Die Unsympathin und die Trotzkistin: Die LINKE zeigt ihr wahres Gesicht – gut so!

Erschienen am 2. April 2021

Nachdem die LINKE in der Vergangenheit mit Sympathieträgern wie Gysi und Wagenknecht punktete, hat sie jetzt eine Unsympathin und eine Trotzkistin zu Vorsitzenden gemacht. Und das ist gut so.

Die neuen LINKE-Vorsitzende Hennig-Wellsow blamiert sich in einer Talkshow nach der anderen. Besonders drei ihrer Auftritte sind inzwischen legendär:

  • Am 12. Februar 2020 sprach sie bei Markus Lanz über die „faschistischen Methoden“ der AfD im Landtag von Thüringen. Als typisch faschistisch brandmarkte sie „übertriebene Freundlichkeit“: „Das andere Beispiel ist das extreme Gegenbeispiel, aber auch das eine Methode der Nazis: Übertriebene Freundlichkeit. ‘Gehen Sie doch mit uns Kaffee trinken’, ‘Sollen wir Sie nicht da und dort mitnehmen und fahren’ und so weiter. Ich selbst wurde neulich von einem AfD-Abgeordneten bedrängt, der körperlich meinen Weg begleiten musste.“
  • Bei dem Youtuber Tilo Jung in dem Format „Jung & Naiv“ ging es um Auslandseinsätze der Bundeswehr. Auf seine Frage, welche Kampfeinsätze der Bundeswehr sie beenden würde, konnte Hennig-Wellsow keinen Einsatz benennen. „Da muss ich ehrlicherweise sagen: Die habe ich alle nicht einzeln im Blick“, sagte sie. Bei mehreren Nachfragen zeigte sie komplette Ahnungslosigkeit. Fairerweise muss man sagen: Viele Menschen könnten diese Fragen auch nicht beantworten. Aber dass die Vorsitzende einer Partei, die die Forderung nach Beendigung aller Auslandseinsätze zu einem ihrer zentralen Programmpunkte gemacht hat, offensichtlich rein gar nichts über dieses Thema weiß, war schon erstaunlich.
  • Der letzte entlarvende Auftritt war vor wenigen Tagen wieder bei Markus Lanz. Es ging auch diesmal um eine der zentralen Forderungen der LINKEN, nämlich Steuererhöhungen für Reiche. Bei jeder Frage, die sich auf Zahlen bezog, kam Hennig-Wellsow offensichtlich ins Schwimmen und zeigte sich ebenso meinungsstark wie faktenarm. Auf die Frage von Lanz, wie hoch denn nach Meinung der LINKEN der Spitzensteuersatz sein solle, antwortete sie: „Ich würde ihn schon ein bisschen hochsetzen. 50 Prozent könnte man schon machen.“ Offenbar kennt sie das Steuerprogramm der Partei, deren Vorsitzende sie ist, nicht. Dort wird eine Einkommensteuer von 60% ab rund 260.000 Euro und von 75% auf Einkommen oberhalb von 1 Million Euro gefordert, natürlich zusätzlich Soli und zusätzlich einmaliger Vermögensabgabe und zusätzlich Vermögensteuer.

Die Unsympathin

Die neue Vorsitzende der LINKEN zeigt sich nicht nur extrem inkompetent, sondern wirkt auch auf viele Menschen ausgesprochen unsympathisch – auch auf mich. Dabei kann ich zwischen politischen Meinungen und Sympathie durchaus gut unterscheiden: Ich fand die ehemaligen LINKEN-Vorsitzenden Lothar Bisky und Gregor Gysi sowie Sahra Wagenknecht (die stv. Vorsitzende und viele Jahre Fraktionsvorsitzende war) nicht nur im Fernsehen sympathisch, sondern auch, als ich ihnen persönlich begegnet bin. Auch Janine Wissler, mit der ich mal bei Maischberger diskutierte, fand ich nicht unsympathisch. Aber warum wählen SPD und Linke mit Personen wie Saskia Esken und Susanne Hennig-Wellsow ausgesprochen unsympathische Personen als Vorsitzende? Vielleicht finden die Genossen die beiden ja sympathisch, aber auch das würde einiges über ihre Partei verraten.

Nun, ich finde das gut so. Denn natürlich sind Politiker wie Wagenknecht und Gysi viel gefährlicher, weil sie rhetorisch brillant und sympathisch sind – was indes nicht das Geringste an der radikalen Gesinnung von ihnen und ihrer Partei ändert. Es ist ja überhaupt ein großes Missverständnis, dass Radikale stets unsympathisch oder dumm sein müssten. Wirklich gefährlich sind die anderen – die Intelligenten und Sympathieträger unter ihnen.

Die Trotzkistin

Und was kann man über die zweite Vorsitzende der LINKEN sagen, über Janine Wissler? Sie war bis kurz vor ihrer Wahl zur LINKEN-Vorsitzenden Mitglied in der trotzkistischen Gruppe Marx21. Dass sie austrat, hat sie ausdrücklich nicht mit inhaltlichen Differenzen begründet, sondern mit ihrer neuen Funktion als Vorsitzende: „Ich bewerbe mich als Parteivorsitzende, da ist es üblich und richtig, die Unterstützung und Mitgliedschaft in innerparteilichen Strömungen und Zusammenhängen zu beenden“, sagte Wissler ZEIT ONLINE.

Es ist kein Ruhmesblatt für den deutschen Journalismus, dass ihr nach dem Austritt kein Journalist die Frage stellte, wie sie denn heute zu Lenin und Trotzki steht. Ich bin sicher, sie würde sich winden und wenden, und es würde ihr sehr schwer fallen, sich klar gegen Lenin und Trotzki zu stellen.

Das Beispiel zeigt, dass mit zweierlei Maß gemessen wird: Wenn jemand vor 30 Jahren Mitglied der „Republikaner“ war, haftet ihm das sein Leben lang als Makel an, so als könne ein Mensch sich auch in Jahrzehnten nicht ändern. Wenn jemand Mitglied mehrerer linksextremer Gruppen war, ist das eine Woche nach dem Austritt entschuldigt.

Dass DIE LINKE heute als Frontfrau nicht mehr Sahra Wagenknecht hat, sondern eine Trotzkistin und eine extrem inkompetente und unsympathische Co-Vorsitzende (die in der Öffentlichkeit als die „Gemäßigte“ der beiden gilt!) kann man nur begrüßen. Die Partei zeigt sich so, wie sie wirklich ist. Der Lack ist ab.

Doch man darf sich nicht täuschen: Grüne und SPD stört das alles nicht. Sie würden selbstverständlich, wenn es die Mehrheitsverhältnisse hergeben, eine Koalition mit der LINKEN auf Bundesebene eingehen, und vielleicht sitzen Ende des Jahres Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow als Minister in der Bundesregierung. Schlimmer geht immer.

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Rainer Zitelmann ist Autor des Buches „Wohin treibt unsere Republik? Wie Deutschland links und grün wurde“.

 

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