Feindbild: Manager
Das Achtfache des Durchschnittseinkommens?

Erschienen am 20. Februar 2017

SPD, Linke und Grüne wollen die Managergehälter begrenzen. Merkel verfährt nach ihrer alten Devise, sozialdemokratische Forderungen aufzunehmen, um der SPD ein Wahlkampfthema wegzunehmen. „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“ – Erich Honecker könnte mit seiner Prophezeiung Recht behalten.

Der Sozialpopulist Schulz will das Thema „soziale Gerechtigkeit“ als Neid- und Hasskampagne gegen Reiche, Unternehmer und Manager zuspitzen. Ein entsprechendes Neidgesetz bereitet derzeit SPD-Parteivize Thorsten Schäfer-Gümbel vor: „Überhöhte, unangemessene und damit unanständige Vergütungen, Boni und Renten sind aus unserer Sicht nicht gerecht.“ Konkret will die SPD mit zwei Methoden dagegen vorgehen:

  1. Unternehmen sollen nur noch Vorstandsgehälter bis zu 500.000 Euro p.a. steuerlich als Betriebsausgaben geltend machen dürfen.
  2. Es soll ein Maximalverhältnis zwischen der Vergütung von Vorständen und dem Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer festgelegt werden.

Begrenzung der steuerlichen Abzugsfähigkeit

Eine Umsetzung der ersten Forderung würde unmittelbar gar nichts an der Höhe der Gehälter ändern. Die Folge wäre lediglich eine wirtschaftliche Belastung von Unternehmen, da sich die Steuerlast entsprechend erhöhen würde. Steuersystematisch ist das unsinnig und ein reiner Willkürakt, so dass die Hoffnung besteht, dass der Bundesfinanzhof oder das Bundesverfassungsgericht solche Gesetze kassieren würde.

Die „Hoffnung“, dass ein Konzern wie Daimler wegen der nach einem solchen Gesetz höheren Steuerbelastung bei Gehältern über 500.000 Euro geringere Vorstandsvergütungen bezahlen würde, ist abwegig. Denn wegen einigen Millionen Euro mehr Steuerbelastung wird ein Konzern mit Milliardenumsätzen nicht Gehälter zahlen, mit denen es unmöglich ist, entsprechend qualifizierte Vorstände anzuheuern.

Maximalverhältnis

In einem SPD-Papier zum Thema heißt es: „Wer ein Vielfaches des durchschnittlichen Arbeitnehmers in einem Betrieb verdient, muss sich fragen und fragen lassen, ob er auch ein Vielfaches der Leistung erbringt oder an Verantwortung trägt.“ Die SPD hat diese Frage indes schon beantwortet: Sie folgt einem alten Vorschlag der Linkspartei und will gesetzlich ein Maximalverhältnis der Vergütung von Managern zum Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer festlegen. Die Linke fordert einen Faktor von 20, d.h. kein Manager darf mehr verdienen als das Zwanzigfache des niedrigsten Gehaltes im Unternehmen.

SPD-Parteivize Schäfer-Gümbel, der bei der SPD für das Thema zuständig ist, wollte sich noch nicht auf einen Faktor festlegen, nannte kürzlich jedoch als Beispiel ein Unternehmen aus Süddeutschland, dass seine Manager-Einkommen auf das Achtfache des Durchschnittsverdienstes begrenzt hat.

Wenn der Postbote bei Daimler 30.000 Euro im Jahr bekommt, dürfte der Vorstandsvorsitzende Zetsche bei einem Faktor von 20 künftig maximal 600.000 Euro verdienen. Zetsche hat 2015 9,7 Millionen Euro bekommen, sein Gehalt würde demnach um neun Millionen Euro gekürzt. Überträgt man das auf den Fußball, dann hieße das doch, dass ein Spieler wie Thomas Müller vom FC Bayern nach der Linken nur noch 600.000 Euro im Jahr verdienen dürfte, denn der Platzwart bekommt ja nur 30.000 Euro im Jahr.

Der große Gerechtigkeits-Irrtum

Wer über das Thema diskutiert, dem wird vorgehalten, ob ein Top-Manager wirklich so viel mehr „leiste“ wie ein einfacher Arbeiter. Unklar bleibt dabei, was mit „Leistung“ gemeint ist. Wie viele Stunden er arbeitet? Wie sehr er sich anstrengt? Das Gehalt wird jedoch weder durch den Grad der Anstrengung bestimmt noch durch die Zahl der Arbeitsstunden, sondern am Markt durch Angebot und Nachfrage – ebenso wie bei hochbezahlten Fußballspielern. Würde man die Einkommen von Fußballspielern des FC Bayern entsprechend begrenzen, würde der Verein bald nur noch in der 2. Bundesliga spielen – und vielleicht nicht einmal das.

Warum Merkels Taktik scheitern wird

Merkel, beunruhigt über den Aufstieg des Sozialpopulisten Schulz, hat bereits Entgegenkommen signalisiert. Ihr Statthalter Unionsfraktionschef Kauder donnerte auf einer CDU-Fraktionssitzung, bei der sich Widerstand regte: „Ich werde im Wahlkampf 10-,11-,12-Millionen-Gehälter nicht verteidigen. So, jetzt ist der Fall gegessen!“ Merkel pflichtete bei: „Meine Wählerschaft interessieren die Managergehälter auch.“

Merkels Strategie war schon immer, Forderungen von Grünen, Linken und SPD zu übernehmen (Mindestlohn, Mietpreisbremse, Quotenregelungen), um denen damit den Wind aus den Segeln zu nehmen. Funktioniert hat das meist nicht. So verfügte sie die Abschaltung der Atomkraftwerke nach der Reaktorkatastrophe in Japan, um einen Sieg der Grünen bei den damals unmittelbar bevorstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg zu verhindern. Die Wähler wählten jedoch lieber das grüne Original als die Nachahmer-CDU.

Beim Thema „soziale Gerechtigkeit“ funktioniert diese Merkel-Strategie ohnehin nicht. Denn was immer beschlossen wird – die linke Konkurrenz setzt noch eins drauf und hat noch radikalere Forderungen parat. Sollte die Union ein Gesetz zur Begrenzung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Managergehältern vorlegen, dann wird die SPD kontern, dies sei zu wenig und man müsse auch ein Maximalverhältnis festlegen. Sollte sich die Union sogar darauf einlassen, dann wird die linke Konkurrenz kontern, der Faktor sei zu hoch.


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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.