Weltglücksindex 2018:
Wirtschaftliche Freiheit macht glücklich

Erschienen am 15. März 2018

Die UN hat ihren Glücksindex 2018 vorgestellt. Für die seit 2012 jährlich veröffentlichte Rangliste werden in einzelnen Ländern Faktoren wie Lebenserwartung, Wohlstand, Unterstützung im sozialen Umfeld, Freiheit und Korruption ermittelt und zu einem Glücksindex zusammengeführt.

Es handelt sich bei dem „Happiness-Report“ um eine 170 Seiten umfassende Studie, die man kostenlos hier herunterladen kann: https://s3.amazonaws.com/happiness-report/2018/WHR_web.pdf

Interessant ist es, wenn man diesen Index mit einem anderen Index vergleicht, nämlich mit dem „Index der wirtschaftlichen Freiheit“ (Kurzfassung hier: https://www.heritage.org/sites/default/files/2017-11/BG3266.pdf), der von der renommierten Heritage-Foundation seit 1995 jährlich erstellt wird. Dieser Index, auch „Kapitalismus-Skala“ genannt, misst den Grad der wirtschaftlichen Freiheit. An der Spitze stehen dort Hongkong, Singapur, Neuseeland, die Schweiz und Australien, Schlusslichter bei der wirtschaftlichen Freiheit sind Nordkorea (letzter Platz), Venezuela, Kuba, die Republik Kongo und Eritrea.

Natürlich kann man methodisch darüber streiten, ob die in dem UN-Report gelisteten Länder wirklich die glücklichsten sind. Glück ist nicht einfach zu messen. Aber ein Zusammenhang ist doch sehr deutlich: Von den zehn Ländern, die als die glücklichsten bewertet wurden, sind alle wirtschaftlich frei (siehe die Tabelle unten). Das ist bemerkenswert, denn in der Untersuchung der Heritage-Foundation werden weniger als 20 Prozent der Länder (nur 34 von 180) als wirtschaftlich frei bzw. überwiegend frei bewertet.

Die 10 glücklichsten Länder (in Klammern: Rang im Ranking der wirtschaftlichen Freiheit)

  1. Finland (26, überwiegend frei)
  2. Norway (23, überwiegend frei)
  3. Denmark (12, überwiegend frei)
  4. Iceland (11, überwiegend frei)
  5. Switzerland (4, frei)
  6. Netherlands (17, überwiegend frei)
  7. Canada (9, überwiegend frei)
  8. New Zealand (3, frei)
  9. Sweden (15, überwiegend frei)
  10. Australia (5, frei)

Von den zehn Ländern, die im UN-Report als die unglücklichsten bewertet wurden, sind mit einer Ausnahme alle unfrei bzw. überwiegend unfrei. Die einzige Ausnahme ist Ruanda, das nach der Heritage-Foundation als „moderately free“ gilt – was dort die mittlere Kategorie zwischen frei und unfrei darstellt.

Die 10 unglücklichsten Länder (in Klammern: Rang im Ranking der wirtschaftlichen Freiheit)

  1. Burundi (157, überwiegend unfrei)
  2. Central African Republic (163, unfrei)
  3. South Sudan (161, unfrei)
  4. Tanzania (97, überwiegend unfrei)
  5. Yemen (nicht geratet)
  6. Rwanda (39, moderat frei)
  7. Syria (nicht geratet)
  8. Liberia (158, überwiegend unfrei)
  9. Haiti (124, überwiegend unfrei)
  10. Malawi (148, überwiegend unfrei)

Wirtschaftliche Freiheit nützt den Armen
Das ist kein Zufall: Wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt: Je mehr wirtschaftliche Freiheit es gibt, desto wohlhabender sind die Volkswirtschaften, desto wahrscheinlicher erreichen sie ein hohes Wirtschaftswachstum, desto höher ist sogar das Einkommen der ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung. Eines der wichtigsten Argumente für den Kapitalismus ist, dass die wirtschaftlich freien Länder geringere Armutsraten haben und eine schnellere Armutsreduktion erreichen. Die Weltbank veröffentlicht regelmäßig Daten zur weltweiten Armutsentwicklung. Diese werden nur für Entwicklungsländer berechnet, nicht jedoch für die industrialisierten Länder mit hohem Einkommen. Eine Untersuchung belegt, dass die Rate extremer Armut in den am wenigsten freien Ländern bei 41,5 Prozent lag, jedoch nur bei 2,7 Prozent unter den freiesten Volkswirtschaften. Die Rate der „moderaten Armut“ lag bei dem Quartil der wirtschaftlich unfreiesten Länder bei 57,4 Prozent, im Quartil der wirtschaftlich freiesten Länder dagegen bei 3,6 Prozent.

