„Sind Sie Millionär?“ – Kubicki zeigt Merz und Spahn, wie man richtig reagiert

Erschienen am 25. November 2020

Friedrich Merz warf man seine Millionen vor, Jens Spahn seine Millionenvilla – aber beide reagierten nicht souverän. Wolfgang Kubicki zeigte ihnen jetzt, wie man selbstbewusst reagiert.

Während Trump in den USA damit protzte, wie reich er ist (und seinen Reichtum sogar maßlos übertrieb), reagieren in Deutschland Politiker verunsichert, wenn Journalisten sie fragen, ob sie Millionär sind. Sie wissen, dass wir in einer Neidgesellschaft leben.

Louis Klamroth, von Beruf Schauspieler, hatte vor einigen Tagen den FDP-Vize Wolfgang Kubicki in seiner n-tv-Sendung „Klamroths Konter“ zu Gast: In seinem bekannten inquisitorischen Stil fragte er: „Herr Kubicki, noch eine ganz andere Frage: Sind Sie eigentlich Millionär?“ Und jetzt geschah etwas Ungewohntes. Statt verunsichert zu reagieren, wie das vor ihm andere Politiker taten, lächelte Kubicki entspannt und antwortete selbstsicher: „Das kommt drauf an, wie Sie das definieren: Vermögensmillionär ja, Einkommensmillionär nein.“

Klamroth, der diesen Unterschied vielleicht nicht kennt und für den diese einfache Antwort zu kompliziert war, hakte nach: „Und auf dem Konto?“ Die Frage war so unsinnig, dass Kubicki nicht genau wusste, was er darauf antworten sollte. „Deshalb ja: Einkommensmillionär nein.“ Klamroth erläuterte jetzt den „Sinn“ seiner Frage: Herbert Grönemeyer habe ja vorgeschlagen, Millionäre sollten jetzt in der Coronakrise helfen und Notleidende unterstützen, konkret habe der Sänger vorgeschlagen, Millionäre sollten „50.000 und 150.000 Euro-Beträge abgeben. Würden Sie das machen, ist das ne gute Idee?“

Kubicki: „Das kann Herbert Grönemeyer gerne machen. Er kann auch ne Stiftung ins Leben rufen, die das macht. Aber diese Erwartung, andere zu richten, halte ich für ziemlich vermessen, werde ich natürlich nicht tun.“ Klamroth fasste nach: „Das wäre ne Art freiwilliger Solidaritätszuschlag“. Kubicki: „Ja, wenn Sie meine Steuerbelastung sehen würden, würden Sie auf die Idee gar nicht kommen, dass ich noch etwas oben draufpacken müsste.“ Damit war das Thema beendet.

Spahn, Chebli und Merz

Als man dem Gesundheitsminister Jens Spahn kürzlich vorwarf, in Berlin-Dahlem eine schöne Millionenvilla zusammen mit seinem Mann erworben zu haben, reagierte er unsicher, als ob man ihn bei einer schlimmen Tat ertappt hätte. Er bemühte Gerichte, damit der Kaufpreis nicht genannt werde. Das fachte erst Recht Gerüchte an, beispielsweise, er habe den Kredit von der Sparkasse, in deren Aufsichtsrat er früher saß, möglicherweise zu Vorzugskonditionen bekommen. Scheinheilig verlagerten die Kritiker ihre Vorwürfe auf dieses Feld, damit das Neidmotiv nicht allzu offensichtlich wurde – es gibt jedoch keinen Beleg, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Spahn weiß offenbar, dass es in der deutschen Neidgesellschaft als Schande gilt, vermögend zu sein oder einen vermögenden Partner zu haben. Gibt es eine Pflicht für Minister im Reihenhaus oder zur Miete zu wohnen oder einen Partner zu haben, der kein Geld hat?

Ähnliches musste die linke SPD-Politikern Sawsan Chebli erleben, gegen die eine Neidkampagne entfacht wurde, weil sie eine Rolex-Uhr besitzt. Man kann viel gegen Chebli vorbringen, aber was daran verkehrt sein soll, eine Rolex zu tragen, erschließt sich nur Sozialneidern. Jeder Politiker kann mit seinem Geld machen, was er will – und im Übrigen hatte sie die Uhr wohl gar nicht selbst gekauft, sondern geschenkt bekommen.

Und erinnern Sie sich noch an Friedrich Merz? Es fing an mit der BILD-Zeitung, die in großen Lettern die absurde Frage stellte, ob man als Millionär überhaupt Bundeskanzler sein könne. Dann setzte BILD die Diskussion mit einer großen Leser-Aktion über das Vermögen bzw. Einkommen von Friedrich Merz fort. BILD initiierte dazu extra eine Leseraktion. Merz druckste zunächst herum:

BILD-Leser per Video: „Herr Merz, sind Sie Millionär?“
Merz: „Also, ich lebe in geordneten persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen, die mir eine hohe persönliche und politische Unabhängigkeit geben.“
Darauf wurde nachgefragt: „Wissen Sie nicht, ob Sie Millionär sind?”

Merz: „Doch, ich weiß das schon. Ich kenne meine Einkommens- und Vermögensverhältnisse.”

Die erneute Nachfrage: „Warum sagen Sie nicht einfach: ‚Ja, ich bin Millionär’?“

Merz: „Ich liege jedenfalls nicht darunter.“

BILD spann das Thema in mehreren Artikeln fort, gab nicht auf, bis Merz „zugab“, dass er Einkommensmillionär ist. In der BILD AM SONNTAG sagt er schließlich: „Meine Frau und ich waren Studenten, als wir geheiratet und das erste Kind bekommen haben. In dieser Zeit mussten wir jede Mark umdrehen. Angefangen habe ich mit einem für eine Familie mit zwei Kindern überschaubaren Einkommen eines Referendars in Saarbrücken Heute verdiene ich rund eine Million Euro brutto.“

Man merkte, dass es Merz peinlich ist, Millionär zu sein. Daher fügt er hinzu, er sei „Teil der gehobenen Mittelschicht“. Begründung: „Für mich ist die gesellschaftliche Mitte nicht eine rein ökonomische Größe. Ich habe von meinen Eltern die Werte mitbekommen, die die Mittelschicht prägen: darunter Fleiß, Disziplin, Anstand, Respekt und das Wissen, dass man der Gesellschaft etwas zurückgibt, wenn man es sich leisten kann.“

Das war natürlich ein gefundenes Fressen für die Medien, die sich jetzt auf Merz einschossen und „entlarvten“, dass er zur Oberschicht gehört. Die „Süddeutsche Zeitung“ brachte einen Artikel mit der Headline: „Gehört ein Millionär zur Mitte?” Der SPIEGEL titelte: „Warum Merz nicht zur Mittelschicht gehört.”

Merz und Spahn könnten etwas von Kubicki lernen. Wäre ich an Stelle der Politiker gewesen, hätte ich, frei nach Klaus Wowereit, geantwortet: „Ich bin Millionär, und das ist gut so. Und ich freue mich, in einem Land zu leben, in dem es jedem frei steht, danach zu streben, Millionär zu werden, wenn er das denn möchte.“

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