Staatsbesuch von Trump in Frankreich: Macron macht es Merkel vor

Erschienen am 14. Juli 2017

Während Angela Merkel auf Distanz zu den USA geht und sich lieber an China orientiert, betreibt der französische Staatspräsident Emmanuel Macron Realpolitik im besten Sinne.

Die deutschen Medien wundern sich: Macron lädt Trump zum französischen Nationalfeiertag ein. Er beschwört mit eindringlichen Worten die unverbrüchliche Freundschaft zwischen Frankreich und den USA. An der Parade in Paris beteiligen sich auch amerikanische Soldaten, Seite an Seite mit den französischen Soldaten. Ist Macron auf einmal zu einem Trumpisten geworden? Natürlich nicht.

Macron, der Realpolitiker
Macron ist Realpolitiker. Er versteht, wie wichtig das Bündnis mit den USA ist. Er versteht, dass es nicht in der Macht der Franzosen oder der Europäer liegt, Trump zum Fall zu bringen, sondern dass wir wohl bis auf Weiteres irgendwie mit ihm auskommen müssen. Dabei hätte Macron allen Grund, sich über Trump zu ärgern, der aus seinen großen Sympathien für Macrons Widersacherin Marine Le Pen vom Front National keinen Hehl machte. Aber er lässt sich davon nicht leiten. Und er ist so klug und ergreift die Chance, weil Merkel – wie so oft – eine diffuse, emotional gesteuerte Politik betreibt.

Was treibt Merkel?
Merkel erklärte im Mai 2017 beleidigt, wir Europäer müssten unser Schicksal nun „wirklich in unsere eigenen Hände nehmen“. Ein schöner Spruch und zugleich eine große Illusion. Lippenbekenntnisse zur Freundschaft mit den USA konnten nicht verhüllen, dass Merkel sehr deutlich auf Distanz zu den USA geht. Dabei ist das Bündnis mit den USA gerade für uns Deutsche heute wichtiger denn je, und zwar nicht zuletzt wegen den Spannungen und Zerwürfnissen in Europa. Merkel nähert sich stattdessen demonstrativ China an, das seine Chance erkennt und sich ironischerweise als großer Fürsprecher von Freihandel und Umweltschutz präsentiert.

Realpolitik, also die Orientierung an deutschen Interessen, sieht anders aus. Betreibt Merkel vielleicht stattdessen eine „Moralpolitik“, so wie in der Flüchtlingskrise? Natürlich auch nicht. Denn das – trotz Trump – demokratische Amerika steht unseren Werten nach wie vor viel näher als China, das immer noch eine Diktatur ist, in der die Menschenrechte verletzt werden. Dennoch sind gute Beziehungen zu China wichtig, aber sie haben nicht den Rang wie unser Bündnis mit den USA.

Merkel betreibt also weder an deutschen Interessen orientierte Realpolitik (wie dies Macron für Frankreich tut) noch betreibt sie Moralpolitik, sondern sie betreibt wieder mal eine emotionale Schlingerpolitik ohne Sinn und Verstand. Merkel ist, ganz entgegen dem inszenierten Bild der kühl agierenden Rationalistin in Wahrheit allzu oft von Emotionen getrieben: In Obama sah sie einen Seelenverwandten, Trump kann sie nicht ausstehen. Letzteres ist verständlich und dies teilt sie mit vielen Menschen hierzulande und auch in den USA. Aber darf sich die Kanzlerin eines so bedeutenden Landes wie Deutschland von solchen Emotionen leiten lassen?

Wahlkampf und Sirenengesänge der Medien
Oder geht es der Kanzlerin einfach darum, im Wahlkampf von der Anti-Trump-Stimmung der Bundesbürger zu profitieren, weil die eigene Macht für sie ohnehin der oberste Bezugspunkt aller Handlungen ist? Oder aber hat sich Merkel, die viel eitler ist, als sie erscheinen will, von den Sirenengesängen deutscher und amerikanischer Medien verführen lassen, die sie zur einzig verbliebenen Führerin der freien Welt im Zeitalter von Trump, Putin und Erdogan auserkoren haben?

Ich denke, diese Rolle würde aber auch Macron ganz gut gefallen. Aber der ist viel klüger als Merkel und versteht, dass er diese Rolle nicht mit Belehrungen der USA über demokratische Werte und durch distanzierte Äußerungen wie die von Merkel erreichen kann.

Trumps politisch unkorrektes Kompliment
Statt all dies kritisch zu kommentieren, fällt den deutschen Medien nichts anderes ein, als sich über ein „politisch unkorrektes“ Kompliment von Trump über die Figur von Macrons Frau aufzuregen. Ja, da war Obama politisch korrekter! Nachdem Obama es einmal gewagt hatte, sich über das gute Aussehen einer Staatsanwältin beiläufig zu äußern, knickte er nach einem Proteststurm der politisch Korrekten (für die eigentlich jedes Kompliment ein Ausdruck von Frauenfeindlichkeit ist) ein und entschuldigte sich öffentlich in aller Form.

Pressestimmen und Auszüge aus dem neuen Buch von Dr. Dr. Rainer Zitelmann: www.zitelmann-autobiografie.de

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.