Coronakrise: Geringverdiener am stärksten betroffen?

Erschienen am 10. März 2021

Das Statistische Bundesamt hat seinen „Datenreport 2021“ veröffentlicht. Alle Medien berichten groß mit Überschriften wie „Pandemie vergrößert Ungleichheit in Deutschland“ (Die Zeit).

„Pandemie verstärkt soziale Ungleichheit. Besonders die untersten Einkommensgruppen hat der Shutdown schwer getroffen“, so berichtet das ZDF. „Corona trifft Geringverdiener besonders hart“, heißt es bei RP Online, ähnlich in vielen anderen Medien.

Der größte Teil des Reports befasst sich allerdings mit Daten aus dem Jahr 2018, also vor Beginn der Corona-Krise. Und da war genau das Gegenteil der Fall: Schaut man näher in den Report, dann fällt auf, dass der Anteil der Menschen, die unterhalb der „Armutsrisikoschwelle“ lebten (gemeint ist der sehr fragwürdige Begriff der „relativen Armut“), im Berichtsjahr 2018 bei 15,8 Prozent lag, während er im Vorjahr noch bei 17,3 Prozent gelegen hatte. Das heißt: Die „Armut“ ist also nicht etwa gestiegen, sondern um 1,5 Prozentpunkte gefallen.

In dem Bericht finden sich jedoch auch Daten über die Zeit des ersten Lockdowns. Lässt sich hier die ständig von Linken und SPD wiederholte These belegen, dass „die Reichen“ von der Coronakrise profitieren und die Armen am stärksten leiden? Ende März bis Anfang Juli 2020 berichteten laut dem Datenreport 2021 14 Prozent der einfachen Angestellten von finanziellen Schwierigkeiten. Auch 17 Prozent der an- und ungelernten Arbeiter berichten von finanziellen Schwierigkeiten. Am häufigsten waren jedoch Selbständige mit 20 Prozent von finanziellen Problemen betroffen.

Sieht man auf die Einkommensgruppen, dann mussten 28 Prozent der Personen am unteren Ende der Einkommensskala einen Rückgang ihrer Einkommen verkraften, aber bei den Haushalten der mittleren und oberen Einkommensgruppen waren es mit 40 Prozent deutlich mehr.

Berechnungen des Ifo-Instituts und des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) vom Dezember 2020 zeigten,  dass sich aufgrund von Maßnahmen wie dem Kurzarbeitergeld und vielfältigen staatlichen Hilfen die soziale Ungleichheit in der Corona-Krise sogar leicht verringert habe: In der Summe sorgten die Maßnahmen dafür, dass die unteren 20 Prozent der Einkommensbezieher bei den Nettoeinkommen ein leichtes Plus von rund einem Prozent verzeichneten. Dagegen verzeichneten die oberen 40 Prozent der Haushalte leichte Einbußen, die im höchsten Zehntel mit rund einem Prozent am größten ausfallen.

Zurück zum Datenreport 2021. Das Statistische Bundesamt meldet als Ergebnis einer Befragung im Rahmen der Studie, dass Bezieher niedriger Einkommen ihre Einkommen häufiger als ungerecht wahrnehmen würden als andere. „Nur knapp die Hälfte der Bevölkerung sieht das eigene (Brutto-)Einkommen als gerecht an. Vor allem niedrige Einkommen werden als ungerecht wahrgenommen“, so der Bericht.  Nun, das scheint mir keine Überraschung zu sein und ist vermutlich immer so: Wer wenig verdient, findet das häufiger „ungerecht“ als der, der mehr verdient.

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