Unterschätztes Risiko Bankkonto: Überlegen Sie zwei Mal, bevor Sie der Bank Ihr Geld geben

Erschienen am 23. März 2021

Nach Wirecard ist mit der Greensill-Bank zum zweiten Mal in kurzer Zeit eine Bank Pleite gegangen. Warum Risiken von Bankeinlagen von den meisten Bankkunden unterschätzt werden.

Die Greensill-Bank (die vorher Norddeutsche NordFinanz Bank hieß) ist pleite, mehrere Kommunen, die dort ihr Geld anlegten, haben Millionenbeträge verloren. Der Bürgermeister der Stadt Emmerich, der dort 6 Millionen Euro angelegt hatte, rechnet vor, dass die Sparkasse 50.000 Euro Strafzinsen dafür verlangt hätte, wenn er bei ihr das Steuergeld geparkt hätte. Die Greensill Bank hingegen habe bis zu 0,3 Prozent Zinsen versprochen. So argumentieren auch die meisten anderen der 50 Kommunen, die ihr Geld der Bank anvertraut haben. Auch die Regierung von Thüringen hat wohl mit sicherem sozialistischen Finanzsachverstand auch so gedacht, als sie der Bank 50 Millionen Euro anvertraute.

Bankkonto – „eine unsinnige Anlageform“

Die meisten Bankkunden unterschätzen das Risiko einer Bankeinlage. 40 Prozent des liquiden Vermögens deutscher Haushalte liegen auf Bankkonten. An lukrativen Zinsen kann es nicht liegen, denn die gibt es schon lange nicht mehr. Offenbar halten die meisten Bankkunden die Bankeinlage jedoch für besonders sicher, da es dort keine Wertschwankungen gibt (wie etwa bei Aktien oder anderen Anlagen). Gerd Kommer, einer der besten Finanzexperten Deutschlands, warnt in seinem soeben erschienenen Buch „Souverän Vermögen schützen“ (gemeinsam mit Olaf Gierhake) ganz generell, dass „Bankguthaben für rationale, informierte Haushalte unsinnige Anlageformen sind“. Ich selbst habe schon in meinem 2015 erschienenen Buch „Reich werden und bleiben“ geschrieben: „Ich kann niemanden verstehen, der über einen längeren Zeitraum sehr große Summen auf der Bank liegen hat. Die Verzinsung steht in keinem angemessenen Verhältnis zum Risiko – und es gibt bessere Alternativen.“

Kommer hält Bankguthaben allenfalls dann für „tolerierbar“, wenn die Summe unterhalb der staatlich garantierten Einlagensicherung von 100.000 Euro liegt – oder wenn man das Geld für einen sehr kurzen Zeitraum dort parkt. Banken argumentieren zwar mit den privaten Sicherungssystemen, doch diese helfen nur, wenn einzelne Banken umkippen – nicht jedoch bei einer systemischen Krise.

Wie rational ist die Hoffnung auf die Staatsrettung?

Die meisten Bankkunden denken einfach nicht darüber nach, was es heißt, Geld auf ein Bankkonto einzuzahlen. Sie leihen damit jemandem Geld ohne eine Sicherheit, d.h. sie geben einen ungesicherten Kredit. Und zwar einem hoch verschuldeten Unternehmen, dessen Fremdkapitalanteil meist bei über 90 Prozent liegt. Sie unterschätzen zudem, wie häufig Banken Pleite gehen. Von 2008 bis 2012, so informiert Kommer, gab es in den USA 465 „Bank Failures“. Das ist der Fachbegriff, wenn entweder staatliche Stützungsmaßnahmen, die Übernahme durch einen Konkurrenten oder ein formaler Konkurs mit anschließender Liquidierung erfolgen. Betroffen sind keineswegs nur kleine Banken, wie wir nicht erst seit der Pleite der Lehman-Bank in den USA wissen. Auch in Deutschland mussten drei große Banken, die Commerzbank23, die Dresdner Bank und die Hypo Real Estate gerettet werden.

