Düstere Aussichten

Erschienen am 17. März 2008

Das letzte Mal, dass die Fed direkt einer Bank zur Hilfe eilte, war in den 60er Jahren. Doch die Fed greift nunmehr massiv bei Bear Stearns, der fünftgrößten Investmentbank der USA, ein. Denn, so Fed-Chef Bernanke: Es gehe jetzt um die „Funktionsfähigkeit des gesamten Finanzsystems“. In dieser Woche legen neben Bear Stearns auch Lehmann Brothers und Morgan Stanley ihre Zahlen vor – man darf neugierig sein.

Als ich im vergangenen Jahr an dieser Stelle immer wieder eindringlich vor der Illusion warnte, die Finanzkrise habe ihren Höhepunkt überschritten oder sei gar vorbei und als Immobilienmann sogar dazu riet, aus Vorsichtsgründen neben Immobilien auch Gold zu kaufen, belächelten mich manche Leser als „Krisenprophet“.

„Die Angst vor einem Bankenkrach heute wird die Ursache für einen noch viel größeren Bankenkrach morgen sein“, schrieb ich Ende August 2007 in meinem Kommentar der IMMOBILIEN NEWS und kritisierte scharf die Politik von Ben Bernanke, der mit Zinssenkungen versucht, den Problemen Herr zu werden. Die Situation spitzt sich jetzt dramatisch zu. Die amerikanische Notenbank akzeptiert inzwischen als Sicherheit von den Banken Ramschanleihen, die sonst niemand kaufen will. Das Vertrauen zwischen den Banken sinkt zusehends – alle horten Liquidität.

Ohne die Staatsfonds aus Dubai, Singapur und Saudi Arabien wären zahlreiche US-Banken bereits pleite. Ob diese Staatsfonds ihr Engagement weiter ausdehnen, ist fraglich – sie haben bereits jetzt sehr viel Geld verloren. Ein Beispiel: Prinz al-Walid bin Talal aus Saudi-Arabien, einer der größten Aktionäre der Citigroup und noch vor kurzem der viertreichste Mann der Welt, rutschte auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt jetzt auf Rang 19.

Die massiven Zinssenkungen (ich rechne damit, dass die Fed den Zinssatz in den nächsten Monaten so weit senken wird wie in Japan) lösen das Problem nicht dauerhaft. Viele Banken werden ihr Eigenkapital erhöhen müssen, weil die Kurse der verbrieften Kredite (für die es im Grunde keinen Markt mehr gibt) weiter fallen. Wenn zusätzlich die Aktienkurse fallen, wird dies die Not der Banken weiter erhöhen. Zudem könnte die drohende Insolvenz großer Hedgefonds viele Banken weiter in Bedrängnis bringen. Die Probleme der Banken spiegeln sich im rapiden Kursverfall wider. Allein seit Jahresbeginn verlor z.B. die Citigroup 30% und die UBS 43%.

Wenn sich die Finanzkrise zuspitzt, wird der Staat – wie in Deutschland bereits geschehen – einspringen, die Banken retten und die ins Endlose steigende Staatsverschuldung qua Inflation und Steuererhöhung auf die Bürger abwälzen. Politisch hätte eine Zuspitzung der Krise zur Folge, dass die „Linkspartei“ in Deutschland weiteren Zulauf erhält und es irgendwann zu einer rot-rot-grünen Bundesregierung kommen wird. Für die Immobilienwirtschaft sind all dies düstere Aussichten.

Zugleich bietet die Situation jedoch auch Chancen: Es wird eine Flucht der Anleger in die Sicherheit geben, von der nicht nur Anbieter von Gold und inflationsgeschützten Anleihen, sondern auch von Immobilien(produkten) profitieren werden. Staatsanleihen, die in letzter Zeit von der Krise profitiert hatten, sind wegen der steigenden Inflationsgefahren eine schlechte Alternative, was die Anleger früher oder später begreifen werden.

Sehr vorsichtigen privaten Anlegern, die Angst vor einem großen Bankenkrach haben, rate ich, ihre Einlagen bei derjenigen Bank zu leisten, bei der sie ihre Immobilienkredite haben und für den Fall der Insolvenz vorsichtshalber schon jetzt einen insolvenzfesten Vertrag abzuschließen, der die Aufrechnung von Bankeinlagen gegen Immobilienkredite gewährleistet. Sich alleine auf den Einlagensicherungsfonds zu verlassen, halte ich für riskant. Denn erstens besteht – was Viele nicht wissen – gar kein Rechtsanspruch auf dessen Leistungen und zweitens wäre dieser bei einem wirklich großen Bankenkrach auch gar nicht in der Lage, alle zu entschädigen.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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