Was macht Trump nach seiner Präsidentschaft?

Erschienen am 9. November 2020

Auch wenn Trump selbst und viele seiner Anhänger das derzeit noch nicht glauben wollen: Der jetzige Präsident wird nach der voraussichtlichen Wahl und Vereidigung von Joe Biden im Januar Privatmann sein. Was wird er danach tun?

Was wird er danach tun?

Wird er beginnen, auf eine Wiederwahl im Jahr 2024 hinzuarbeiten?

Einerseits: Trump hat mehr Menschen bei diesen Wahlen für sich mobilisiert, als man ihm zugetraut hätte. Ohne die Covid-19-Pandemie wäre er vermutlich wiedergewählt worden. Derzeit ist kein anderer aussichtsreicher Kandidat der Republikaner für 2024 in Sicht. Andererseits: Viele Republikaner, die Trump eigentlich ablehnen, sind die letzten Jahre ruhig geblieben, das wird sich jedoch ändern. Jene Republikaner, die ihn immer abgelehnt haben, werden demnächst ihre Stimme lauter erheben und es werden sich neue Hoffnungsträger herauskristallisieren.

Zudem ist es unsicher, ob Trump es überhaupt noch einmal versuchen will. Man hatte in den ersten Jahren seiner Amtszeit den Eindruck, dass ihm das Amt des Präsidenten nicht unbedingt Freude macht. Es ist mit vielerlei persönlichen Einschränkungen und ständiger öffentlicher Kritik verbunden. Kann also sein, dass er gar nicht wieder kandidieren möchte. Zudem ist fraglich, wie all die Prozesse ausgehen, die demnächst gegen ihn angestrengt werden.

Wird er sich primär auf seine geschäftlichen Aktivitäten konzentrieren?

Trumps Geschäfte sind offenbar nicht gut gelaufen – seit vielen Jahren. Er soll laut „New York Times“ ein Jahrzehnt lang keinerlei Einkommensteuer auf Bundesebene gezahlt haben. Die Zeitung, der vertrauliche Daten aus den Steuererklärungen von zwei Jahrzehnten vorlagen, bezog sich dabei auf zehn der 15 Jahre nach dem Jahr 2000. So habe Trump etwa 2016, im Jahr seiner Wahl, lediglich 750 Dollar an jährlicher Einkommensteuer gezahlt. Gleiches gelte für das Jahr darauf. Trump hat das bestritten, da er jedoch bis heute seine Steuererklärungen nicht vorgelegt hat, sondern die Berichte der NYT pauschal nur als Fake News bezeichnet hat, bleiben Zweifel, ob er wirklich so reich und geschäftlich erfolgreich ist, wie er stets behauptete. Diese Zweifel bestehen schon länger. Trump lag deshalb im Dauerstreit mit „Forbes“. Das Magazin setzte das Vermögen Trumps sehr viel niedriger an als er selbst behauptete. Trump kam stets zu wesentlich höheren Bewertungen als Außenstehende, weil er den finanziellen Wert seines Namens extrem hoch einschätzte. Einmal erklärte er die Differenz zwischen zwei Angaben zu seinem Vermögen, wovon die eine bei sechs und die andere bei 3,5 Milliarden Dollar lag, mit dem Wert des Markennamens Trump. Demnach war dieser Name seiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt 2,5 Milliarden Dollar wert. Obwohl der Name Trump in den Interbrand-Ranglisten mit wertvollen Namen nicht auftauchte, gab er 2010 in einem Schriftsatz an, eine unabhängige Einschätzung habe dessen Wert auf drei Milliarden Dollar angesetzt. Damit wäre sein Name der wertvollste Einzelposten in seinem Portfolio gewesen, denn keine seiner Immobilien oder anderen Investments war so viel wert. Aber: Wie viel ist der Name der Marke Trump heute noch wert? Ja, er hat viele Anhänger und Bewunderer, aber auch viele Feinde. Der wirtschaftliche Markenwert, der sicherlich noch nie so hoch war, wie von Trump angegeben, ist mit Sicherheit nicht größer, sondern sehr viel geringer geworden.

