das Kürzel LLL für Lotto, Lothar, Lamborghini. Fünf Jahre nach dem Lottogewinn starb er an Leberzirrhose. Seine Witwe und seine Geliebte stritten jahrelang um sein Erbe.

Ein 49-jähriger Bauarbeiter aus Effelder in Thüringen hatte 1997 1,57 Mio. DM gewonnen. Nach dem Lottogewinn arbeitete er nicht mehr. Er schenkte seinen beiden Geschwistern etwas von dem Geld, den Großteil verzockte er bei Glücksspielen und bei Immobiliengeschäften. Er hatte sich jedoch schon an das große Geld gewöhnt, und als der Lottogewinn verbraucht war, fing er mit Einbrüchen an, um seinen Lebensstandard aufrechterhalten zu können. Vom Herbst 2003 bis zum Dezember 2004 brach er insgesamt 69mal in Häuser und Autos ein. Nachdem ihn die Polizei bei einem seiner Diebeszüge schnappte, fand sie im Keller des Hauses seiner Mutter Diebesgut für 100.000 Euro.

„Wegen Reichtum geschlossen“
Einer der ersten deutschen Lotto-Großgewinner war Walter K., der 1956 500.000 DM gewann, damals eine Menge Geld. An die Tür hängte er ein Schild „Wegen Reichtum geschlossen“. Der Schausteller kaufte von dem Geld ein Hotel und lud Freunde ein. Schließlich starb er verarmt in einem Obdachlosenasyl.

Der Brite Michael Carroll gewann 2002 in der „National Lottery“ 9,7 Mio. Pfund. 4 Mio. davon verteilte er erst einmal an seine Familie und Freunde. Für sich selbst kaufte er Luxusautos sowie eine Villa in der englischen Grafschaft Norfolk. Er feierte Partys, mit viel Drogen und Alkohol, verzockte auch Geld beim Glücksspiel und wurde schließlich kriminell. Acht Jahre nach dem Lottogewinn waren von den fast 10 Mio. Pfund nichts mehr übrig. Er war froh, einen Job in einer Keksfabrik in der Stadt Elgin im Norden Schottlands zu finden, wo er 204 Pfund in der Woche verdiente.

„Ich lebe jetzt und sofort und richtig heftig“
1994 gewann der Arbeitslose Michael B. 2.729.513 Mio. DM im Lotto. Seine Ex-Frau berichtet, er habe fortan nach dem Motto gelebt: „Ich lebe jetzt und sofort und richtig heftig.“ Er kaufte für sich und seine Familie mehrere Autos und meinte, als Lottogewinner könne er auch ohne Führerschein fahren. Nachdem er achtmal wegen Fahrens ohne Führerschein erwischt wurde, landete er im Gefängnis. Zuvor hatte er zwei Betriebe gegründet, die jedoch beide pleite gingen, während er im Gefängnis saß. Nur 16 Monate nach seinem Lottogewinn hatte er nichts mehr außer Schulden. Sein Haus, die Orientteppiche, die er gekauft hatte, und der gesamte Privatbesitz mussten verkauft werden. Heute spielt er wieder Lotto und hofft darauf, dass er noch einmal Glück hat.

Der Lagerarbeiter Günther Scherthaner aus Österreich gewann im Lotto 10 Mio. Schilling, als er am 24. Juni 2001 den Jackpot knackte. Ein Finanzberater erklärte ihm, er habe einen genialen Finanzplan, wie er aus den 10 Mio. mehr als 20 Mio. Schilling machen könnte. Doch 10 Mio. wollte Scherthaner nicht anlegen, sondern kaufte sich erst einmal ein Haus mit Heimkino für 3 Mio. Schilling. Die anderen 7 Mio. legte er nach den Ratschlägen seines „Beraters“ an, einem Vertreter einer angesehenen Versicherung in Österreich. Spekulationen mit Aktien und Währungsspekulationen mit dem Schweizer Franken führten jedoch dazu, dass nach zehn Jahren von diesen 7 Mio. nichts mehr übrig war und er sogar fast 100.000 Euro Schulden hatte.

Wenn Sie bei Google Begriffe wie „Lottogewinn verzockt“ eingeben, finden Sie Hunderte ähnliche Berichte aus aller Welt. Die Boulevardmedien berichten gerne über solche Fälle, meist mit dem Tenor, Geld mache vielleicht doch nicht glücklich. Die finanziell nicht so gut betuchten Leser können sich entspannen und mit dem Gedanken trösten, dass ein Leben mit einem Nettoeinkommen von 1500 Euro und einem Sparguthaben von 15.000 Euro vielleicht doch angenehmer sei als der offenbar schwierige Umgang mit den Millionen, die ins Unglück führten. Ähnliche Gedanken haben viele Leser sicherlich auch, wenn sie die Berichte über Sportler, Popstars und Schauspieler lesen, die völlig überschuldet Insolvenz anmelden müssen.

Eine Million zu erhalten ist schwieriger als eine Million zu verdienen
Die vielen Millionen Lottospieler, die jede Woche auf „Sechs Richtige“ hoffen, sind sich selbst natürlich ganz sicher, dass sie es anders machen und das Geld nicht so verrückt ausgeben würden. Sie würden sich keine Luxuskarossen kaufen und das Geld nicht auf wilden Partys oder im Spielkasino verzocken, sondern klug anlegen.

Tatsache ist jedoch, dass schon wenige Jahre nach einem Lottohauptgewinn die meisten Spieler schlechter dastehen als zuvor. Denn, was die meisten Menschen nicht wissen: Eine Million zu erhalten oder gar zu vermehren ist schwieriger, als eine Million zu verdienen. Die meisten Menschen denken, wenn sie eine oder gar zehn Millionen Euro hätten, dann könnten sie ein sorgenfreies Leben führen. Das dachten auch all die Lottogewinner, Schauspieler, Popsänger und Sportler, die entweder über Nacht oder in einigen erfolgreichen Jahren ihrer Karriere mehrere Millionen machten.

Ich will nicht behaupten, es sei einfach, eine Million zu verdienen. Aber ich will Ihnen bewusst machen, dass Ihnen diese Million nichts nützt, wenn Sie nicht verstehen, wie man dieses Geld sinnvoll investiert, damit es sich vermehrt. Umgang mit Geld ist etwas, dass man lernen muss, aber auch lernen kann. Wer es nicht gelernt hat, verliert das Geld schneller, als er gedacht hat. Wer nicht über die mentalen Voraussetzungen verfügt, um Geld zu erhalten und zu vermehren und wem auch das Wissen über Investitionen fehlt, der wird unweigerlich das Geld wieder verlieren. Gleichgültig, ob es eine, zehn oder 100 Mio. Euro sind.

* Auszug aus dem Buch „Reich werden und bleiben“ von Dr. Dr. Rainer Zitelmann http://www.reichwerdenundbleiben.net/

30 Leseproben, Interviews und Rezensionen zum neuen Buch von Dr. Dr. Rainer Zitelmann finden Sie hier: http://kapitalismus-ist-nicht-das-problem.de/presse/

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.