Seit einigen Jahren gibt es mehrere große Wohnimmobilien-Bestandshalter an der Börse – zu Gesellschaften wie Deutschen Wohnen und TAG sind die Gagfah, die GSW, die LEG NRW und die Deutsche Annington hinzugekommen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche kleinere Wohnimmobilien-AGs, die Bestände aufbauen, so wie Westgrund, Estavis u. a. Und es gibt gewichtige Player wie die Patrizia, die ebenfalls einen erheblichen Teil in Wohnungen investiert hat, gleichzeitig aber auch in den Segmenten Büro und Einzelhandel aktiv ist.
Im Wohnimmobilien-Segment bildet sich ein bedeutendes Segment der indirekten Immobilienanlage heraus, das die früher dominierenden offenen und geschlossenen Fonds ergänzt. Investiert sind dabei überwiegend ausländische Investoren, denen Vehikel wie der deutsche Spezialfonds fremd sind und die gelistete Unternehmen zur indirekten Anlage bevorzugen.
Derzeit setzen deutsche und internationale Investoren vor allem auf deutsche Wohn- und Einzelhandelsimmobilien. Im Einzelhandels-Bereich gibt es jedoch sehr viel weniger gelistete Unternehmen. Ein Beispiel ist die Deutsche Euroshop, die Dank des guten Managements durch die ECE seit vielen Jahren zu den stabilsten deutschen Immobilien-AGs gehört. Im Gegensatz zu den meisten anderen gelisteten deutschen Unternehmen kann sie auf einen langjährigen Track record mit vergleichsweise geringer Volatilität und stabilen Dividendenzahlungen verweisen. Die Hahn Gruppe hat sich ebenfalls auf Einzelhandelsimmobilien fokussiert und ist heute einer der führenden deutschen Fonds- und Asset-Manager in diesem Bereich. Neben der Deutschen Euroshop haben sich jedoch kaum Bestandshalter für Einzelhandelsimmobilien an der Börse etabliert, was eigentlich nicht verständlich ist. Denn im Unterschied zu Wohnimmobilien ist es ja mit Einzelhandelsimmobilien möglich, auch REITs aufzulegen.
Dem Segment der börsennotierten Immobilien-AGs, das in Deutschland über lange Jahre ein kümmerliches Schattendasein fristete, sage ich eine große Zukunft voraus. Ich erwarte weitere Börsengänge von Wohnimmobilien-Bestandshaltern, aber auch von Einzelhandelsimmobilien-Spezialisten. Ein Einzelhandels-REIT an der Börse ist längst überfällig.
Umdenken sollten institutionelle Investoren in Deutschland, die bislang kaum in gelistete Vehikel investieren. In der Vergangenheit war dies mit Blick auf die ernüchternde Performance vieler deutscher Immo-AGs verständlich. Aber künftig sollten auch deutsche Versicherungen viel stärker als bisher die Chancen von Immobilienaktien nutzen. Das wird freilich noch dauern. Zunächst sind sie vor allem ein Vehikel für Ausländer, die sich für den deutschen Immobilienmarkt interessieren.