Der Rückzieher der Fed zeigt, dass die Politik des billigen Geldes nicht beendet werden kann, sondern vermutlich so lange fortgesetzt wird, bis sie in einer gewaltigen Katastrophe endet – oder aber die amerikanische Wirtschaft und die Weltwirtschaft auf viele Jahre oder gar Jahrzehnte lähmt, so wie es in Japan nach dem Platzen der Aktien- und Immobilienblase war.
Es ging ja weder darum, die Zinsen zu erhöhen noch darum, die erworbenen Anleihen wieder am Markt zu verkaufen, es ging nicht einmal um einen Stopp der Anleihekäufe, sondern zunächst nur darum, das Tempo der Käufe ein ganz klein wenig zu verlangsamen. Selbst diese Ankündigung versetzte vor einigen Monate die Märkte in massive Unruhe, was für die Fed das Signal war, die angekündigte Reduktion jetzt doch nicht umzusetzen.
Es ist wie bei einem Alkoholkranken, der seine Entzugserscheinungen mit noch mehr Alkohol bekämpft und sich nach einem weiteren kräftigen Schluck aus der Pulle freut, dass er nicht mehr zittert und es ihm wieder „besser“ geht. Erinnern wir uns: Die Ursache der Finanzkrise war Greenspans Politik des billigen Geldes. Nach dem Platzen der Internet-Blase und nach dem 11. September 2001 wollte er um jeden Preis einen stärkeren Einbruch der Aktienmärkte vermeiden bzw. diesen wieder auf die Beine helfen. Das geschah mit einer Politik des billigen Geldes, die wiederum die Ursache der nächsten Krise war, der Hauspreiskrise. Nachdem die von Greenspan erzeugte Hauspreisblase ebenfalls geplatzt war und die Banken mit Staatsgeldern gerettet wurden, galt es dann die Staaten selbst zu retten – wiederum mit Zinssenkungen, und nachdem diese wirkungslos geworden waren, mit Anleihekäufen bislang ungekannten Ausmaßes. Die Fed hat seit Beginn der Finanzkrise Hypothekenpapiere und Staatsanleihen im Volumen von 2,2 Billionen US-Dollar erworben. Die Bilanzsummen der Notenbanken der Industriestaaten haben sich seitdem verdreifacht – von 3,3 Billionen auf zehn Billionen US-Dollar!
Längst leben wir an den Finanzmärkten nicht mehr in einer Marktwirtschaft, sondern – wie es kürzlich in einem klugen Leitartikel des HANDELSBLATTs hieß – in einer „geldpolitischen Planwirtschaft“. „Unser ökonomisches Schicksal – so scheint es – liegt in den Händen zentraler Planungsbehörden, die zu wissen glauben, welcher Preis der richtige ist“, so heißt es in dem Kommentar. Und in der FAZ heißt es zu Recht: „Mit dem Rückzieher hat die Fed eindrucksvoll allen anderen Notenbanken gezeigt, wie schwierig es in den kommenden Jahren wird, die sehr lockere Geldpolitik wieder zurückzunehmen… Je länger die Fed den Abschied von der quantitativen Lockerung hinausschiebt, desto mehr verliert diese den Charakter des außergewöhnlichen Instruments für Krisen.“
Bernanke und die anderen Zentralbanker unterliegen dem Irrtum, sie könnten auf Dauer die Märkte austricksen. Ihrem Interventionismus liegt der Irrglaube zugrunde, man könne und solle Krisen und Einbrüche an den Märkten vermeiden bzw. weitestgehend lindern. Doch die Märkte sind stärker und werden sich früher oder später durchsetzen, auch wenn Zentralbanker und Politiker noch so laut proklamieren, die Märkte müssten durch massive Regulierung, Interventionismus und ungehemmtes Gelddrucken „gezähmt“ werden.
Nachdem die sozialistische Planwirtschaft der kommunistischen Länder weltweit Ende der 80er Jahre gescheitert ist, wird auch die „geldpolitische Planwirtschaft“ irgendwann scheitern. Der Preis, den wir alle für das Scheitern dieses „Experimentes“ zahlen werden, wird so hoch sein, dass wir ihn uns heute kaum vorstellen können. Die Fed spürt das. Keiner will die Verantwortung dafür übernehmen. Greenspans fatale Politik wurde von Bernanke fortgesetzt und seine Nachfolgerin wird dies auch tun.