Menschen wie Arnold Schwarzenegger, der heute 70 Jahre als wird, gibt es selten, sehr selten. Er hat nicht in einem, sondern in drei Lebensbereichen – im Sport, im Filmgeschäft, in der Politik – mehr erreicht, als 99,99 Prozent der Menschen in einem ganzen Leben. Niemand kann dieses unglaubliche Leben kopieren, aber jeder kann eine Menge von Arnold Schwarzenegger lernen.
Schwarzenegger hatte stets den Mut, anders zu sein als andere Menschen. Schon die Tatsache, dass er sich Bodybuilding als „seinen Sport“ ausgesucht hatte, zeigt das. Bodybuilding war damals als Sportart kaum verbreitet. Es gab nicht, wie heute überall, Fitnesscenter, wo man mit Hanteln und Geräten seine Muskeln aufbauen konnte. Bodybuilding war in der Anschauung vieler Menschen zudem eine sehr zweifelhafte Betätigung, betrieben von zweifelhaften Gestalten mit einem ausgeprägten Hang zum Narzissmus, die sich später dann auf einer Bühne einölten. Schwarzenegger liebte aber diesen Sport und er war es, der diese Sportart popularisierte und aus ihrer Nische herausholte.
Als er sich später entschied, Schauspieler zu werden, hatte er auch wieder den Mut, anders zu sein als andere. Alle sagten ihm, er solle seinen Namen ändern und unbedingt etwas dafür tun, dass sich seine extreme Muskelmasse zurückbildete. Er tat das Gegenteil. Er wusste instinktiv, dass er sich unterscheiden musste, wenn er seine hochgesteckten Ziele erreichen wollte.
Auch als Politiker ging er einen eigenen Weg. Er war und ist ein überzeugter Anhänger der Republikaner und vertritt viele ihrer politischen Ansichten, zum Beispiel auf dem Gebiet der Wirtschaft. Aber er war nie ein einfältiger „Parteisoldat“, sondern er hatte auch hier den Mut, anders zu sein und vertrat Meinungen, die normalerweise in den USA von Demokraten vertreten werden – so etwa zur Umweltpolitik. Auch hier hatte und hat er den Mut, anders zu sein und auch gegen den Strom zu schwimmen.
Schwarzenegger berichtet in seiner Autobiografie „Total recall“, dass der Boxchampion Muhammed Ali in dieser Hinsicht ein Vorbild für ihn gewesen sei. „Er zeichnete sich nicht nur durch sein Boxtalent aus, sondern auch durch seine skandalträchtigen Handlungen und Aussagen, die den Leuten noch lange im Gedächtnis blieben. Er wurde Muslim, änderte seinen Namen und verweigerte den Militärdienst, weshalb ihm der Weltmeistertitel aberkannt wurde… Die Kombination aus Können und Skandal mache Ali zu einem ganz besonderen Menschen.“
Public Relation ist alles
Das zweite Erfolgsgeheimnis hat viel mit dem ersten zu tun. Schon in seinen jungen Jahren lernte Schwarzenegger die Kunst der Selbstvermarktung und verstand, wie wichtig PR ist. Nachdem er „Mister Universum“ geworden war, überlegte er sich, wie er diesen Titelgewinn verwenden konnte, um mehr Kunden für das Fitnessstudio zu gewinnen. Damals interessierte sich allerdings niemand für Bodybuilding. „Wenn wir bei den Zeitungen angefragt hätten, ob sie einen Artikel über meinen Titelgewinn bringen würden, hätten sie uns für verrückt gehalten. Also überredete mich Albert Busek, an einem eiskalten Tag in meiner kurzen Trikothose durch München zu laufen. Dann rief er bei ein paar befreundeten Redakteuren an und fragte: ‚Erinnerst du dich an Schwarzenegger, der im Löwenbräukeller das Steinheben gewonnen hat? Ja, inzwischen ist er Mister Universum und steht im kurzen Höschen am Stachus.“ Tatsächlich kamen die Journalisten und am nächsten Tag war ein Foto von ihm in der Zeitung zu sehen, wie er mit seiner kurzen Hose auf einer Baustelle stand, wo ihn die in der Kälte dich beieinanderstehenden Bauarbeiter staunend betrachteten.
Schwarzenegger war und ist bis heute ein PR-Genie. Er versteht die Funktionsweisen der PR besser als viele PR-Agenturen. Er weiß, dass PR mehr bewegt als klassische Werbung und er weiß, dass man auch mit Pressemitteilungen, wie sie üblicherweise versendet werden, gar nichts erreicht. Er suchte stattdessen den persönlichen Kontakt zu den Journalisten, und zwar nicht nur in Amerika, sondern weltweit. Schwarzenegger betonte immer wieder, viele Schauspieler, Schriftsteller und Künstler unterlägen der Fehleinschätzung, Marketing sei nicht so wichtig oder sie hielten es für unter ihrer Würde, sich selbst zu verkaufen. „Man kann die beste Arbeit abliefern, doch wenn die Leute nichts davon erfahren, ist alles umsonst!“, so Schwarzenegger.
