Warum die Immobilienbranche radikal umdenken muss

Erschienen am 12. Oktober 2015

Es gibt immer noch viele Marktteilnehmer, die unverdrossen ihre alten Prognosen vortragen. Erst vergangene Woche hörte ich einen Vortrag, in dem von der „demografischen Herausforderung angesichts der schrumpfenden Bevölkerung“ die Rede war. Wie bitte?!! Ich fragte mich unwillkürlich, ob der Referent in den vergangenen Monaten komplett auf Zeitungslektüre verzichtet hat.

Die alten Prognosen basieren in der Regel auf einer Zuwanderung von 100.000 bis 200.000 Personen im Jahr. Diese Zahl wird inzwischen in einem einzigen Monat überboten. Neueste Schätzungen gehen von bis zu 1,5 Mio. Zuwanderern für 2015 aus. Später werden dann Familienangehörige nachziehen, was nach Schätzungen einen Zuzug von weiteren 6 Mio. Personen bedeutet.

Ich denke, die deutsche Gesellschaft wird diese extreme Zuwanderung nicht verkraften – trotz Angela Merkels autosuggestiven Formeln („wir schaffen das“). Es wird Begrenzungen geben. Merkels Politik, grenzenlos Flüchtlinge aufzunehmen, wird sich nicht durchhalten lassen. Aber, und darauf kommt es an: Es wird auch kein Zurück zu den alten Zuwandererzahlen geben.

Optimistische Prognosen, auf die sich Angela Merkel bezieht, besagen, dass nur 30 Prozent derjenigen, die heute zuwandern, dauerhaft bleiben. Bei 1,5 Mio. Zuwanderern wären das 450.000 Menschen. Zuzüglich nachziehenden Familienangehörigen wären das dann über zwei Millionen Personen. Wohlgemerkt: Falls die Annahme stimmt, dass 70 Prozent wieder in ihr Heimatland zurückkehren. Und dies sind ja nur jene Zuwanderer (zuzüglich Familienangehörigen) die 2015 kommen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Zuwanderung in den kommenden Jahren wieder auf 100.000 bis 200.000 zurückgeht, wie dies aber den gängigen Prognosen zugrunde liegt.

Egal wie man rechnet, eines steht fest: Die These von der schrumpfenden deutschen Gesellschaft steht auf sehr wackligen Füßen. Aus heutiger Sicht ist dies das unwahrscheinlichste Szenario, zumal die Geburtenrate bei den Zuwanderern sehr viel höher sein wird als bei Deutschen.

Für die deutsche Gesellschaft insgesamt birgt die massive Zuwanderung aus meiner Sicht mehr Probleme als Chancen. Aber für die Immobilienwirtschaft überwiegen eindeutig die Chancen. Diese Erkenntnis ist jedoch in der Immobilienbranche noch gar nicht angekommen. Wir werden sehr viel mehr Wohnungen, Einzelhandelsimmobilien, Logistikimmobilien usw. brauchen, als bisher angenommen. Und die Sorgen über eine schrumpfende Bevölkerung können wir getrost vergessen. Am 10. Dezember diskutieren wir mit führenden Experten diese Themen auf der BERLINER IMMOBILIENRUNDE. Fordern Sie das Programm bitte JETZT an unter: info@immobilienrunde.de


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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.