Griechenland: Warum nicht einmal: „Danke“?

Erschienen am 25. Juni 2012

Die europäischen Staaten sowie die privaten Gläubiger – und dabei insbesondere Deutschland – haben Griechenland immer wieder vor dem Konkurs gerettet und dem Land Abermilliarden Schulden erlassen. „Danke“ aus Griechenland hat man dafür aber nie gehört.

Was spricht eigentlich dagegen, dass die Griechen einmal erklären: „Wir wissen, dass wir unter einer verantwortungslosen Regierung mit gefälschten Statistiken die Aufnahme in den Euro erreicht haben. Dafür entschuldigen wir uns. Jetzt sind wir aber Teil der Euro-Gemeinschaft und wir möchten uns für die Milliarden-Hilfen bedanken, die uns die anderen europäischen Steuerzahler gegeben haben und geben. Wir haben auch verstanden, dass einiges in unserem Land zu reformieren ist, zum Beispiel die viel zu hohe Zahl der Beamten. Wir werden das tun, um wieder ein respektiertes Mitglied der Gemeinschaft zu werden und vor allem selbstbewusst auf eigenen Beinen zu stehen, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.“

Leider hört man so etwas aus Griechenland nicht, obwohl dies die Bereitschaft anderer Länder zu Hilfsleistungen sicherlich eher beflügeln würde als ständige Beschimpfungen, gebrochene Versprechen und neue „Forderungen“. Deutschland und Angela Merkel werden aufs Übelste beschimpft und in den griechischen Medien als „Nazis“ dargestellt. Jetzt fordert die neue griechische Regierung als erste Amtshandlung, die vereinbarten Sparmaßnahmen um zwei Jahre zu „strecken“, was nichts anderes heißt, als wieder einmal noch mehr Geld zu fordern.

Vielleicht liegt das auch daran, dass man in Griechenland einfach ein anderes Verhältnis zum Thema Schulden hat. Eine von dem renommierten Ökonomen Kenneth S. Rogoff erarbeitete Analyse über die Zahl und die Dauer der Staatspleiten seit dem Jahr 1800 zeigt: Griechenland war in mehr als der Hälfte dieser Zeit (50,6%) in Umschuldung oder in Staatsbankrott.

Was die Zahl der Staatspleiten anlangt, so ist allerdings Spanien mit 13 Staatspleiten (!) in diesem Zeitraum absoluter Rekordhalter und ich würde mich gar nicht wundern, wenn diese Rekordzahl bald auf 14 steigen würde. Dagegen waren Länder wie die USA, Kanada, Großbritannien, Australien, Neuseeland oder skandinavische Staaten wie Schweden, Norwegen, Finnland oder Dänemark niemals pleite. Und in Südamerika wiederum gibt es kein einziges Land, das nicht mehrfach pleite gewesen war – so wie etwa Venezuela, das in diesem Zeitraum gleich 10 (!) Staatsbankrotte hingelegt hat.

Zurück zu Griechenland: Die Geschichte der vergangenen Jahre ist eine Geschichte der gebrochenen Versprechen. Der griechische Ministerpräsident Papandreou versprach noch im vergangenen März (!) in einem Interview mit dem STERN im Vorfeld eines US-Gipfels zur Euro-Rettung: „Wir werden jeden Cent zurückzahlen. Deutschland bekommt sein Geld zurück – und zwar mit hohen Zinsen.“

An der jetzigen Situation sind nicht nur die Griechen Schuld, sondern auch die anderen europäischen Länder, die von Anfang an die Situation vollkommen verkannt haben. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Griechenland diese Hilfe nie wird in Anspruch nehmen müssen, weil das griechische Konsolidierungsprogramm in höchstem Maße glaubwürdig ist“ – dies erklärte Jean-Claude Juncker, der Chef der Eurogruppe, am 25.März 2010.

Das Schlimme ist, dass das, was bei Griechenland falsch gelaufen ist, nun bei anderen Ländern wiederholt wird. Nur dass Spanien eben wirtschaftlich viel zu groß ist, als dass es gerettet werden könnte, ohne die Retter mit in den Abgrund zu ziehen.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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