Wer das nicht gesehen hat, sollte es sich unbedingt auf der ARD-Mediathek anschauen: Der ehemalige griechische Finanzminister und heutige Hoffnungsträger der europäischen Linken, Yanis Varoufakis, bei Maischberger. Ich habe schon viele Talkshows mit ihr gesehen, aber noch keine, wo sie völlig hilflos die Kontrolle verloren hat. An ihrer Stelle wäre ich aufgestanden und gegangen. Denn Varoufakis ließ sie nicht zu Wort kommen. Sie nicht und sonst auch keinen anderen Gast. Maischberger war vollkommen entnervt, und nicht nur sie. Leider hatte keiner der anderen Gäste den Mut, auf einer Metaebene anzusprechen, was da ablief.
Spiegel-Online überschreibt den Bericht über die Talkshow treffend mit: „Alles Deppen außer Yanis.“ Varoufakis stritt ständig alles ab: Er habe dies und jenes nie gesagt, alle drehten ihm das Wort im Munde rum, keiner kenne die Fakten, keine habe eine Ahnung. Und dies war für ihn der Grund, ständig alle zu unterbrechen, vor allem auch die Moderatorin. Ein linker Besserwisser mit einem geradezu enormen Redezwang. Zwar lächelte er ständig krampfhaft, aber dies konnte seine Aggressivität nicht verbergen.
Jeder, der die Sendung gesehen hat, versteht nun, warum der linke Hoffnungsträger aus Griechenland nicht nur Finanzminister Schäuble, sondern auch alle anderen europäischen Politiker extrem entnervt hat. Aber Varoufakis steht für jene Haltung, die leider auch vielen anderen Griechen nicht fremd ist: Schuld sind stets die anderen. Und Schuld ist natürlich der entfesselte Kapitalismus.
Dabei hat kein Land so viele Hilfen bekommen wie Griechenland. Dank? Oh nein. Die Hilfen seien gar keine gewesen, er habe sie niemals gewollt. Lob hatte Varoufakis nur für eine Politikerin übrig: Angela Merkel lobte er wegen der Flüchtlingspolitik über den grünen Klee und mit überschwänglicher Begeisterung. Ja, Frau Merkel, dies sollte Ihnen vielleicht zu denken geben: „Sag mir, wer deine Freunde sind, und ich sage dir, wer du bist“, so sagt ein deutsches Sprichwort. Beistand erhielt Varoufakis in der Talkrunde nur von seiner ideologischen Gesinnungsgenossin Sarah Wagenknecht.
Wie genau es Varoufakis mit der Wahrheit meint, wissen wir übrigens, seitdem er Gast bei Günther Jauch war. Da wurde das Video gezeigt, wo er den Deutschen den Stinkefinger zeigte. Er behauptete in der Sendung, dies sei eine Fälschung. Schon am nächsten Tag stellte es sich heraus, dass das eine Lüge war. Dummdreist nennt man so etwas: Etwas als Lüge zu bezeichnen, von dem man eigentlich wissen muss, dass sich diese Behauptung selbst in kürzester Zeit als Lüge herausstellen muss.
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