Der Euro hat vergangene Woche wieder deutlich verloren und die Marke von 1,40 unterschritten. Das Beispiel Griechenland zeigt, dass der Euro ein prinzipielles Problem hat. Es gibt keine effektiven Mechanismen, um die Mitgliedsstaaten zur Haushaltsdisziplin zu zwingen. Eine gemeinsame Währung ohne eine gemeinsame Haushalts- und Finanzpolitik bleibt ein fragwürdiges Experiment, dessen Ausgang noch völlig offen ist.
Der Euro war von Anfang an ein politisches, kein ökonomisches Projekt. Und deshalb hat man den Euro seinerzeit auch in Ländern eingeführt, die noch niemals eine Haushaltsdisziplin gezeigt haben und die nur mit Lug und Betrug überhaupt die Kriterien für einen Beitritt „erfüllten“. Jetzt stellen sich die anderen Mitgliedsstaaten dumm und tun so, als ob man das nicht bereits vor Jahren hätte wissen oder zumindest ahnen können.
Die nächsten Kandidaten stehen bereit: Portugal etwa hat einen Schuldenberg von 80% des BIP angehäuft, der bald auf 100% steigen könnte. Auch Italien und Spanien haben Riesen-Probleme mit ihrem Haushalt und ihrer Wirtschaft. Wird die Gemeinschaft Griechenland in irgendeiner Form helfen? Das würde den Euro weiter massiv schwächen, zumal jeder weiß, dass dies ökonomisch bei größeren Ländern wie Italien und Spanien überhaupt nicht möglich wäre.
Der Maastrichter Vertrag, einstmals als Garant für einen stabilen Euro gepriesen, ist schon jetzt nicht mehr das Papier wert, auf dem er geschrieben wurde. Abwechselnd wird Jahr für Jahr von verschiedenen Ländern (auch von Deutschland) gegen die so genannten Konvergenzkriterien verstoßen, ohne dass dies irgendwelche Sanktionen zur Folge hätte.
Wenn alle Teilnehmer bei einem Spiel ganz ungeniert gegen sämtliche Spielregeln verstoßen und es keinen unabhängigen Schiedsrichter gibt, der die Einhaltung der Regeln erzwingen könnte, dann werden die Spielregeln faktisch einfach außer Kraft gesetzt.
Wäre die US-Wirtschaft nicht in einer so desolaten Lage, dann hätte der Euro im Verhältnis zum US-Dollar schon viel mehr verloren. Schon leichte Anzeichen für eine Besserung der Verhältnisse in den USA führen dazu, dass der Dollar stärker wird – so wie in den vergangenen Wochen. Dies zeigt wieder einmal, dass eine Diversifikation bei der Anlage nicht nur hinsichtlich der Asssetklassen, sondern auch hinsichtlich der Währungen wichtig ist.
Sowohl der Euro wie auch der Dollar sind in den vergangenen Wochen gegenüber einer dritten Währung, nämlich dem Gold, relativ stabil geblieben. Obwohl der Dollar wieder stärker wurde, ist Gold – anders als früher – nicht im gleichen Maße gefallen. Gold notiert weiterhin knapp unter 1100 Dollar und knapp unter 780 Euro.
Welche Folgerungen sollten Anleger ziehen?
- Die langfristige Stabilität des Euro sollte nicht überschätzt werden. Die Stärke des Euro war in den letzten Jahren lediglich eine Funktion der Schwäche des US-Dollar. Es ist nach wie vor sinnvoll, einen Teil seiner Investments im Dollar anzulegen. Am besten in US-Gewerbeimmobilien, welche einen gewissen Inflationsschutz bieten.
- Sollte sich die Finanzkrise wiederholen, was kein vernünftiger Mensch ausschließen kann, besteht die Gefahr, dass das heutige Finanz- und Währungssystem völlig aus den Fugen gerät. Die Staaten haben kein Geld mehr, um noch einmal eine ähnliche Rettungsaktion wie in der letzten Finanzkrise zu schultern. Das Pulver ist bereits verschossen. Wir fahren jetzt mit hoher Geschwindigkeit ohne Reserverad. Wer für den Fall einer erneuten schweren Krise des Finanzsystems vorsorgen will, sollte einen Anteil von mindestens 50% Immobilien und mindestens 10% physisches Gold in seinem Portfolio haben. Dabei ist dies keineswegs die Anlageempfehlung für ausgewiesene Schwarzseher, Pessimisten und Crashpropheten, sondern nur die für einigermaßen vorsichtige Anleger. Wirkliche Schwarzseher empfehlen längst, sich statt Immobilien und Gold lieber einen Bauernhof zuzulegen. Kommt es wirklich so schlimm, wie diese befürchten, dann hätte man als Makler für Bauernhöfe die besten Chancen…
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