US-Wahlen 2020:
Warum Bernie Sanders auf junge Amerikaner hoffen kann

Erschienen am 20. Februar 2019

Der Demokrat Bernie Sanders, der sich selbst als Sozialist bezeichnet, hat bekannt gegeben, dass er sich dafür bewerben wird, bei den US-Wahlen 2020 gegen Donald Trump anzutreten. Sanders machte vor allem mit der Forderung nach höheren Steuern für Reiche Punkte – insbesondere bei jungen Menschen.

Die aktuelle Studie „Die Gesellschaft und ihre Reichen“ (http://die-gesellschaft-und-ihre-reichen.de/) zeigt, warum junge Amerikaner für die Botschaften von Bernie Sanders und anderen linken Kandidaten der demokratischen Partei so empfänglich sind. Hier Auszüge aus der Studie (die Zahlen stammen aus der für das Buch durchgeführten Umfrage des Institutes Ipsos MORI):

Junge Amerikaner sehen Reiche skeptischer
Anders als in Deutschland beurteilen in den USA junge Menschen die Reichen insgesamt negativer als die Älteren. Ich vergleiche im Folgenden die Gruppe der 16- bis 29-Jährigen („Jüngere“) mit der der Befragten über 60 Jahre („Ältere“). Während die jüngeren Befragten unter den fünf am häufigsten genannten Persönlichkeitsmerkmalen von Reichen vier negative nennen, verweisen die Älteren auf vier positiven Eigenschaften:

Jüngere Amerikaner nannten am häufigsten folgende Persönlichkeitsmerkmale von Reichen (in Prozent):

1. materialistisch 51
2. intelligent 47
2. arrogant 47
3. gierig 45
4. egoistisch 41

Ältere Amerikaner nannten am häufigsten folgende Persönlichkeitsmerkmale von Reichen (in Prozent):

1. fleißig 51
2. intelligent 45
3. einfallsreich 40
4. materialistisch 38
4. wagemutig 38

Auch den harten Vorwurf, Reiche seien zwar gut im Geldverdienen, aber häufig keine anständigen Menschen, teilen immerhin 40 Prozent der Jüngeren (nur 23 Prozent widersprechen dem), während das die älteren Amerikaner nicht so sehen: Von ihnen sind nur 15 Prozent der erwähnten Meinung, 50 Prozent lehnen sie ab.

USA: Die Neigung, Reichen den Anstand abzusprechen – Analyse nach Alter
Frage: „Wenn jemand sagt: ‚Reiche sind gut im Geldverdienen. Dafür sind sie aber in der Regel keine anständigen Menschen.‘ Würden Sie dieser Aussage sehr zustimmen, eher zustimmen, eher nicht zustimmen, überhaupt nicht zustimmen?“

An 100 fehlende Prozent: „Weder noch“
Quelle: Rainer Zitelmann, Die Gesellschaft und ihre Reichen, Ipsos MORI J18-031911-01-02

Den Nullsummenglauben, wonach für die Armen umso weniger übrigbleibe, je reicher die Reichen sind, teilen 45 Prozent der Amerikaner zwischen 16 und 29 Jahren, 40 Prozent der 30- bis 44-Jährigen und nur 27 Prozent 45- bis 59-Jährigen bzw. 24 Prozent der über 60-Jährigen.

USA: Nullsummendenken – Analyse nach Altersgruppen
Frage: „Wenn jemand sagt: ‚Je mehr die Reichen haben, desto weniger bleibt für die Armen übrig.‘ Würden Sie dieser Aussage voll und ganz zustimmen, oder eher zustimmen, eher nicht zustimmen oder überhaupt nicht zustimmen?“

An 100 fehlende Prozent: „Weder noch“
Quelle: Rainer Zitelmann, Die Gesellschaft und ihre Reichen, Ipsos MORI J18-031911-01-02

Auch in den Meinungen zu hohen Managergehältern unterscheiden sich Junge und Alte stark: 42 Prozent der Älteren meinen, es sei allein Sache der Unternehmen, deren Höhe festzulegen. Von den Jüngeren sehen das 30 Prozent so. Und während 38 Prozent der jüngeren Amerikaner sagen, man sollte die Gehälter der Top-Manager reduzieren und an die Angestellten umverteilen, auch wenn diese dadurch nur ein paar Dollar im Monat mehr hätten, befürworten das von den Älteren lediglich 28 Prozent. Einzige Ausnahme: Managergehälter, die 100-mal so hoch sind wie die eines Angestellten, finden 40 Prozent der Älteren „obszön“, aber nur 32 Prozent der Jüngeren.

Bei fast allen anderen Fragen sehen wir hingegen die gleiche Tendenz: jüngere Amerikaner sehen Reiche kritischer als ältere Amerikaner. 38 Prozent der Älteren und 22 Prozent der Jüngeren meinen, die Gesellschaft als Ganze profitiere von Reichen, weil viele von ihnen Arbeitsplätze schaffen. 39 Prozent der Älteren, aber nur 23 Prozent der Jüngeren meinen, die Gesellschaft profitiere von Reichen, weil sie hohe Steuern zahlen. Nur 14 Prozent der Älteren, aber 39 Prozent der Jüngeren glauben, dass die Beziehungen durch Eltern und Familie der entscheidende Faktor dafür seien, dass jemand reich werde. 16 Prozent der Älteren, aber 29 Prozent der Jüngeren unterstellen, die meisten Reichen hätten ihren Reichtum geerbt.

Umgekehrt glauben 49 Prozent der Älteren und nur 31 Prozent der Jungen, die Bereitschaft, Risiken einzugehen, sei der Grund, warum Menschen reich würden. Und 43 Prozent der Älteren, aber nur 27 Prozent der Jüngeren vermuten, dass Reiche besonders fleißig seien. Schließlich meinen 41 Prozent der Älteren, aber nur 19 Prozent der Jüngeren, die Gesellschaft profitiere insgesamt von der Existenz der Reichen, weil viele davon als Unternehmer neue Produkte kreieren.

USA: Aussagen über Reichtum – Analyse nach Altersgruppen I
Positive und neutrale Aussagen
Frage: „Hier auf der Liste ist einmal verschiedenes aufgeschrieben, was uns andere über Reichtum und Reiche Leute gesagt haben. Welchen der Aussagen auf dieser Liste würden Sie zustimmen?“ (Listenvorlage)

Quelle: Rainer Zitelmann, Die Gesellschaft und ihre Reichen, Ipsos MORI J18-031911-01-02

USA: Aussagen über Reichtum – Analyse nach Altersgruppen II
(Eher) negative Aussagen
Frage: „Hier auf der Liste ist einmal verschiedenes aufgeschrieben, was uns andere über Reichtum und Reiche Leute gesagt haben. Welchen der Aussagen auf dieser Liste würden Sie zustimmen?“ (Listenvorlage)

Quelle: Rainer Zitelmann, Die Gesellschaft und ihre Reichen. Ipsos MORI J18-031911-01-02

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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.