3,5%, 4,0%, 4,5%, 5% – 6%?

Erschienen am 6. September 2010

Als vor einigen Jahren Berlin den Vorreiter spielte und die Grunderwerbsteuer von 3,5% auf 4,5% anhob, warnte ich an dieser Stelle sofort, dass ich damit rechne, dass alle anderen Länder nachziehen werden. Und jetzt warne ich: Es wird nicht bei den 4,5% bleiben. Brandenburg und Schleswig-Holstein machen mit 5% den Vorreiter. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis jemand auf die Idee kommt, auch 6% seien doch okay. Ich erinnere mich noch, als in Frankreich die Grunderwerbsteuer über 18% betrug – der Gier des Staates sind keine Grenzen gesetzt.

Wohnimmobilien gefragt wie selten

Das HANDELSBLATT berichtet am 3.9., das Interesse an deutschen Wohnimmobilien sei in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. Wie das Internetportal Immobilienscout berichte, habe die Anzahl der Interessenten pro Angebot vor der Lehman-Pleite im Schnitt zwischen 20 und 30 gelegen. Zwischen September 2008 und Frühjahr 2009 hätten sich im Schnitt 70 Kaufwillige durch jede Offerte geklickt. Während der Griechenland- und Eurokrise sei die Marktspannung bis Mai auf einen neuen Rekordstand von 86 Interessenten pro Angebot gestiegen. Neben der Angst um die Werthaltigkeit des Aktiendepots und der eigenen Währung trieben vor allem niedrige Zinsen für Baugeld Interessenten zum Abschluss. Auch Vermögensverwalter rieten mittlerweile zum Kauf von Wohneigentum. Aktuelle Zahlen des Marktforschungsinstituts Empirica zeigten, dass die Angebotspreise einer üblichen Eigentumswohnung seit 2009 deutschlandweit um 2,7% gestiegen seien. Investitionen in Wohnimmobilien seien aber kein Selbstläufer. Nicht nur ländliche Regionen schwächelten. Mit 21 Suchenden pro Angebot liege auch Saarbrücken weit unter dem bundesweiten Durchschnittswert von 79. Schwach präsentierten sich auch die neuen Bundesländer. Von den 40 von Immobilienscout untersuchten Städten gehörten nur Städte der alten Bundesländer zu den zehn Besten. Neun der zehn letzten Plätze würden hingegen von Ost-Metropolen belegt. Spitzenreiter sei Düsseldorf mit 145 Interessenten pro Angebot. Hier hätten sich die Angebotspreise seit 2007 um 16% auf 3.208 Euro/qm verteuert. Auf dem zweiten Platz folge Frankfurt mit im Schnitt 139 Interessenten pro Angebot. Die Angebotspreise seien um 14% auf 3.324 Euro/qm gestiegen. Kölner Angebote hätten durchschnittlich 112 Interessenten. Derzeit lägen die Angebotspreise bei 1.706 Euro/qm für Wohnungen aus dem Bestand und 2.516 Euro/qm für eine Neubaueinheit. Hamburg zähle mit 3.377 Euro/qm für Neubauwohnungen zu den teuersten Pflastern Deutschlands. Gegenüber 2007 sei der durchschnittliche Angebotspreis um 18% gestiegen. Angebote in der Hansestadt fänden durchschnittlich 120 Interessenten. München liege mit 102 Interessenten nur auf Rang 15. Potenzielle Käufer könnten angesichts der hohen Preise resignieren. Gegenüber 2007 seien die Angebotspreise für Wohnungen und Häuser um 10% bis 15% gestiegen. Die Quadratmeterpreise für Neubauwohnungen lägen bei 4.393 Euro und für Bestand bei 3.273 Euro. Berlin werde nach Jahren der Stagnation wieder populärer. Die Zahl der Interessenten sei in den vergangenen drei Jahren von 18 auf 48 gestiegen. Ein Quadratmeter Altbauwohnung koste im Schnitt 1.519 Euro, Neubauten 2.550 Euro. Häuser gebe es für rund 1.813 Euro/qm (Bestand) und 2.159 Euro/qm (Neubau).

Wohnungsmieten in kreisfreien Städten steigen deutlich

Wie die FTD vom 2.9. berichtet, wird Wohnraum in Deutschland vor allem in den Großstädten immer mehr zum Luxusgut. Den Berechnungen von Empirica zufolge kletterten die Mieten in den kreisfreien Städten von April bis Juni um 2,3%. Das sei der größte Anstieg innerhalb eines Quartals seit Auflage des Index Anfang 2004. Im selben Zeitraum seien die Mieten in den Landkreisen um 0,8% gestiegen. Seit Beginn 2010 hätten die Mieten in den kreisfreien Städten bereits um knapp 3,7% zugelegt. Laut Rainer Braun von Empirica mache sich inzwischen die in der Vergangenheit geringe Neubautätigkeit bemerkbar. Es gebe besonders in den Großstädten zu wenige Wohnungen. Dies zeige sich auch an den Kaufpreisen für Eigentumswohnungen, die in den kreisfreien Städten ebenfalls stark zugelegt hätten. Im Q2 seien sie um 1,9% geklettert. In den Landkreisen hingegen habe der Anstieg im selben Zeitraum nur 0,9% betragen. Das Mieten-Ranking werde nach wie vor von München angeführt, vor Frankfurt, Hamburg und Heidelberg. Dahinter kämen Düsseldorf, Köln und Stuttgart. Im Kaufpreis-Ranking liege München ebenfalls auf dem ersten Platz. Es folgten Hamburg, Baden-Baden, Regensburg, Heidelberg, Frankfurt und Freiburg.

Über den Autor

Rainer Zitelmann ist einer der führenden Immobilienexperten und -netzwerker in Deutschland.

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