Der Anfang vom Ende des „harten“ Euro

Erschienen am 26. April 2010

Ob das, was wir in diesen Tagen erleben, der Anfang vom Ende der Euro-Währung ist, kann noch niemand mit Sicherheit sagen. Möglich ist es durchaus, dass der Euro – ebenso wie die meisten anderen Kunstwährungen in der Geschichte – früher oder später scheitern wird. Mit Sicherheit erleben wir jedoch derzeit den Anfang vom Ende einer Währung, von der es vorübergehend so erscheinen konnte, als sei sie ähnlich stabil wie seinerzeit die D-Mark.

Der Vertrag von Maastricht hatte aus gutem Grunde zahlreiche Regeln entwickelt, deren strikte Einhaltung dafür sorgen sollte, dass der Euro ebenso stabil sein würde wie die Deutsche Mark. Seit Jahren wurden diese Regeln jedoch von praktisch allen Mitgliedsländern immer wieder verletzt – übrigens auch von Deutschland. Das betrifft die Verschuldungs-Kennzahlen ebenso wie andere Kriterien, etwa zur Höhe der Inflation.

Nunmehr wird durch das Hilfsprogramm für Griechenland auch noch die wichtigste Regel verletzt, dass nämlich kein Land für die mangelnde Haushaltsdisziplin eines anderen Landes aufkommen darf. Von Anfang an konnte man wissen, dass die griechischen Zahlen nichts anderes waren als Lug und Trug. Aber die europäische Politik wollte davon nichts wissen, sondern musste die bittere Realität erst unter dem Druck der Finanzmärkte zur Kenntnis nehmen.

Aus gutem Grund hatten sich die Mitgliedsstaaten der Währungsunion vor der Einführung des Euro vertraglich darauf verständigt, dass es keine Transferzahlungen für Länder geben dürfe, die die Verschuldungsregeln verletzen. Wenn Griechenland jetzt Kredite für z.B. 5% bekommen sollte, obwohl der Kapitalmarkt über 8% fordert, dann liegt damit ein klarer Verstoß gegen die Regeln vor, denn faktisch handelt es sich natürlich um eine Subvention. Dass die Politik versucht, diese Verletzung trickreich zu kaschieren und Finanzminister Schäuble dreist behauptet, vertragskonform zu handeln, statt den Bürgern wenigstens die Wahrheit zu sagen, macht die Sache nicht besser, sondern nur noch schlimmer.

Wenn diejenigen, die selbst permanent die Regeln verletzen auch diejenigen sind, die über ihre Einhaltung zu wachen haben, dann kann das natürlich nicht funktionieren. Das wäre so, wie wenn bei einem Fußballspiel die Spieler, welche selbst die Regeln verletzen, darüber entscheiden, ob eine gelbe oder eine rote Karte gegeben wird – und nicht der Schiedsrichter. Einen Schiedsrichter in der Euro-Zone gibt es jedoch nicht.

Der Euro ist bereits deutlich gefallen – so wie ich das an dieser Stelle in den ersten Beiträgen zur griechischen Tragödie vorausgesagt hatte. Der eigentliche Maßstab für den Wertverfall des Euro ist dabei nicht einmal die Kursentwicklung im Vergleich zum Dollar, sondern im Vergleich zum Gold. Und Gold erklimmt Monat für Monat neue historische Höchststände im Vergleich zum Euro.

Mit Griechenland wird ein Exempel gesetzt, das eine negative Vorbildwirkung hat. Es ist schwer denkbar, dass die Eurostaaten bei Portugal anders verfahren werden wie bei Griechenland.

Vor Kurzem machte ich mich an dieser Stelle darüber lustig, dass deutsche Versicherungen statt in Immobilien lieber in griechische Anleihen investieren. Ich schrieb an dieser Stelle: „Kein Wunder, dass die Versicherer angesichts der niedrigen Zinsen nach jedem Strohhalm greifen: 27 Prozent der Versicherer… wollen griechische Staatsanleihen kaufen. Gegen Immobilien wird zuweilen deren mangelnde Fungibilität ins Feld geführt – man könne sie nicht jederzeit wieder verkaufen. Was ist aber mit griechischen Staatsanleihen? Die kann man bestimmt jederzeit wieder verkaufen – fragt sich nur, zu welchem Kurs!“ Die Antwort auf diese Frage lautete: Wer griechische Anleihen zu einer Rendite von 5% kaufte, hat jetzt den Schlamassel und muss massive Kursverluste hinnehmen, denn der Kapitalmarkt fordert inzwischen 8,9% für zehnjährige Griechenland-Bonds.

In den IMMOBILIEN NEWS habe ich seit Jahren immer wieder folgende Empfehlungen gegeben:

  1. Setzen Sie auf Sachwerte wie etwa Immobilien. Dabei sollten die Assetklassen Wohnen und Einzelhandel übergewichtet werden. Dass ich mit meiner Empfehlung, insbesondere Berliner Wohnimmobilien zu kaufen, richtig gelegen habe, zeigt ein Blick auf die jüngsten Meldungen über stark rückläufige Leerstände und steigende Mieten in Berlin (s.u.).
  2. Diversifizieren Sie nach Währungen und halten Sie nicht alle Ihre Anlagen in der Euro-Währung. Zur Währungsdiversifikation gehört übrigens auch, einen Teil seines Geldes in Gold anzulegen, das aus meiner Sicht eben nicht primär ein Rohstoff ist, sondern eine Währung. Im Vergleich zu dem Zeitpunkt, wo ich selbst in Gold investiert habe, hat sich der Preis auf Eurobasis mehr als verdoppelt.
  3. Bereiten Sie sich auf ein mögliches Inflations-Szenario vor, indem Sie neben Sachwert-Investments auch inflationsgeschützte Anleihen kaufen. Obwohl die Inflationsraten noch nicht gestiegen, sondern zurückgegangen sind, war auch das eine lohnenswerte Empfehlung, weil die Renditen gefallen sind und man sich daher über schöne Kursgewinne freuen konnte. Mittelfristig, wenn die Renditen für Anleihen wieder steigen, könnten die Kurse zurückgehen, aber langfristig werden Anleger wegen der zu erwartenden inflationären Entwicklung mit diesen Anleihen besser fahren als mit klassischen, nicht-indexierten Rentenpapieren.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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