„Kleine Wirtschaftswunder“ oder „Eigentor-Kampagne“?

Erschienen am 19. September 2011

„Wir retten die Welt“ – das ist nicht etwa das Motto eines neuen James Bond-Filmes, sondern ein Versprechen der geschlossenen Fonds im Rahmen einer Kampagne des Verbandes Geschlossener Fonds. Und das ist ernst gemeint. Plakatwände sollen aufgestellt werden, auf denen man neben dem Versprechen, die Welt zu retten auch lachende Kinder in einem Planschbecken sieht: „Wir schaffen Räume“, ist dort zu lesen. „Kleine Wirtschaftswunder“, so werden die geschlossenen Fonds von den Machern der Kampagne umgetauft .
Mit der Kampagne sollen auch Journalisten erreicht werden, um eine „sachlichere“ Berichterstattung zum Thema geschlossene Fonds anzuregen. Jene Journalisten, die sich seit Jahren mit dem Thema ernsthaft befassen und die dem geschlossenen Fonds grundsätzlich positiv gegenüberstehen, haben die Kampagne jedoch bereits harsch kritisiert – so etwa die Herausgeber der Branchenmagazine FONDS & Co, IMMOBILIENBRIEF und FONDSBRIEF: Die IMMOBILIEN ZEITUNG veröffentlichte einen kritischen Gastbeitrag von Volker Arndt, dessen Unternehmen US-Treuhand Mitglied im VGF ist – und artikuliert damit die zunehmende Kritik unter Verbandsmitgliedern, von denen in den Fachmedien berichtet wird.
Doch diese Fachmedien waren vielleicht auch nicht die Zielgruppe der Kampagne. Anlass zum Nachdenken gibt nun allerdings, welche Art von Artikeln zum Thema geschlossene Fonds nun auch in großen, überregionalen Medien durch die Kampagne provoziert werden. Die FAZ bringt am 16.9. einen Beitrag mit der Überschrift „Die geschlossenen Fonds sollen freundlicher erscheinen“, der sich mit der Imagekampagne befasst. Der Artikel, bebildert mit dem Flop-Fonds „Riesenrad“, erinnert daran, dass geschlossene Fonds in der Vergangenheit oft mit Verlustzuweisungen und Steuersparmodellen in Verbindung gebracht worden seien und „immer wieder mit waghalsigen Konstruktionen, die für die Anleger häufig in einem finanziellen und juristischen Desaster endeten“. Manche Fondsinitiatoren hätten sich früher unauffindbar ins Ausland abgesetzt, nachdem sie das Geld der Anleger eingesammelt hatten. Andere belasteten die Anleger mit unverschämt hohen Nebenkosten, was auch heute noch vorkommen könne, so die FAZ.
Nach diesen ersten Reaktionen in den Medien werden nun auch von solchen Initiatoren geschlossener Fonds, die ursprünglich die Idee der Kampagne unterstützt hatten, immer stärker Bedenken artikuliert. Inzwischen wird sogar von einer „Eigentor-Kampagne“ gesprochen.
Wer die geschlossenen Fonds als „kleine Wirtschaftswunder“ bezeichnet, der darf sich nicht wundern, dass er damit Gegenreaktionen wie die oben angeführten provoziert. Man muss kein Kommunikationsprofi sein, um zu verstehen, dass mit einer solchen „Heile Welt“-Kommunikationsstrategie genau das Gegenteil dessen bewirkt wird, was man sich eigentlich erhofft hat. Statt zu einem differenzierten und angemessenen Bild der geschlossenen Fonds beizutragen, wird die Kampagne zu einer verstärkten Berichterstattung über die Schattenseiten der Fondswelt führen, weil sich jeder, der etwas vom Thema versteht, aufgerufen fühlt, ein „Aber“ einzuwenden und zu begründen. Und dann ist man automatisch wieder bei den Flops der Branche.
Der Ansatz, sich einmal Gedanken darüber zu machen, wie eine differenziertere Wahrnehmung von geschlossenen Fonds zu erreichen sei, ist gut und richtig. Über die Frage, wie das zu erreichen ist, darf und muss gestritten werden. Dies hat die Kampagne bereits erreicht, und damit doch einen guten Zweck erfüllt. Insofern dürfen sich die Macher von der Agentur bestätigt fühlen, die ja angekündigt hatten, es gehe ihnen darum, Kampagnen zu machen, über die gesprochen wird. Es ist zu hoffen, dass auch der VGF auf die zunehmende Kritik nicht verbiestert, sondern sportlich und konstruktiv reagiert und sie zum Anlass für eine breit angelegte Debatte nimmt, wie man das Produkt besser positionieren kann.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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