Egalitarismus auf dem Vormarsch – Eliten denken an den Abmarsch

Erschienen am 11. März 2013

Die Entwicklung hin zu einer europäischen Planwirtschaft geht immer rascher voran. Nachdem die Unabhängigkeit der EZB beseitigt wurde und es damit keinen Widerpart gegen staatliche Exzesse mehr gibt, macht sich die EU jetzt daran, alles zu regulieren. „Kein Markt, kein Produkt und auch kein Sektor darf künftig von der öffentlichen Kontrolle ausgenommen sein. Genau das mache ich, das macht Europa“, so EU-Kommissar Michel Barnier im Interview mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG vom 10.März.

In der letzten Ausgabe der IMMOBILIEN NEWS hatte ich angesichts der Pläne zur Beschneidung von Banker-Boni vorausgesagt: „Wenn man einmal anfängt, Managergehälter zu regulieren, dann wird das bald auch für andere Branchen und Segmente der Wirtschaft gemacht, nicht nur für die Banken.“ Genau das fordert Barnier jetzt: „Die Gehälter und Boni mancher Spitzenmanager lassen sich mit einer gerechten Einkommensverteilung nicht vereinbaren… In der gesamten Wirtschaft muss Schluss sein mit den Gehaltsexzessen, nicht nur bei den Banken“, so fordert Barnier, der eine Initiative zur Begrenzung von Managergehältern ankündigt. Bis zum Jahresende will die EU ein Maßnahmenpaket zur Begrenzung von Managergehältern vorlegen.

Der Etatismus und der Egalitarismus in Europa sind auf dem Vormarsch. Und die Eliten denken an den Abmarsch. In dem aktuellen „Wealth Report 2013“ von Knight Frank (siehe Beitrag unten) heißt es, von den High Net Worth Individuals (HNWIs) dächten immer mehr daran, ihr Land zu verlassen. Nachfolgend der Prozentsatz der Super-Reichen, die daran denken, aus ihrer jeweiligen Region auszuwandern:

  • Lateinamerika 73%
  • Russland 67%
  • Naher Osten, Afrika 61%
  • Europa 60%
  • Asien 43%
  • Nordamerika 33%
  • Australien 26%

Diese Rangliste ist kein Zufall: In Lateinamerika machen sozialistische Regime den Vermögenden das Leben schwer, drohen mit Enteignung und setzen das auch durch. Russland ist kein freies Land, und wer sich dort mit Putin und dem Staat anlegt, muss damit rechnen, ins Gefängnis zu wandern. In Europa nimmt die Reichen-Hatz immer absurdere Formen an. In Frankreich titelte eine große Tageszeitung: „Hau ab, reicher Sack“, nachdem ein Unternehmer erklärt hatte, wegen der geplanten Einkommensbesteuerung von 75 Prozent ab eine Million Euro das Land zu verlassen.

Auch in Deutschland wird die Neiddebatte immer schriller: Es gibt keine Minderheit in unserem Land, die man so hemmungslos beschimpfen darf wie „Banker“, „Manager“ und „Reiche“. Diese Bevölkerungsgruppen werden ausschließlich mit negativen Attributen belegt, wie etwa „gierig“, „raffgierig“, „asozial“. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Dimap äußern 89 Prozent der Deutschen, Begrenzungen der Gehälter seien hierzulande nötig.

Eigenartigerweise wird bislang nicht eine Begrenzung der Gehälter von Fußballern und Formel-1-Piloten gefordert. Wahrscheinlich, weil in diesem Fall offensichtlich würde, was das für die Länder bedeutet, die solche Kappungen durchsetzen: Den Abstieg aus der Spitzenliga. Genau das gilt jedoch auch für Volkswirtschaften, die ihren Eliten das Leben so lange versauern, bis sie auswandern.

Abraham Lincoln, Präsident der USA von 1861 bis 1865 hatte schon gesagt:
„Ihr werdet die Schwachen nicht stärken,
indem ihr die Starken schwächt.
Ihr werdet den Armen nicht helfen,
indem ihr die Reichen bekämpft,
Der Staat wird bestimmt keine Wohlfahrt schaffen,
wenn er mehr ausgibt, als er einnimmt.
Ihr werdet kein Interesse an den öffentlichen
Angelegenheiten und keine Begeisterung wecken,
wenn ihr dem Einzelnen seine Initiative
und seine Freiheit nehmt.“

Schweden hatte in den 70er Jahren schon entsprechende Erfahrungen gemacht. Als damals der Spitzensteuersatz auf 90% erhöht wurde, wanderte beispielsweise der Ikea-Gründer aus – erst nach Dänemark und dann in die Schweiz. Ich kenne eine ganze Reihe sehr vermögender Menschen, und kaum einer denkt nicht bereits über Auswanderung nach oder hat sich vorsorglich ein zweites Standbein oder zumindest einen Zweitwohnsitz zugelegt – ob nun in Florida, Zürich oder Kapstadt.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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