Reichtumsforschung – was ist das?

Erschienen am 8. Juni 2015

Bücher darüber, wie man reich wird, füllen ganze Regale. Ich habe Dutzende davon gelesen. Man kann sie grob in zwei Kategorien einteilen: Die einen Autoren erklären, wie man mit „positivem Denken“ reich wird, die anderen geben Tipps, wie man mit Aktien ein Vermögen aufbaut.

Weniger bekannt als diese populären Bücher ist, dass sich in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland eine ernsthafte wissenschaftliche Disziplin etabliert hat, die man „Reichtumsforschung“ nennt. An Universitäten haben Soziologen, die sich sonst eher für soziale Randgruppen der Unterschicht bzw. für „Armutsforschung“ interessieren, damit begonnen, wissenschaftlich den Gründen dafür auf die Spur zu kommen, warum und wie Menschen reich werden.

Welche Rolle spielt Erbschaft? Welche Rolle spielt Unternehmertum? Welche Rolle spielen Aktien? Welche Rolle spielen Immobilien? Und welche Persönlichkeitsmerkmale haben Reiche gemeinsam?

In einem Forschungsprojekt „Vermögen in Deutschland“ wurden 472 Personen befragt. Es waren nicht die Superreichen, die die Wissenschaftler sorgfältig sezierten, sondern der „Millionaire next door“ – mit einem Durchschnittsvermögen von 2,3 Mio. Euro. Aus diesen Befragungen sind Dissertationen und wissenschaftliche Aufsätze entstanden, die in Fachzeitschriften und Sammelbänden publiziert wurden. Ich fand das Thema interessant und habe angefangen, auch zu lesen, was amerikanische Forscher über die Millionäre in den USA herausgefunden haben. Schon vor vielen Jahren haben sie 1000 amerikanische Millionäre befragt und sind zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen.

Und ich bin auch an anderer Stelle fündig geworden. Wussten Sie, dass es sogar eine wissenschaftliche „Glücksforschung“ an deutschen und amerikanischen Universitäten gibt? Die Forscher haben sich unter anderem auch mit der interessanten Frage befasst, ob Geld (auch) glücklich macht oder nicht.

Für all diejenigen Leser, die nicht solche „Leseratten“ sind wie ich, habe ich die Ergebnisse in meinem aktuellen Buch auf 250 Seiten zusammengefasst. Es trägt den Titel „Reich werden und bleiben“, ist im FinanzBuch Verlag als führendem Verlag für Finanzliteratur erschienen und ab heute (8. Juni) im Buchhandel und bei Amazon erhältlich.

Ich habe oft beobachtet, dass Menschen zu Geld gekommen sind und es dann wieder verloren haben. Deshalb habe ich im zweiten Teil des Buches wissenschaftliche Theorien über erfolgreiche Investments in einer einfachen Sprache zusammengefasst. Diese Theorien haben, wie alle Wissenschaften, ihre eigene Sprache. Im Inhaltsverzeichnis einer der interessantesten aktuellen Doktorarbeiten, über deren Ergebnisse ich in meinem Buch berichte, finden sich Begriffe wie „Equilibrium Accounting“, „Recency Bias“, „Overconfidence“, „Emerging Market Premium“, „Return Reversal“, „Portfolio Rebalancing“ usw. Wohlgemerkt, dies ist eine Doktorarbeit in deutscher Sprache. Aber diese Sprache schreckt den normalen Anleger ab.

Als Leser der IMMOBILIEN NEWS kennen Sie meine „Schreibe“ und wissen daher, dass ich – obwohl von der beruflichen Ausbildung her Wissenschaftler – die sehr einfache und klare Ausdrucksweise bevorzuge. Ich finde es wichtig, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse auch einem breiteren Publikum nahegebracht werden.

Am wichtigsten an meinem Buch ist mir das Nachwort von 20 Seiten: „Warum unsere Gesellschaft die Reichen braucht“. Ich denke, „die Reichen“ sind eine Minderheit in unserer Gesellschaft, die sich selbst zu wenig in die Debatten einbringt. Ich habe erstmals versucht, eine Rechtfertigung des Reichtums zu verfassen und die so wichtige gesellschaftliche Funktion „der Reichen“ herauszuarbeiten. Ich bin neugierig auf Ihr kritisches Urteil, liebe Leser der IMMOBILIEN NEWS, und würde mich freuen, wenn Sie Ihr Urteil bei Amazon abgeben, nachdem Sie das Buch gelesen haben.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.