Reiche werden seit Jahren in Deutschland attackiert. Besonders die unbeliebten Manager hatte man sich vorgenommen und Beschränkungen von Managergehältern gefordert. Die Neiddebatte ist nun auch im Fußball angekommen, und zum obersten Fürsprecher macht sich jetzt der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL) Christian Seifert.
Seifert plädiert trotz bestehender rechtlicher Hürden für eine Beschränkung von Spielergehältern und Beraterhonoraren. „Wenn es möglich ist, Managergehälter zu deckeln, dann muss es auch möglich sein, Gehälter von Beratern und Spielern zu deckeln“, so der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL) in einem Interview. Seifert begründet seine Forderung so: „Die am stärksten wahrnehmbare Kritik findet sich derzeit an der Schnittstelle Sport und Wirtschaft. Da geht es um Spielergehälter, schamlos zur Schau gestellten Reichtum, Ablösesummen sowie Berater, die Millionen kassieren für einen Musterarbeitsvertrag, den sie bei uns aus dem Internet herunterladen können. Und das einfach nur deshalb, weil sie den richtigen Dreiundzwanzigjährigen kennen. Das sind für uns alle die neuralgischen Punkte.“
Auch in der Vergangenheit wurden immer mal wieder hohe Ablösesummen und Spielergehälter kritisiert. Aber die Deutschen akzeptierten eher hohe Vergütungen von Spitzensportlern als von Spitzenmanagern. Das ergab eine Umfrage des Institutes für Demoskopie Allensbach für die Studie „Die Gesellschaft und ihre Reichen“. Gefragt wurde: „Manchen Leuten gönnt man es ja, wenn sie reich sind, bei anderen findet man das unverdient. Welche Personengruppen haben es Ihrer Meinung nach verdient, wenn sie reich sind?“ Immerhin 31 Prozent erklärten, dass sie es Spitzensportlern gönnen, wenn sie reich sind. Das waren zwar nur halb so viele wie bei Unternehmern (64 Prozent), aber deutlich mehr als bei Erben (20 Prozent), Spitzenmanagern (20 Prozent), Immobilieninvestoren (12 Prozent), Finanzinvestoren (9 Prozent) und Bankern (6 Prozent).
Es gab jedoch einen großen Unterschied: Von Befragten, die generell Sozialneid gegen Reiche hegen, sagten nur 24 Prozent, dass sie es Spitzensportlern gönnen, wenn sie reich sind, während von den Personen, die ganz generell keinen oder geringen Sozialneid empfinden, 41 Prozent erklärten, dass sie Spitzensportlern ihren hohen Verdienst gönnen.
Ob Manager oder Spitzensportler: Viele Menschen sitzen, auch dies zeigte die Befragung, dem sogenannten „Angestelltendenken“ auf, wonach sich das Gehalt danach auszurichten hätte, wie hart oder lange jemand arbeitet. Wer so denkt, der empfindet natürlich Spitzengehälter – ob nun von Managern oder Fußballern – als weit überzogen. Tatsache ist jedoch: In diesen Märkten gelten andere Gesetze, und das ist auch gut so. Das hohe Gehalt kommt zustande, weil es eben nur wenige Fußballer gibt, die eine Leistung wie etwa Robert Lewandowski erbringen. Das Gehalt regelt sich durch Angebot und Nachfrage – und so sollte es auch bleiben. Gerecht ist, wenn der das Gleiche bekommt, der das Gleiche tut. Wer so gut Fußball spielt wie ein Lionel Messi, der wird auch so viel bekommen wie er.
Die Ansicht von Seifert, man könne die Neiddiskussion durch Gehaltsobergrenzen beseitigen, ist absurd. Das zeigt das Beispiel von Großunternehmen, die die Gehälter von Spitzenmanagern begrenzt haben. Der Neider empfindet Millionengehälter immer als zu hoch, egal wie viele Millionen es sind. Und wenn die Gehälter erst einmal auf einen bestimmten Betrag begrenzt werden, dann wird mit Sicherheit der Ruf nach weiteren Begrenzungen laut. Eine Gehaltsobergrenze wird die Neider sogar ermutigen, weil sie wie als Signal gewertet wird: „Jawohl, die haben bisher zu viel bekommen“.
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