Die Bankenkrise in Italien könnte zeigen, dass Sie besser nicht zu viel Geld auf der Bank haben

Erschienen am 17. Juli 2016

Wie die Bankenkrise in Italien „gelöst“ wird, ist aus meiner Sicht die derzeit wichtigste Frage, die enorme Konsequenzen hat – für den deutschen Steuerzahler und für vermögende Anleger.

Die italienischen Banken stehen vor dem Kollaps. Sie haben mindestens 360 Milliarden Euro an faulen Krediten in den Büchern. Rechtlich gesehen ist klar, was jetzt passieren müsste. Seit dem 1. Januar 2016 gilt die sogenannte Bail-in-Regelung im Rahmen der Europäischen Bankenunion. Bei einer Bankinsolvenz werden danach zur Deckung von Verlusten zunächst die Anteilseigner und Fremdkapitalgeber herangezogen – und zwar in Höhe von mindestens 8% der Bilanzsumme. Anschließend soll der „Single Resolution Fund“ einspringen. Mit dieser Regelung sollte vermieden werden, dass – so wie bisher – stets die Steuerzahler für die Bankenrettung zahlen.

Soweit die Theorie. Im ersten Fall, wo die Regelung angewendet werden müsste, nämlich bei den italienischen Banken, wird sie jetzt vermutlich nicht angewendet. Das kennen wir bereits aus Europa, dass die Verträge, die zwischen den Staaten geschlossen werden, nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden.

In Italien sollen nun institutionelle Investoren Verluste aus einem solchen „Bail-in“ hinnehmen, die zahlreichen Privatanleger in Italien sollen jedoch verschont werden. So denkt man darüber nach, ihnen das Geld am Schluss wieder vom Staat – also aus Steuergeldern – zurückzugeben. Der Grund: Italienische Politiker fürchten den Zorn ihrer Wähler, weil die Banken des Landes Anleihen mit Milliardenvolumen an ihre privaten Kunden verkauft haben.

Interessant wird aus meiner Sicht sein,

  1. Wie die Einlagen vermögender Anleger behandelt werden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man diese mit zur Finanzierung heranzieht, so wie es bei der Zypern-Krise geschehen ist. Das heißt im Klartext: „die Reichen“ werden zur Kasse gebeten, da sie aus Sicht der Politiker nicht schutzbedürftig sind.
  2. Ob allein der italienische Staat für den Bail-out bezahlen wird, oder ob – wie dies beispielsweise schon vom französischen Finanzminister gefordert wurde – auch der deutsche Steuerzahler für den italienischen Bankenschlamassel bezahlen muss.

Beide Szenarien würden Präzedenzfälle von ungeheurer Tragweite darstellen – im einen Fall für Vermögende, im anderen Fall für den deutschen Steuerzahler.

Schon vor über einem Jahr (am 11.6.2015) habe ich an dieser Stelle geschrieben, dass Griechenland nicht das Problem ist, sondern vor allem Italien und Frankreich. Seitdem hat sich nichts zum Positiven geändert. Die Probleme in diesen Ländern haben sich nur verschärft. Leider habe ich mit meiner Prognose Recht behalten.

Schon in meinem 2015 erschienenen Buch „Reich werden und bleiben“ habe ich gewarnt: „Ich kann jedoch niemanden verstehen, der über einen längeren Zeitraum sehr große Summen auf der Bank liegen hat. Die Verzinsung steht in keinem angemessenen Verhältnis zum Risiko.“ (S. 185)

Auch an dieser Stelle hatte ich mehrfach auf das Risiko einer Bankeinlage aufmerksam gemacht, vor allem für vermögende Anleger (vgl. zum Beispiel meinen Beitrag „Risiko Bankeinlage“ vom 10.2.2016).

Das Risiko, dass man als „Reicher“ zur Sanierung notleidender Banken herangezogen wird, halte ich für viel zu hoch. Sie hoffen darauf, dass am Ende die Banken dann doch vom Staat gerettet werden? Wenn Sie darauf setzen, warum machen Sie dann überhaupt erst den Umweg über eine Bank und leihen Ihr Geld nicht gleich direkt dem Staat? Wenn ich die Wahl habe, Herrn Meier oder Herrn Müller Geld zu leihen und beide zahlen mir keine Zinsen, dann leihe ich sie doch nicht Meier nur mit der Maßgabe, dass Müller ihm im Zweifelsfall helfen wird, die Schulden zu begleichen.

Dabei würde mir im Traum nicht einfallen, zehnjährige Bundesanleihen zu kaufen, weil mir das Kursrisiko viel zu hoch wäre. Ich habe kurz laufende Bundesanleihen sowie kurz laufende US-Staatsanleihen gekauft, und zwar sowohl ganz normale Anleihen als auch inflationsindexierte, die man derzeit wegen nicht vorhandener Inflationsbefürchtungen sehr billig bekommt. Ja, das kostet Geld. Als Daumenregel kann man sagen, dass Sie (für deutsche Staatsanleihen) inklusive Kosten etwa 1 Prozent des Anlagebetrages dafür zahlen. Aber eine vergleichsweise hohe Sicherheit für 99% der Anlagesumme ist mir das wert. Und für den Fall, dass alles schiefgehen sollte, ist es immer noch ein guter Tipp, 5% seines Vermögens in physischem Gold zu haben.

Und nach wie vor bin ich froh, dass ich etwa 40% meines Vermögens im Dollarraum habe. Denn wenn es im europäischen Bankensystem kracht, dann wird sich auch wieder die Schwäche des Euro zeigen. Seit Beginn der Eurokrise ist meine Devise: Der Euro wird nicht sein oder er wird schwach sein.


24 Besprechungen, Interviews und Artikel zu Rainer Zitelmanns aktuellem Buch "Reich werden und bleiben": http://www.reichwerdenundbleiben.net/

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.