Die Aktienkurse steigen auf Höchststände, weil die EZB ankündigt, unbegrenzt Anleihen zu kaufen. Doch die langfristigen Folgen sind dramatisch und sind keineswegs ein Grund zum Jubeln. Ganz im Gegenteil. Faktisch bedeutet diese Entscheidung:
- Der Weg in die Transferunion ist offiziell und endgültig besiegelt. Es ist völlig gleichgültig, wie das Bundesverfassungsgericht urteilt, denn über den „Umweg“ der EZB erfolgt die Vergemeinschaftung der Schulden auf jeden Fall. Eurobonds werden damit durch die Hintertür eingeführt. Der Euro wird „um jeden Preis“ gerettet – und das ist keine gute Nachricht.
- Die Parlamente in Europa sind faktisch entmachtet, weil sie ihre Haushaltshoheit damit verlieren. Künftig regiert die EZB in Europa.
- Die EZB verspielt das einzige und wichtigste Gut einer Zentralbank, nämlich das Vertrauen darin, dass sie eine unabhängige und nur der Stabilität des Geldes verpflichtete Politik betreibt.
- Die Zinsen, die für Staatsanleihen in Europa gezahlt werden müssen, werden künftig faktisch nicht mehr am Markt festgelegt, sondern politisch bestimmt. Schon heute weiß ja niemand mehr, wie hoch die Zinsen für italienische oder spanische Anleihen ohne die EZB-Käufe eigentlich wären.
- Obwohl es derzeit keine Zahlen gibt, die auf eine steigende Inflation hindeuten, ist diese mittel- und langfristig durch die Staatsanleihe-Käufe unvermeidlich.
Europa befindet sich auf einem gefährlichen Weg. Anders als die USA haben wir hier ohnehin strukturelle Probleme durch eine negative demographische Entwicklung und einen nicht mehr finanzierbaren Wohlfahrtsstaat. Auch wenn der Kurs des Euro jetzt kurzfristig gestiegen ist, glaube ich, dass sich langfristig die USA und damit der Dollar besser entwickeln werden. Zwar gibt es auch in den USA Probleme zuhauf, aber die Vereinigten Staaten haben nicht mit den Folgen einer unausgegorenen Währungsunion zu kämpfen und die demographische Entwicklung ist positiver als auf dem alten Kontinent. Zudem ist das wohlfahrtsstaatliche Denken dort weniger ausgeprägt als etwa in Deutschland, wo es fast nur noch sozialdemokratische Parteien gibt.
Wenn Europa in eine tiefe Krise gerät, wird dies jedoch auch die USA nicht unbeeinflusst lassen. Deshalb schauen die Amerikaner zu Recht mit Sorge auf die Entwicklung in Europa.
Gemeinsam ist jedoch Amerikanern und Europäern die unverantwortliche Verschuldungspolitik. Die extrem niedrigen Zinsen, die für Anleihen von Ländern wie Deutschland, USA oder Japan zu zahlen sind, spiegeln die tatsächliche Verschuldungssituation ebenso wenig wider wie die deutlich höheren Zinsen für sogenannte Emerging-Market-Staatsanleihen, die jedoch oftmals weniger verschuldet sind.
Wer langfristig denkt, wird daher einen Teil seines Geldes im US-Dollar-Raum sowie in Anleihen von Schwellenländern anlegen. Und natürlich in Im-mobilien, wobei eine internationale Risikostreuung, z. B. durch Investments in den USA, auf jeden Fall sinnvoll erscheint. Daneben bleibt Gold die ultimative Versicherung gegen den großen Finanzcrash, der mit der Entscheidung der EZB nur in die Zukunft verschoben wurde, aber langfristig fast unvermeidlich erscheint.
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