Eines steht fest: Der nächste Präsident der USA nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau

Erschienen am 13. September 2016

„I feel great, I feel great“, so log die an einer Lungenentzündung erkrankte Hillary Clinton, nachdem sie fast zusammengebrochen war. Ihr Lachen dabei war so künstlich wie immer. Sie ließ zudem verlautbaren, sie habe die Hitze nicht gut vertragen. Leider nicht der erste Fall, wo die demokratische Präsidentschaftskandidatin die Unwahrheit sagte.

Während die Medien hierzulande mit Trump sehr kritisch sind, üben sie große Nachsicht mit Hillary Clinton. Dabei ist schon lange bekannt, dass man ihr nicht trauen kann. In der E-Mail-Affäre hat sie nachweislich nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder gelogen. Trump-Unterstützer haben schon vor Monaten in einem Fernsehspot zahlreiche unwahre Äußerungen von Clinton bzw. Situationen, wo sie dabei ertappt wurde, die Unwahrheit zu sagen, zusammengeschnitten. Man kann davon ausgehen, dass viele Wähler Clintons „I feel great“ als weitere Bestätigung dafür werten werden, dass man ihr nicht glauben kann.

Doch Trump ist keineswegs besser. Ganz im Gegenteil. Auch er hat immer wieder die Unwahrheit gesagt – z.B. als er wider besseres Wissens erklärte, der Vater seines Mitbewerbers Ted Cruz sei in die Ermordung von John F. Kennedy involviert gewesen. Trump behauptete, er habe am Tag von 9/11 tanzende Muslime in den Straßen von New Jersey gesehen (das verwechselte er offenkundig mit Bildern aus dem Gaza-Streifen). Er habe mit Mexikos Präsident Nieto „noch nicht über die Frage gesprochen, ob Mexiko für die die Mauer zahlt“ (doch, stellte Nieto sofort per Twitter klar, er habe Trump gleich zu Beginn des Gesprächs gesagt, dass das überhaupt nicht in Frage komme). Er habe eine Million Dollar für die Veteranen gespendet und insgesamt sechs Millionen eingeworben (was er aber erst Monate später tat, als amerikanische Medien herausfanden, dass kein Geld geflossen war). Er habe Putin persönlich kennen gelernt im Rahmen einer TV-Sendung und im Rahmen einer Miss-Veranstaltung in Moskau. Wenige Wochen später: Er habe Putin nie getroffen…. Wer die Biografie von Michael D’Antonio liest („Michael D’Antonio, Never Enough. Donald Trump and the Pursuit of Success„), wird finden, dass Trump sein Leben lang die Wahrheit verbogen hat. Beispielsweise hat er immer wieder falsche Angaben über die Höhe seines Vermögens gemacht. Ich bin schon neugierig, was herauskommt, wenn er demnächst gezwungen ist, seine Steuererklärung zu veröffentlichen.

Manch einer wird sagen: „Na und, Politiker lügen doch sowieso.“ Jean-Claude Juncker, für mich einer der unsympathischsten europäischen Politiker, hat die Lüge sogar zur Pflicht für Politiker gemacht: „Wenn es ernst wird, muss man lügen“, sagte er, als er – mal wieder – die Menschen in der Eurokrise belogen hatte.

Ich finde aber, es verwischt wichtige Unterschiede, wenn man sagt, „die Politiker lügen doch sowieso“. Nein, man darf nicht alle über einen Kamm scheren. Natürlich: Jeder Mensch hat schon mal gelogen – Sie, ich und auch jeder Politiker. Aber wir bezeichnen ja auch in unserem Alltagsleben nicht alle Menschen undifferenziert nur deshalb als „Lügner“, weil jeder schon mal die Unwahrheit gesagt hat. Auch bei Politikern sollte man unterscheiden zwischen notorischen Lügnern und denen, die es hie und da mal mit der Wahrheit nicht so ganz genau genommen haben.

Hillary Clinton gehört, das hat spätestens die E-Mail-Affäre gezeigt, zu denen, die prinzipiell mit der Wahrheit auf dem Kriegsfuß stehen. Und das gilt für Donald Trump auch. Leider steht also jetzt schon eines fest: Der nächste amerikanische Präsident ist ein Anhänger der Juncker-Philosophie: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“


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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.