Sei fokussiert, aber nicht eindimensional
So wie alle sehr erfolgreichen Menschen war Arnold Schwarzenegger stets auf seine Ziele fokussiert. Wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte, ob nun im Sport, im Filmbusiness oder in der Politik, dann konzentrierte er sich mit einer ungeheuren Energie darauf, dieses Ziel zu erreichen. Schwarzenegger schrieb sich seine Ziele stets zu Beginn des Jahres auf und arbeitete dann unermüdlich und mit einer geradezu unglaublichen Selbstdisziplin an der Umsetzung.
Doch er war dabei weder engstirnig noch eindimensional, so wie manche anderen erfolgreichen Menschen, die neben ihrem Hauptziel nichts anderes kennen und alle anderen Lebensbereiche vernachlässigen. Obwohl Schwarzenegger als junger Bodybuilder extrem hungrig, fleißig und fokussiert war, so war er jedoch nie der Typ des Sportlers, bei dem sich alles nur darum drehte. Parallel zu seiner Bodybuilding-Karriere fing er an, sehr geschickt im Immobilienbereich zu investieren.
Mit der gleichen Begeisterung, mit der er trainierte, beschäftigte er sich mit dem Immobilienmarkt. Andere Amerikaner kaufen ein Haus und stottern dann den Kredit ab. Schwarzenegger erwarb jedoch gleich ein Mehrfamilienhaus, behielt die beste Wohnung für sich und vermietete den Rest. Aus den Mieteinnahmen konnte er seinen Immobilienkredit abbezahlen. Für einen jungen Einwanderer Anfang 20 sicherlich ein ungewöhnlicher Weg. Er kaufte ein Apartmenthaus für 2150.000 Dollar, investierte all sein Erspartes (27.000 Dollar) und lieh sich von Joe Wieder weitere 10.000 Dollar. Drei Jahre später verkaufte er das Haus für das Doppelte und verdiente damit 150.000 Dollar.
Schwarzenegger schreibt, dass er die Abwechslung im Leben liebte: Eben noch sprach er mit Immobilienleuten über die Projektentwicklung für ein Bürohaus oder ein Shoppingcenter, im nächsten Moment unterhielt er sich mit seinem Verleger über sein neuestes Buch und dann wieder hatte er ein Meeting mit Filmleuten. Auch heute führt er ein solch abwechslungsreiches Leben: Er dreht Filme, veranstaltet Bodybuilding-Wettkämpfe und engagiert sich vor allem weltweit für den Klimaschutz.
Höre nie auf, zu lernen
Ein ungeheurer Lerneifer und eine extreme Lernfähigkeit sind vielleicht die wichtigsten Charaktereigenschaften von Schwarzenegger. Immer wieder fing er von vorne an. Nachdem er mit Filmen wie „Conan“ und „Terminator“ schon sehr erfolgreich gewesen war, wollte er auch in Komödien spielen. Er verließ sich dabei aber nicht auf seinen angeborenen Humor, sondern er begann nun sogar ein Lernprogramm zum Thema Humor und suchte sich einen Mentor dafür! „Ich war überzeugt, dass in meiner Karriere der Zeitpunkt gekommen war, ins Komödienfach zu expandieren. Aber ich wusste auch, dass man nur schwer einen Fuß in dieses Genre bekommt. Das galt erst recht für mich als Europäer, denn mir fehlte der typisch amerikanische Humor“, so berichtet er in seiner Autobiografie. Milton Berle, so Schwarzenegger, „entwickelte sich zu meinem Mentor in Sachen Komik“. Er fragte ihn, mit was für Witzen man eine ernste Situation auflockern könne und wie man sie so einflicht, dass der Humor natürlich wirkt. Er umgab sich systematisch mit den besten Profis der Comedy-Szene und sog begierig wie ein Schwamm alles auf, was sie sagten oder taten.
Vielleicht ist das ohnehin das große Geheimnis von Schwarzenegger, wie mir einmal Albert Busek verriet, der mit ihm seit 50 Jahren eng befreundet ist: Arnold, so sagte er mir einmal, saugt alles auf wie ein Schwamm und lernt auf diese Weise schneller als jeder andere. Eine wichtige Voraussetzung, um so effektiv lernen zu können, ist, dass er weder Angst hat, Fehler zu machen noch, Fehler einzugestehen. Seine Autobiografie „Total Recall“ ist übrigens gerade auch deshalb so überzeugend, weil er immer wieder offen über Fehler und Fehlentscheidungen spricht – ebenso wie über seine großen Erfolge.