Arbeitsschweiß – das sozialdemokratische Parfüm? Die Phrase von den „hart arbeitenden Menschen“

Erschienen am 19. Mai 2020

Spätestens seit dem gescheiterten Kanzlerkandidaten Martin Schulz darf in keiner sozialdemokratischen Verlautbarung die Formulierung von den „hart arbeitenden Menschen“ bzw. der „hart arbeitenden Mitte“ fehlen. Googeln Sie mal die „hart arbeitenden Menschen“ und Sie werden hauptsächlich Zitate von SPD-Politikern finden. Deren harte Arbeit besteht indes oft nur darin, solchen Wortschaum abzusondern und Vorschläge zu machen, wie man das von anderen erarbeitete Geld umverteilen kann. Wie Saskia Esken neulich in einem Tweet demonstriert hat, leben diese in einer wirtschaftsfernen Welt und bilden sich sogar ein, der Steuerzahler lebe von ihnen – statt umgekehrt.

„Hart arbeitende Mitte“ – damit kann sich jeder identifizieren. Explizit nicht dazu gehören natürlich die Reichen, die in einer SPD-Karikatur als Müßiggänger in der Hängematte dargestellt werden. Laut Umfragen rechnen sich die meisten Menschen zur „Mitte“: Vom Mindestlohn-Empfänger bis Friedrich Merz. Das lässt die SPD auf Beifall von fast allen hoffen – den sie aber dennoch nur von 15 Prozent bekommt.

Was soll aber das Adjektiv „hart“? Ist „harte“ Arbeit besonders anerkennenswert? Und was bedeutet „hart“ eigentlich? Dass die Arbeit sehr anstrengend ist, dass man sich überwinden muss, um zu arbeiten? Adelt es einen Menschen, wenn er etwas tut, zu dem er sich zwingen muss? Ist Arbeitsschweiß das sozialdemokratische Parfüm?

Sollte man dann nicht lieber darüber nachdenken – so wie das Sozialdemokraten früher einmal getan haben – wie man solchen Menschen durch Bildung Aufstiegschancen schafft, damit sie dann eher smart als hart arbeiten können? Wäre es nicht wichtig, positive Rahmenbedingungen für Selbstständige und Unternehmer zu schaffen, die – das wissen wir aus der Statistik – viel länger arbeiten als Angestellte, aber ihre Arbeit oft eher mit Selbstverwirklichung als mit harter Entbehrung verbinden?

Hinter der Formulierung vom „hart arbeitenden Menschen“ verbirgt sich im Grunde der alte Klassenkampfgedanke, der das ausgebeutete Proletariat den reichen Müßiggängern gegenüberstellt, die angeblich überflüssig sind. Und während Sozialdemokraten für die „hart arbeitenden Menschen“ nur anschleimende, schmeichelhafte Formulierungen haben, so kommen „Reiche“ in ihren Reden ausschließlich als Steuerhinterzieher, Steuertrickser und Menschen vor, die ihre „soziale Verantwortung“ nicht wahrnehmen. Dabei wissen wir aus der wissenschaftlichen Reichtumsforschung, dass die meisten Reichen als Unternehmer reich geworden sind – die sicherlich auch „hart“ arbeiten, die jedoch vor allem smart arbeiten und durch tolle Ideen manchmal sogar wohlhabend werden.

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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.