Krise bei Initiatoren geschlossener Fonds

Erschienen am 18. Mai 2009

18. Mai 2009

Die Zahlen von MPC – es wurde im Q1 nicht einmal ein Zehntel des Vorjahresvolumens platziert – sind leider kein Ausreißer, sondern werfen nur ein Schlaglicht auf die derzeit schwierige Situation der gesamten Fondsbranche. Nach dem extrem schwachen vierten Quartal gab es im Q1 2009 keine Erholung bei der Platzierung geschlossener Fonds. Im Gegenteil. Auch in der Vergangenheit extrem platzierungsstarke Initiatoren platzieren seit einem halben Jahr nur noch geringe Summen.

Immerhin wurde im Q1 insgesamt schätzungsweise etwa eine Mrd. Euro platziert, wobei ein Großteil jedoch auf zwei immer wieder zitierte Ausnahmen zurückgeht, nämlich die Platzierungserfolge mit zwei Fonds von Hannover Leasing (Luxemburg) und Real.IS. (Australien), die im Wesentlichen über Großbanken platziert wurden. Es würde mich nicht wundern, wenn in diesem Jahr das Platzierungsvolumen der Fondsbranche um etwa 50 % einbrechen würde, wobei die geschlossenen Immobilienfonds sicherlich relativ erhebliche Marktanteile im Vergleich zu anderen Beteiligungsmodellen dazu gewinnen werden.

Dabei gibt es objektiv derzeit sehr viel bessere Einkaufsmöglichkeiten – sowohl bei Schiffen wie bei Immobilien – als in den Vorjahren. Zusätzlich zu dem Finanzierungsproblem kommt jedoch erschwerend die extreme Zurückhaltung der Anleger. Die Mehrzahl der Anleger denkt eben nicht antizyklisch (sonst wäre das ja schon wieder pro-zyklisch). Man kauft Assets lieber auf dem Höhepunkt einer Preisbewegung als nach einer Preiskorrektur.

Die Anleger sind so verunsichert, dass sie Investitionsentscheidungen lieber verschieben. Und viele müssen erst einmal die schlechten Nachrichten über Fonds verdauen, die sie in den vergangenen Jahren gezeichnet haben. Neben wenigen Initiatoren, die offen darüber berichten und damit ein Vertrauenskapital für die Zukunft aufbauen, gibt es viel mehr Initiatoren, die versuchen, die Probleme unter den Teppich zu kehren.

Dennoch wäre es völlig falsch, die Branche der geschlossenen Fonds abzuschreiben. Keine Branche hat sich in der Vergangenheit als so kreativ und anpassungsfähig erwiesen wie die der geschlossenen Fonds. Sicher, es ist die schwerste Krise, die diese Branche je durchzumachen hatte. Es wird eine Marktbereinigung geben und dabei werden diejenigen überleben, die ihre Mitarbeiter weitgehend aus der laufenden Fondsverwaltung bezahlen können. Wie viele Initiatoren sind so schlank aufgestellt, wie viele verfügen über ein ausreichendes Rücklagenpolster, wie vielen gelingt es, rasch genug den Personalbestand zu reduzieren, wie vielen gelingt es, attraktive Produkte an den Markt zu bringen?

Profitieren werden langfristig diejenigen Unternehmen, die über eine klare Marktpositionierung verfügen und die auch in der Krise – die zu vielen Non Performing Fonds führt – professionell und transparent mit ihren Anlegern und Vertriebspartnern umgehen, um langfristig Vertrauen aufzubauen. In diesem Jahr werden die Weichen dafür gestellt, wer nach der Krise erfolgreich sein und wer vom Markt verschwinden wird.

Dass Initiatoren kommen und gehen ist in der Branche an sich nichts Neues: Schaut man sich mal die Liste jener Initiatoren an, die beispielsweise vor zehn Jahren die Branche dominierten, dann sind die meisten heute von der Bildfläche verschwunden oder spielen zumindest keine Rolle mehr – so etwa Banghard, IBV, Kapital Consult, Falk, KapHag, Ebertz, Görlich u.a. Auch heute werden die Karten wieder neu gemischt – und ich rechne damit, dass es sogar in diesem Jahr wieder ernstzunehmende Neugründungen von Fondsinitiatoren geben wird.

In der für die Branche schwierigen Situation ist nun der am 30. April vorgelegte Entwurf einer EU-Richtlinie zur Regulierung Alternativer Investmentfonds-Manager eine weitere Herausforderung für die Branche, die die Marktbereinigung mit Sicherheit erheblich beschleunigen wird. Die Folgen, die eine Umsetzung dieser Richtlinie für den Markt der geschlossenen Fonds haben wird, sind noch kaum abzusehen und die Branche wird sich in einer ohnehin schwierigen Situation sehr rasch auf die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen einzustellen haben. Dies verdeutlicht, wie sehr der VGF Recht hatte, wenn er die Branche darauf einstellte, dass es unvermeidlich eine Regulierung geben wird.

Gut ist immerhin, dass es – anders als bei den Banken – keine Stützungsaktionen des Staates gibt, denn so werden sich die Marktgesetze durchsetzen und diejenigen, denen es gelingt, in der Krise zu überwintern, werden gestärkt aus ihr hervorgehen.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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