Das Ende der Merkel-Garantie: Was sollen Menschen tun, die mehr als 100.000 Euro auf der Bank haben?

Erschienen am 1. Juli 2013

Am 5. Oktober 2008 gab Angela Merkel zusammen mit Peer Steinbrück ihre berühmte „Garantie“ ab: „Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür steht die Bundesregierung ein.“ Diese Garantie hat Angela Merkel erst kürzlich – Ende März auf dem Höhepunkt der Zypern-Krise – noch einmal ausdrücklich öffentlich wiederholt.

Durch den Beschluss der 27 Finanzminister der EU vom 27. Juni wurde diese „Garantie“ als das entlarvt, was sie immer schon war: Als haltlos und unseriös. Denn nunmehr wurde offiziell von den EU-Finanzministern beschlossen, dass im Falle der Schieflage einer Bank jene Sparer, die mehr als 100.000 Euro auf ihrem Konto haben, nicht geschützt sind.

Ist das überraschend? Für mich nicht. Kurz nach der Merkel-Garantie, nämlich am 13. Oktober 2008, hatte ich in den IMMOBILIEN NEWS geschrieben:

„Vergangene Woche waren fast alle Kommentatoren hellauf von Merkels und Steinbrücks ‚Garantie‘ begeistert. Ich nicht. Ich bleibe dabei, was ich vergangene Woche geschrieben habe: Es ist eine höchst diffuse und unverbindliche, allgemeine Bekundung … Wahrscheinlich war das Ganze nur eine politische Proklamation von Frau Merkel und Herrn Steinbrück mit etwa der gleichen Verbindlichkeit wie einst Norbert Blüms treuherzige Versicherung: ‚Die Rente ist sicher‘. Insbesondere vermögende Anleger sollten sich auf gar keinen Fall darauf verlassen, dass im Fall eines Versagens der Einlagensicherungssysteme ihre Einlagen in unbegrenzter Höhe von Merkels Zusage geschützt sind.“

Unmittelbar nachdem Angela Merkel auf dem Höhepunkt der Zypern-Krise ihre Garantie wiederholte und die Politiker beruhigten, das Vorgehen bei Zypern sei eine „Ausnahme“, schrieb ich am 25. März 2013 in den IMMOBILIEN NEWS unter der Überschrift „Testballon Zypern“:

„Aktuelle Umfragen belegen, dass der Anteil der Deutschen, die sich Sorgen um ihr Erspartes machen, nach dem „Fall Zypern“ massiv gestiegen ist. Angela Merkel sah sich sogar veranlasst, ihre lächerliche ‚Garantie‘ für die Sparguthaben, die sie seinerzeit auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gegeben hatte, um einfache Gemüter zu beruhigen, erstmals ausdrücklich zu wiederholen … Zypern ist für die europäischen Politiker ein Testballon. Er zeigt, was offenbar nicht geht, nämlich eine relativ gleichmäßige Belastung der Bürger/Sparer. Zugleich wird deutlich, was allgemein eher akzeptiert wird, nämlich ‚die Reichen‘ drastisch zur Kasse zu bitten. Zypern ist ein Testfall, der zeigt, wie so etwas funktioniert: In einer geheimen, unangekündigten Aktion wird am Wochenende die Enteignung beschlossen, die Banken werden für eine Woche geschlossen, damit niemand an sein Geld kann.“

Leider habe ich mit all dem Recht behalten, wie die Beschlüsse der EU-Finanzminister vom 27. Juni 2013 zeigen. Jeder „Vermögende“, der mehr als 100.000 Euro auf dem Konto hat, sollte nun wissen, dass sein Geld im Fall der Schieflage seiner Bank alles andere als sicher ist. Die sogenannte Merkel-Garantie gilt für ihn jedenfalls nicht. „Reiche“ sind bekanntlich eine Minderheit, deren Rechte als nicht schutzwürdig gelten.

Wer glaubt, dass die Finanzkrise vorbei ist, braucht sich darüber natürlich keine Sorgen zu machen. Wer dagegen in sein Kalkül auch die Möglichkeit einbezieht, dass die Finanzkrise mit noch größerer Wucht wiederkehren wird, der sollte handeln.

Was tun?

  1. Immobilien kaufen – am besten in Deutschland und den USA.
  2. Die fallenden Goldpreise jetzt zum Einstieg nutzen.
  3. Geld in Aktienfonds anlegen. Das sind Sondervermögen, die im Fall einer Bankpleite geschützt sind.
  4. Liquide Mittel kann man leider nicht mehr beim Tagesgeldkonto der Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland parken, denn das wurde kürzlich abgeschafft. Liquide Mittel kann man aber bei einigen Schweizer Banken wie der Züricher Kantonalbank parken, bei der es gesetzlich festgeschrieben ist, dass der Schweizer Staat unbegrenzt und in voller Höhe haftet, wenn die Bank pleite geht. Das ist auf jeden Fall mehr Wert als die Merkel-Garantie, denn dann muss schon die Schweiz pleite gehen, damit das Geld weg ist.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.