Hollande, der Mann, der die Reichen nicht mag, zahlt seinem Friseur 593.700 Euro in fünf Jahren

Erschienen am 13. Juli 2016

„Prêcher l’eau et de boire du vin“, das Sprichwort gibt es in Französisch und in Deutsch: „Wasser predigen und Wein trinken“. Der französische Präsident Hollande, der 2012 die Wahlen mit Neidparolen gegen die Reichen gewann, hat schon sechs Tage, nachdem er die Wahl gewann, einen Fünfjahresvertrag für einen persönlichen Friseur abgeschlossen. Monatsvergütung: 9895 Euro. Das berichtete heute die französische Wochenzeitung „Le Canard enchaîné“.

Der französische Präsident Hollande hat eine ausgeprägte Aversion gegen die Reichen und wurde bekannt für seinen Ausspruch: „Ich mag die Reichen nicht.“ (Nebenbei: Stellen Sie sich einmal vor, ein bekannter Politiker würde öffentlich verkünden: „Ich mag – diese oder jene – Minderheit nicht.“ Die Aufregung wäre zu Recht groß. Die Reichen sind vielleicht die einzige Minderheit in unserer Gesellschaft, gegenüber der man seinen Vorurteilen freien Lauf lassen darf, ohne dafür kritisiert zu werden.)

Hollande hatte im Wahlkampf 2012 die Reichensteuer von 75 Prozent zu einem Herzstück einer großen Neidkampagne gemacht und damit die Wahlen gewonnen. Zunächst plante er, Einkommen ab einer Million Euro mit 75 Prozent Einkommensteuer zu belegen. Im ersten Anlauf war er jedoch am französischen Verfassungsrat gescheitert, der die Steuer für verfassungswidrig erklärt hatte. Schließlich wurde das Gesetz zur Reichensteuer in modifizierter Form beschlossen. Unternehmen in Frankreich mussten auf die Gehaltsbestandteile von mehr als 1 Mio. Euro 75 Prozent Steuern und Sozialabgaben zahlen. Selbst gemäßigte Sozialisten wie der heutige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hielten das für absurd. Er bezeichnete Frankreich wegen des konfiskatorischen Steuersatzes als „Kuba, nur ohne Sonne“. Laut einer Untersuchung des französischen Senats traf die Steuer vor allem kleinere Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 50 Mio. Euro.

Ende 2014 wurde die Reichensteuer dann auch wieder abgeschafft. Der hochdotierte Vertrag mit dem Friseur ist dagegen noch in Kraft – bis zum Mai 2017.

In Deutschland kenne ich viele Millionäre, aber keinen, der 10.000 Euro im Monat für seinen Friseur bezahlt. Das hätte ich allenfalls bei der Geliebten eines russischen Oligarchen für plausibel gehalten.

Wahrscheinlich leben die meisten Millionäre sparsamer als Hollande. Der amerikanische Wissenschaftler Stanley hat eine Befragung amerikanischer Millionäre gemacht, bei der unter anderem herauskam:

  • 70 Prozent der Millionäre gaben an, Schuhe reparieren zu lassen, statt sie gleich durch neue zu ersetzen.
  • Jeder Zweite gab an, er lasse Möbel lieber neu polstern oder aufbessern, als gleich neue zu kaufen.
  • Jeder Zweite gab an, die Telefongesellschaft gewechselt zu haben, wenn ihm die Gebühren für Ferngespräche zu hoch waren.

24 Besprechungen, Interviews und Artikel zu Rainer Zitelmanns aktuellem Buch "Reich werden und bleiben": http://www.reichwerdenundbleiben.net/

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.