Özdemir und Roth zur Özil-Debatte
Grüne: Deutsche sind immer schuld und rassistisch

Erschienen am 19. Juli 2018

Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir sieht die Kritik an Mesut Özil wegen der Erdogan-Fotos „eindeutig rassistisch grundiert“. Man kann es drehen und wenden wie man will: Am Ende sind für die Grünen immer die Deutschen schuld.

Özdemir meint in einem aktuellen FAZ-Interview, es gehe vielen um die türkische Abstammung des deutschen Fußball-Nationalspielers: „Das katastrophale Krisenmanagement des DFB infolge der Erdogan-Fotos hat Raum gelassen für Angriffe von rechts und die überwunden gehoffte Debatte, ob hier geborene Deutsch-Türken wirklich Teil unserer Gesellschaft sind oder für immer Ausländer bleiben. Das wirft uns um Jahre zurück“, sagte Özdemir.

Das verstehe, wer will: Mesut Özil ist in Gelsenkirchen geboren. Er hat einen deutschen Pass, also ist er Deutscher. Aber identifiziert er sich eher mit Deutschland oder mit der Türkei, so wie Gündogan, der Erdogan als „meinen Präsidenten“ bezeichnete? Özil will die deutsche Nationalhymne nicht mitsingen. Großzügig erklärt er allerdings, er „respektiere“ es, wenn andere Spieler die deutsche Nationalhymne mitsingen… Dann lässt er sich mit dem türkischen Staatschef Erdogan ablichten und macht für ihn Wahlpropaganda. Als er deshalb in Deutschland kritisiert wird, verweigert er sich dem Dialog. Er will nichts erklären, obwohl er darum gebeten wird. Er schweigt. Und wer ist jetzt schuld? Die deutschen Rassisten, so erklärt uns der Grüne Özdemir.

Auch für Claudia Roth sind die Deutschen schuld
Claudia Roth äußerte viel Verständnis für den Auftritt von Özil und Ilkay Gündogan mit Erdogan. Die Grünen-Politikerin bezeichnete die beiden Fußballprofis in einem Interview des Deutschlandfunks als „mündige Bürger“ und meinte: „Selbstverständlich sollen sich auch Sportler, Sportlerinnen, Fußballer, Fußballerinnen äußern, sich einmischen, einbringen. Das ist ihr gutes Recht.“ Zwar übte Roth in einem NDR-Interview auch Kritik, relativierte diese jedoch gleich mit dem Hinweis, dass die deutsche Regierung Rüstungsgüter in die Türkei exportiere. Irgendwie sind immer die Deutschen schuld. Und dann fügte Roth zur Verteidigung der beiden Spieler hinzu: „Es ist eine Realität, dass die Wurzeln der beiden Nationalspieler in der Türkei liegen, und dass Erdogan deshalb für sie eine große Rolle spielt.“ Man solle „doch bitteschön die Nationalelf nicht so nationalistisch aufladen“, so Roth.

Zur Erinnerung: Vor einem Jahr – Verfassungsreferendum in der Türkei: Während das Ergebnis in der Türkei knapp ausfiel, stimmten fast zwei Drittel der wahlberechtigten Türken in Deutschland für Erdogans Verfassungsänderung. Das wurde in Deutschland kritisch kommentiert. Aber Roth gab natürlich den Deutschen an dem Abstimmungsergebnis die Schuld: „Es gibt viele (Türken), die strengen sich sehr an und erfahren trotzdem Zurückweisung. Wenn Menschen über Jahre vermittelt bekommen, dass sie irgendwann wieder in die Türkei zurückgehen müssen, dann ist es bedauerlich, aber nachvollziehbar, dass diese Menschen nach Jahrzehnten immer noch nicht die deutsche Sprache gelernt haben. Viele informieren sich ausschließlich über türkische Medien und können Deutschland nicht als neue Heimat sehen“, so Roth damals. Also: Die Deutschen sind schuld, weil sie all den Türken, die jetzt für Erdogan gestimmt haben, erzählt hätten, sie müssten wieder zurück in die Türkei. Deshalb haben sie kein Deutsch gelernt und, können also keine deutschen Medien nutzen und stimmten deshalb für Erdogan. Roth weiter: „Deutschland hat sich über viele Jahre nicht offen gezeigt. Wie oft hat man unser Land als Teil des christlichen Abendlandes dargestellt … Das mussten viele Menschen als ausgrenzend empfinden. Und dann kommt Erdogan und sagt ihnen: Ich gebe euch euren Stolz zurück. Das fällt dann auf fruchtbaren Boden.“ Also: Deutsche haben die Türken verletzt, wenn sie behaupten, Deutschland gehöre zum christlichen Abendland. Dadurch haben sich die Türken „ausgegrenzt“ gefühlt, so dass sie jetzt folgerichtig bzw. verständlicherweise für eine Diktatur in der Türkei gestimmt haben.

Bei den Grünen stehen zwei Dinge stets von vornherein fest: Die Deutschen sind an allem schuld – besonders an nicht gelungener Integration. Dass Multikulti, was die Grünen lange so intensiv propagiert und als buntes Straßenfest idealisiert haben, nicht funktioniert, liegt daran, dass die Deutschen rassistisch sind. Es ist immer wieder das gleiche Erklärungsschema.

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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.