Wenn ich über dieses Thema diskutiere werden mir jedoch genau diese Beispiele entgegengehalten: Die Menschen vertrauen darauf, dass die Bank im Zweifel vom Staat gerettet wird, besonders dann wenn sie (wie etwa die Deutsche Bank) offiziell als „systemrelevant“ gilt. Das wird in vielen Fällen so sein, aber ob dies heißt, dass auch jeder Bankkunde gerettet wird, daran habe ich erhebliche Zweifel. Diese Zweifel teilt auch Kommer, der in seinem Buch schreibt, dass wohl weniger als 5% aller einzelnen Kontoguthaben oberhalb von 100.000 Euro lägen: „Aus Sicht der meisten Politiker im Bundestag würden die größeren Guthaben damit der ‚nicht schützenswerten Minderheit der Reichen’ gehören. Einen Rechtsanspruch auf einen solchen Bail-out hätte sowieso niemand.“ Die Zypern-Krise 2013 gilt als Blaupause für diesen Fall: Vermögende Anleger mussten erhebliche Verluste hinnehmen.

Ich verstehe sowieso nicht, warum man sein Geld der Bank in der Hoffnung gibt, im Zweifel werde sie vom Staat gerettet. Wenn ich die Auswahl zwischen zwei Personen hätte, denen ich mein Geld leihen könnte – die eine mit schlechterer und die andere mit besserer Bonität -, dann würde ich sie doch der Person mit schlechterer Bonität nicht nur deshalb leihen, weil ich hoffe, sie würde im Ernstfall von der anderen Person mit besserer Bonität gerettet. Das ist ziemlich „um die Ecke gedacht“. Ich würde das allenfalls – vielleicht – dann tun, wenn die Person mit schlechterer Bonität mir wesentlich (!) höhere Zinsen versprechen würde.

Alternativen

Ich denke über das Thema schon länger nach. Kurz vor der Finanzkrise hatte ich versucht, mit der Bank, bei der ich meine Immobilienkredite habe, eine Vereinbarung zu treffen, dass meine Schulden und Guthaben im Fall einer Bankpleite verrechnet würden. Leider kam diese Vereinbarung dann doch nicht zustande. Danach habe ich Gelder einer Schweizer Kantonalbank anvertraut, weil dort der Kanton unbegrenzt haftet.

Seit vielen Jahren parke ich höhere Beträge stets in kurzlaufenden Staatsanleihen – beispielsweise von Österreich oder Finnland. Zwar muss ich dabei Negativzinsen in Kauf nehmen, doch das akzeptiere ich. Diese Aussage wundert viele Menschen, die es einfach emotional nicht fertig bringen, ihr Geld jemandem zu geben, dem sie dafür bezahlen müssen. Ja, das mutet absurd an. Aber nur für denjenigen, der sich nicht tiefer mit der Materie befasst hat. Reale „Fast-Nullzinsen“ sind bei Staatsanleihen höchster Bonität, auch dies zeigt Kommer, keineswegs so anormal wie die meisten Menschen glauben. Was wirklich neu ist, sind nur die nominalen Nullzinsen. Reale Nullzinsen, also Zinsen nach Abzug der Inflation, sind dagegen in den reichen westlichen Ländern seit 120 Jahren die Regel, wie Kommer in anderen Fachveröffentlichungen eindrücklich anhand langer Zahlenreihen belegt.

In jedem Depot sollte es eine Position geben, die möglichst sicher, wenig volatil und liquide ist. Dieser Anteil am Depot hat ohnehin nicht die Aufgabe, eine Rendite zu erwirtschaften. Dafür sind die Aktien und die Immobilien im Depot zuständig.

Also: Überlegen Sie es sich bei höheren Summen noch mal, ob Sie diese wirklich der Bank leihen wollen. Eine gewisse Geldmenge können Sie als Bargeld ins Bankschließfach geben oder im Garten vergraben. Größere Beträge sollten Sie in kurzlaufenden Staatsanleihen von Ländern bester Bonität parken oder in einem ETF, der in solche Anleihen investiert. Und wenn Sie Furcht vor einer Inflation haben, können Sie auch inflationsindexierte Staatsanleihen kaufen. In jedem Fall müssen Sie allerdings die Negativzinsen akzeptieren. Aber wegen 0,5% Zinsen deutlich höhere Risiken einzugehen, ist einfach nicht rational.

Rainer Zitelmann ist Autor des Buches „Reich werden und bleiben“.

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