Mein Gefühl vor der US-Wahl – und wie ich Trump sehe

Erschienen am 25. Oktober 2020

Warnung: Wer Trump hasst und wer Trump verehrt, der sollte diesen Artikel vielleicht nicht lesen. Sie werden sich nur ärgern.

Die Mehrheit der Westeuropäer ist gegen Trump und für Biden. Und dann gibt es eine kleine Minderheit von Trump-Fans. Die Medien in Deutschland und Europa berichten extrem einseitig – sie sind fast ausnahmslos auf der Seite von Biden und gegen Trump. Das führt bei einer Minderheit zu einer Gegenreaktion: Sie sind für Trump, weil alle anderen gegen ihn sind. Differenzierte Positionen zu Trump gibt es kaum: Entweder sind die Leute 100% gegen ihn und halten ihn für einen Teufel. Oder sie sind zu 100% für ihn und halten ihn für ein Genie.

Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Trump. Während des Wahlkampfes vor vier Jahren war ich zwei Monate in den USA; zudem habe ich alle wichtigen Trump-Biografien gelesen. Und ich schaue jeden Tag beide Sender: Fox News und CNN. In Deutschland wird Fox als Propaganda-Sprachrohr von Trump dargestellt. Aber so einfach ist das nicht. Trump hat sich in den letzten Monaten immer wieder über Fox News beschwert: Der Unterschied zu den letzten Wahlen, so sagte er letzte Woche in einer Rede, sei: „We’ve lost Fox.“ Ja, Fox News ist eher Pro-Trump (besonders der Moderator Sean Hannity), aber Fox ist nicht so einseitig Pro-Trump wie CNN oder die New York Times Anti-Trump sind.

Ich erlaube mir eine differenzierte Position zu Trump, wissend, dass ich damit sowohl die Trump-Hasser wie die Trump-Fans verärgere. Aber das stört mich nicht.

Was gefällt mir an Trump?

Trump hat besonders in der Wirtschafts- und Steuerpolitik einige gute Dinge umgesetzt. Statt immer mehr Regulierung, wie das unter Obama der Fall war, hat er eher auf Deregulierung gesetzt und eine Reihe von überflüssigen Vorschriften abgeschafft. Zudem hat er die Steuern deutlich gesenkt. Beides hat der US-Wirtschaft sehr gut getan. Die Arbeitslosigkeit ist (bis zu Beginn der Corona-Krise) massiv zurückgegangen. Die Aktienmärkte haben geboomt.

Mir hat schon immer an Trump gefallen, dass er nichts auf politische Korrektheit gibt. Politische Korrektheit bedeutet eine massive Freiheitsbedrohung, und in den USA ist sie sogar noch weiter verbreitet als in Europa. Da wirkt es befreiend, wenn sich jemand nicht an die Sprachregeln der politischen Korrektheit hält. Trumps Vorgänger Obama hat sich um Themen wie Transgender-Toiletten gekümmert und sich sogar unterwürfig entschuldigt, nachdem er eine positive Bemerkung über das Aussehen einer Staatsanwältin gemacht hat, was zur Empörung der politisch Korrekten geführt hatte. Viele Amerikaner waren und sind – so wie ich – von dieser politischen Korrektheit genervt, und das hat Trump sehr genutzt.

Trump tritt für „Law and Order“ ein und thematisiert immer wieder kritisch die linke Gewalt, die von Kräften wie der Antifa ausgeht. Die Demokraten schweigen dazu. Wer die Medien in Europa liest, hat kein angemessenes Bild vom Ausmaß der linken Gewalt in den USA. Und Trump stellt sich entschlossen gegen die irrwitzigen „defund the police“-Forderungen der Linken. All das gefällt mir an Trump.

Was gefällt mir nicht an Trump?

Ich mag ganz generell keine Menschen, die lügen. Manche Trump-Fans entschuldigen seine Lügen damit, dass alle Politiker zuweilen lügen. Aber selten hat ein Politiker so oft und so dreist gelogen wie Trump.

Und ich mag auch keine Menschen, die laufend über Dinge reden, von denen sie keine Ahnung haben. Trump selbst meint, er wisse über alles auf der Welt besser Bescheid als alle anderen. Natürlich ist das nicht der Fall. Ein Mensch, der nicht weiß, was er weiß und was nicht, der nicht die Grenzen seines Wissens kennt, wird mehr Fehler machen als nötig. Wenn man Trumps Äußerungen zu Covid 19 aus den Monaten seit Januar 2020 liest, kann man sich nur an den Kopf greifen. Dass die meisten europäischen Politiker ebenfalls in der Corona-Krise versagt haben, macht das nicht besser.

An Trump gefällt mir vor allem nicht seine Sympathie für Diktatoren. Die liebevollsten Äußerungen von ihm gibt es stets zu Autokraten und Diktatoren wie Putin, Erdogan oder Kim Jong-Un. Er hat mit Kim Jong-Un gesprochen, dagegen ist nichts zu sagen. Herausgekommen ist dabei jedoch nichts. Trump hat in der Nordkorea-Politik ebenso versagt wie seine Vorgänger. Aber er hat den unmenschlichen Diktator Kim in den höchsten Tönen gepriesen, was nicht nur überflüssig war, sondern eines amerikanischen Präsidenten unwürdig.

In der Wirtschafts- und Steuerpolitik, das habe ich gesagt, hat er manches richtig gemacht. Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit: Er hat den Kurs der massiven Staatsverschuldung fortgesetzt. Und er hat eine protektionistische Politik gegen den Freihandel betrieben – das sind zwei negative Punkte, die mir nicht gefallen.

Und wie sieht es aus deutscher Sicht aus? Dass Trump Angela Merkel nicht mag, spricht nicht gegen, sondern für ihn. Auch wenn er verstärkte Verteidigungsanstrengungen der Europäer und besonders der Deutschen fordert, ist das berechtigt. Aber seine protektionistische Handelspolitik ist eine Gefahr für unsere Wirtschaft.

Aber, unabhängig davon: Auch als Amerikaner würde ich Trump nicht wählen. Aber auch nicht Joe Biden. Biden wurde von den Demokraten, die immer stärker nach links gedriftet sind, nach vorne geschoben, um die Wähler zu täuschen. Biden wird nicht nur die schlechte Politik von Barack Obama fortsetzen, unter dem der Vizepräsident war. Er wird auch Teile der linken Agenda von Politikern wie Bernie Sanders und Elizabeth Warren umsetzen – und das ist schlecht für die USA.

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