Damit zusammen hängt, dass die Lebenserwartung in Ländern mit größerer wirtschaftlicher Freiheit deutlich höher ist als in Ländern mit geringer wirtschaftlicher Freiheit. In dem Quartil der Länder mit der geringsten wirtschaftlichen Freiheit lag die Lebenserwartung bei 60,7 Jahren, im Quartil der wirtschaftlich freiesten Länder dagegen bei 79,4 Jahren. Die Lebenserwartung ist also in wirtschaftlich freieren Ländern fast 20 Jahre höher als in wirtschaftlich unfreien Ländern.

Ein Indikator für den wirtschaftlichen Wohlstand ist der Prozentanteil der allgemeinen Konsumausgaben der Menschen eines Landes für Essen. In den USA entfallen heute rund sechs Prozent der Konsumausgaben auf Lebensmittel, und dies, obwohl etliche Amerikaner bekanntlich eher zu viel essen. Vor hundert Jahren betrugen die Konsumausgaben in den USA noch 40 Prozent, so viel wie heute in vielen Entwicklungsländern. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2017 zeigt, dass die Menschen am wenigsten für Essen in den USA, Singapur, Großbritannien, der Schweiz, Kanada, Irland, Österreich, Australien, Deutschland und Dänemark ausgeben – alles Länder, die wirtschaftlich (überwiegend) frei sind. Die Tabellenschlusslichter sind ausschließlich wirtschaftlich unfreie Länder. Dort geben die Menschen im Durchschnitt oftmals 40 Prozent, in der Spitze sogar bis zu 59 Prozent ihrer Konsumausgaben für Nahrungsmittel aus.

Nachgewiesen ist auch: Je mehr wirtschaftliche Freiheit herrscht, desto seltener kommt es zu Bürgerkriegen, desto höher ist die politische Stabilität, desto seltener werden Morde und Menschenrechtsverletzungen, desto niedriger ist der Militarisierungsgrad von Gesellschaften und desto sicherer fühlen sich die Menschen.

Fluchtursache: wirtschaftliche Unfreiheit
Für Wissenschaftler wäre es eine interessante Aufgabe, den Zusammenhang von weltweiten Fluchtbewegungen und wirtschaftlicher Freiheit zu analysieren. Für Flucht gibt es viele Ursachen: Politische Unterdrückung, wirtschaftliche Not, Kriege und Bürgerkriege. Wenn wir den Index der wirtschaftlichen Freiheit anschauen und die ersten 20 mit den letzten 20 Ländern vergleichen, dann wird eines auf den ersten Blick deutlich: Niemand flieht aus Ländern wie Neuseeland, Großbritannien, Holland oder Schweden. Im Gegenteil: Die meisten Länder, die als „überwiegend frei“ gelten, waren die Zielländer der Fluchtbewegungen, so etwa Deutschland, Österreich oder Schweden.

Nehmen wir die 20 unfreiesten Länder in den Blick, dann wird deutlich, dass aus unterschiedlichen Gründen Menschen aus vielen dieser Länder flohen, sofern sie nicht – wie etwa in Nordkorea – mit Gewalt daran gehindert wurden. Das trifft nicht nur für Länder wie den Sudan zu, in denen Bürgerkrieg herrscht, sondern auch für ein Land wie Venezuela, das mehr als eine Million Menschen wegen der katastrophalen Auswirkungen der sozialistischen Politik verließen.

Trotz aller Fortschritte sind im Afrika südlich der Sahara immer noch die meisten der 48 Länder wirtschaftlich unfrei. Nur zwei dieser Länder sind überwiegend frei, sieben sind „moderat frei“, 27 sind überwiegend unfrei und 11 gehören zu den unfreiesten Ländern der Welt. Daher wird verständlich, warum die meisten Flüchtlinge aus Afrika kommen: Hier herrscht immer noch die größte wirtschaftliche Unfreiheit und daher ist auch die Not am höchsten.

Der Zusammenhang zwischen dem Index der wirtschaftlichen Freiheit und dem Glücksindex ist also keineswegs ein Zufall.

Sofern die Quellenangaben der hier zitierten wissenschaftlichen Untersuchungen in diesem Artikel nicht genannt sind, finden Sie diese in Kapitel 8 dieses Buches: http://kapitalismus-ist-nicht-das-problem.de/

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.