Auch sein Erfolg im Immobilienbereich wird von Trump größer dargestellt, als er ist, denn seine Eitelkeit hat ihm häufig bei seinen Investments im Weg gestanden. Während sein Vater vermögend wurde durch den Bau von großzügig ausgestatteten, aber luxusfernen Wohnungen für den Mittelstand in Brooklyn, strebte Trump nach Manhattan und kaufte dort Immobilien wie etwa das Plaza Hotel zu völlig überhöhten Preisen, weil ihm das Image des Gebäudes wichtiger war als die Wirtschaftlichkeit. Trump räumte damals selbst ein, er könne niemals den Preis rechtfertigen, den er dafür gezahlt habe, ganz egal, wie erfolgreich das Plaza werde. Ihm ging es ausschließlich darum, eine „Trophäe“ zu erwerben, die sein Image weiter aufwertete. Kein rational denkender Immobilieninvestor hätte einen so hohen Preis gezahlt wie Trump. In der Tat erwies sich das Hotel als Fehlinvestment. So wie mit dem Hotel ging es Trump mit einigen seiner Investments, die er aus Prestigegründen zu überhöhten Preisen erwarb.

Ein sehr viel besseres Geschäft machte er mit vielen anderen Immobilien, die ihm gar nicht gehörten, obwohl der Name „Trump“ gigantisch groß und zumeist in goldenen Lettern auf ihnen prangte: Hier vereinnahmte er hohe Lizenzgebühren, die die Eigentümer für die Verwendung des Namens „Trump“ an ihn entrichten mussten, und schlug somit direkt Kapital aus dem Markenname. Für den Außenstehenden erschien es jedoch so, als gehörten Trump selbst all die Immobilien, auf denen sein Namen zu lesen war, oder als habe er sie gar errichten lassen. Für ihn war das ein hervorragendes Geschäft, denn er verdiente als Lizenzgeber sogar dann noch, wenn seine Partner, denen er die Nutzungsrechte an seinem Namen verkauft hatte, massive finanzielle Probleme bekamen. Aber diese Art von Geschäften wird für ihn in Zukunft nicht mehr funktionieren.

Wird er in Bereichen Medien und Unterhaltung aktiv werden?

Trump ist vor allem ein Entertainer. Allein die Fernsehserie „The Apprentice“ brachte ihm insgesamt 427,4 Millionen US-Dollar ein. Doch es ist kaum vorstellbar, dass Trump nach seinem Job als US-Präsident wieder Reality-Shows im Fernsehen macht. Denkbar wäre es indes, dass er Geldgeber findet, mit denen er ein Medienimperium aufbaut.

Wird er seine Memoiren schreiben (lassen) und als hochbezahlter Redner durch das Land ziehen?

Vermutlich wird Trump jedoch vor allem das machen, was vor ihm alle ehemaligen US-Präsidenten gemacht haben: Seine Memoiren schreiben (lassen) und Vorträge halten. Ehemalige US-Präsidenten verdienen damit viel Geld. Obama hatte vor seinem Amtantritt nur wenig Geld. Aber allein für ihre Buchverträge sollen Obama und seine Frau einen Vorschuss von 65 Millionen Dollar erhalten haben. Hinzu kommen noch Honorare für Reden und Auftritte, die ebenfalls pro Termin im sechsstelligen Bereich liegen. Bill Clinton steigerte sein Vermögen nach dem Ende seiner Amtszeit einer Berechnung der American University aus dem Jahr 2017 zufolge um fantastische 6150 Prozent – ebenfalls überwiegend durch seine Memoiren und bezahlte Reden.

Manches spricht dafür, dass Trump in den nächsten Jahren sein Geld als Redner und Buchschreiber verdienen wird – so wie seine Vorgänger. Und im Übrigen das politische Geschehen in Washington per Twitter kommentieren wird.

Rainer Zitelmann ist Historiker, Soziologe und Immobilienexperte. Über Donald Trump hat er in seinem aktuellen Buch „Die Kunst, berühmt zu werden“ geschrieben.

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