Wer auf Mr. DAX hört, ist selbst schuld

Erschienen am 11. September 2016

Wie naiv manche Medien sind, sieht man daran, wie sie den „Mr. DAX“ gemacht haben. Rein zufällig saß ein einfacher Börsenhändler namens Dirk Müller direkt unter der DAX-Tafel auf dem Frankfurter Parkett. Dadurch war er für alle Fernsehzuschauer gut sichtbar und für die Medien wurde er allein durch diese Platzierung zum viel zitierten „Börsenexperten“ und begehrten Interviewpartner zum Thema Aktien.

Im Januar 2009 veröffentlichte Müller das Buch „Crashkurs“, in dem er eindringlich warnte: „Aktien und Aktienfonds gehören in diesen unsicheren Zeiten einfach nicht ins Depot.“ Das Buch stand mehrere Wochen auf Platz 1 der Bestseller-Liste des „Spiegel“, aber die Anleger, die dem Rat von „Mr. DAX“ folgten, waren sehr schlecht beraten. Denn vom Erscheinen des Buches im Januar 2009 bis heute konnte sich der DAX von 4.171 bis auf etwa 10.500 Punkte mehr als verdoppeln!

Während Mr. DAX 2009 der Meinung war, man solle die Finger von Aktien lassen, hielt er es im Frühjahr 2015 offenbar für genau den richtigen Zeitpunkt, jetzt einzusteigen. Damals notierten die Aktien in den meisten Märkten auf höchstem Niveau, in Deutschland übersprang der DAX sogar die Marke von 12.000 Punkten (und hatte sich damit gegenüber dem Zeitpunkt, wo Mr. DAX in schrillen Tönen vor Aktien warnte, verdreifacht!). Für einen anerkannten Börsenexperten also genau der richtige Zeitpunkt, um jetzt auf Aktien zu setzen. Man muss halt etwas vom richtigen „Timing“ verstehen…

Im April 2015 legte der „Börsenexperte“ deshalb einen eigenen Fonds auf, der sogar werbewirksam seinen Namen trägt. Wollte er damit seinem Status gerecht werden und endlich mal allen zeigen, wie viel er von Aktien versteht? Oder wollte er vielleicht auch nur selbst endlich mal Geld verdienen, was ihm mit der Befolgung seiner Börsenratschläge in den vergangenen Jahren ganz bestimmt nicht gelungen ist? Das Ergebnis ist ernüchternd. Seit Auflage seines Fonds notiert dieser im Minus und schneidet auch schlechter ab als der MSCI World. Ein Indexfonds wäre also deutlich billiger und besser gewesen.

Für mich ist „Mr. DAX“ gleichwohl ein guter Ratgeber: Man muss nur das Gegenteil von dem tun, was er tut und empfiehlt – und hat damit dann eine gute Chance, sein Vermögen zu vermehren.

Die Medien, die einen einfachen Börsenhändler zum „Experten“ machten, nur weil er zufällig unter der DAX-Tafel saß, sollten vielleicht mal selbstkritisch darüber nachdenken, was sie ihren Zuschauern und Lesern zumuten. Immerhin gelang es Mr. DAX vorübergehend bis zu 75 Millionen Euro für seinen Fonds einzusammeln.


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Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.